Jan 15, 2023

Hochwertige Kleider schnell erkennen

Langsam sollte sich überall herumgesprochen haben, dass Fast Fashion wirklich schlecht ist – in jedem Sinne des Wortes. Nicht nur produziert schnell hergestellte und schlecht fabrizierte Billigkleidung ein riesiges Müll- und Umweltproblem, die Arbeitsbedingungen für Fast Fashion sind ebenfalls absolut untragbar. Starten wir also ins neue Jahr mit den besten aller Vorsätze – nämlich keine Billigkleidung mehr kaufen, sondern nur noch auf wenige aber dafür qualitativ hochwertige Kleidungsstücke setzen, die in die Capsule Wardrobe passen.
Denn: Qualität ist nicht nur deutlich langlebiger, sondern auch in jedem Fall stylischer weil absolut zeitlos!

Woran aber erkennt man hochwertige Kleider? Das ist gar nicht so einfach, denn schließlich produzieren selbst teure Marken oftmals Stücke mit minderer Qualität. Der Preis ist also schon mal nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal, auch wenn wir das gerne hätten. Um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, geben wir hier die ultimativen Tipps, wie du wirklich qualitativ hochwertige Kleidung erkennst.

Deine Checkliste zum Erkennen von hochwertiger Kleidung

Bevor wir dir jeden Punkt nochmal ausführlich erläutern, gibts hier unsere ultimative Checkliste. Beachtest du jeden dieser 10 Punkte beim Kauf von Mode, kannst du schnell prüfen, ob du es mit mit guter Qualität zu tun hast.

► Wie ist die Materialzusammensetzung?
► Reißverschlüsse und Knopflöcher prüfen
► Haptik: Wie fühlt sich die Kleidung auf der Haut an?
► Geruch: Riecht die Kleidung chemisch?
► Wie gut ist die Kleidung verarbeitet? (Lose Knöpfe, schiefe Nähte, abstehende Fäden…)
► Textilsiegel beachten
► Drucke und Applikationen überprüfen
► Auf Pilling achten
► Tragekomfort prüfen
► Schnitt und Style checken: Ist die Kleidung zeitlos geschnitten?

 

Materialzusammensetzung bei hochwertigen Kleidern

Naturfasern und wenige Bestandteile charakterisieren u.a. hochwertige Materialien

► Das A& O: Die Materialzusammensetzung

Damenmode in guter Qualität ist auf jeden Fall eine Sache des Materials. Deswegen lohnt es sich, als erstes den Stoff genau zu prüfen und vor dem Kauf auf die Materialzusammensetzung der Kleidung zu achten. Hochwertige Stoffe bestehen meistens aus nur wenigen Materialien und weisen einen geringen Anteil an Kunstfasern wie Polyester auf. (Ausnahmen gelten natürlich beispielsweise für atmungsaktive Sportkleidung, die ausschließlich aus Kunstfasern bestehen!) Generell gilt aber: Je hochwertiger ein Kleidungsstück, umso hochwertiger und natürlicher sind die Fasern. Natürliche Materialien wie Baumwolle, Leinen oder Wolle erkennst du nicht nur an der Optik und Haptik, sondern natürlich auch am Materialzettel. Doch auch innerhalb einer Materialgruppe gibt es Unterschiede: Hochwertige Baumwolle hat lange Fasern. Die erkennst du, wenn du den Stoff ins Licht hältst: Ist das Maschenbild ebenmäßig und fühlt sich der Stoff glatt und gleichmäßig an, hast du vermutlich einen hochwertigen Stoff vor dir. Orientierung gibt auch die Bezeichnung „Pima Cotton“. Dabei handelt es sich um eine der hochwertigsten und längsten Baumwollfasern. Kleidungsstücke, die sich mit diesem Begriff schmücken, fallen also höchstwahrscheinlich in die Kategorie hochwertig. Auch bei Wolle, Mohair und Angora gibt es große Qualitätsunterschiede. Hochwertige Wollstoffe oder Stoffe aus Angora oder Kaschmir pillen kaum und kratzen nicht.

► Reißverschlüsse und Knopflöcher prüfen

Hochwertigkeit bei Kleidung zeigt sich nicht nur am Stoff, sondern auch an den funktionalen Elementen wie Reißverschlüssen, Knöpfen und Knopflöchern. Reißverschlüsse müssen gut gleiten und stabil sein, dürfen also auf keinen Fall hakeln. Es gibt kaum etwas ärgerlicheres, als eine Kleidungsstück, bei dem nach ein paar Monaten der Reißverschluss kaputt ist. Gerade bei Jacken kommt das oft vor, daher ist ein Prüfen des Zippers ein Muss. Bei Knöpfen aus Metall solltest du auf jeden Fall genau hinsehen: Sind sie aus billigem Material, rosten sie und machen unschöne Flecken auf der Kleidung. Knopflöcher sollten gut vernäht sein und ausreichend Spiel haben. Ist hier etwas ausgefranst, schief gesetzt oder schlecht vernäht, ist das Kleidungsstück mit einiger Sicherheit generell schlecht verarbeitet.

Schlecht verarbeitetes Knopfloch

So nicht! Schlecht verarbeitetes Knopfloch

► Haptik – wie fühlt sich die Kleidung auf der Haut an?

Wer Kleidung im Laden kauft, macht es meist ganz instinktiv: Wir befühlen und betasten den Stoff, reiben ihn zwischen den Fingern um zu testen, wie er sich anfühlt. Doch worauf sollten wir beim Haptik-Test wirklich achten? Zum Einen fühlt sich guter und hochwertiger Stoff meistens glatt, weich und anschmiegsam an. Stoffe, die schlecht verarbeitet wurden oder aus billigen Materialien bestehen können sich rau oder fransig anfühlen. Schlecht verwebtes Gewebe bildet schnell Knötchen oder bekommt Löcher.

► Geruch – riecht das Kleidungsstück chemisch?

Kleidung sollte man am besten mit allen Sinnen bewerten. Optik und Haptik sind wichtig, ebenso wichtig ist aber der Geruch. An diesem erkennt man recht zuverlässig, ob es sich um ein hochwertig verarbeitetes Kleidungsstück handelt, oder nicht. Billigkleidung riecht oft chemisch weil sie meist stark mit Chemikalien behandelt wird. Hersteller von wirklich hochwertigen Kleidern verzichten hingegen möglichst auf Schadstoffe oder chemische Behandlung ihrer Stoffe. Riecht die Kleidung also beißend, solltest du auf jeden Fall die Finger davon lassen – zum Einen wird das Teil nicht lange halten, zum anderen ist die ganze Chemie in den Fasern auch nicht unbedingt gesund.

Behandlung von Textilien mit Chemikalien in Fabrik

Behandlung von Textilien mit Chemikalien

► Drucke und Applikationen überprüfen

Gerade bei bedruckter Kleidung oder Kleidung, die mit Applikationen verziert ist, solltest du auf die Details achten: Billige Kleidung wird auch billig bedruckt. Die Motive verziehen sich oder die Farbe ist nicht gleichmäßig. Oft ist der Druck sehr “grobkörnig” und fühlt sich ein wenig wie Schmirgelpapier an. Dann lieber die Finger davon lassen! Applikationen sollten fest vernäht und nicht nur aufgeklebt sein.

► Verarbeitung der Nähte

Wie ein Stoff verarbeitet wurde, ist eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale. Hochwertige Kleider sind immer auch exzellent verarbeitet und das ist relativ einfach zu erkennen: Nähte bei Kleidung von guter Qualität sind gleichmäßig und sauber vernäht. Die Säume müssen unbedingt richtig versäumt sein, nicht einfach nur abgeschnitten, wie es bei Fast Fashion oft vorkommt. Wenn sich Nähte kräuseln oder Fäden abstehen, ist das ebenfalls ein Indikator für mindere Qualität.

Schlecht eingenähte Hosentasche

Schlecht eingenähte Hosentasche

► Auf Pilling achten

Pilling kommt meistens bei schlecht verarbeiteten Stoffen von minderer Qualität vor. Wolle, selbst die hochwertigste ist jedoch besonders anfällig für Pilling, dasselbe gilt aber auch für Baumwoll-Synthetik-Gemische. Generell gilt: Je kürzer die Fasern, umso mehr Pilling. Hochwertige Stücke aus Baumwolle, Kaschmir oder Wolle pillen meist weniger, weil sie aus längeren Fasern bestehen, die besser im Gewebe sitzen und weniger ausfransen. Minderwertige Stoffe bestehen aus kürzeren Fasern, die sich an den Enden schnell lösen und dann Fusseln bilden. Gerade als Laie kann man kurze von langen Faser schlecht unterscheiden. Hier hilft im besten Fall die Fachkraft im Geschäft weiter.

► Textilsiegel beachten

Sich in dem Dschungel von Textilsiegeln zurecht zu finden ist gar nicht so einfach, ein Blick darauf lohnt sich aber! Siegel wie Blauer Engel, GOTS oder Fair Trade weisen auf ökologisch nachhaltige und/oder fair verarbeitete Kleidung hin – beides ist übrigens meistens auch ein Indikator für relativ hochwertige Kleidung. Wenn du mehr zu den einzelnen Fashion-Zertifikaten wissen möchtest, findest du hier einen umfangreichen Guide zu den wichtigsten Textilsiegel und ihrer Bedeutung.

GOTS Siegel

Siegel geben einen guten Hinweis auf Kriterien der Nachhaltigkeit & Arbeitsbedingungen

► Tragekomfort prüfen

Vor dem Kauf solltest du natürlich immer den Trage-Test machen, Kleidung “blind” kaufen ist nie eine gute Idee. Achte auf folgendes: Wie fühlt sich das Kleidungsstück am Körper an? Sitzt die Jeans gut, fällt die Bluse oder das Kleid gleichmäßig oder bilden sich irgendwo störende Falten? Knittert das Kleidungsstück oder sieht es unvorteilhaft aus? Bleiben die Nähte glatt oder verziehen sie sich schon beim ersten Anziehen? Kratzt etwas, ist der Stoff unangenehm auf der Haut oder fängst du schnell darin an zu Schwitzen? Dann weg damit!

► Schnitt und Style checken: Ist die Kleidung zeitlos geschnitten?

Zu guter Letzt: Hochwertige Kleidung ist im Vergleich mit der Mode aus den Fast-Fashion-Filialen natürlich auch dementsprechend teurer. Wenn du also mehr in High-Quality-Fashion investierst, ist sie im Idealfall auch immer zeitlos und hat einen klassischen Schnitt – damit du sie möglichst viele Jahre lang tragen kannst. A-Linie, Etui-Cut oder Marlenehose im Business-Kontext sind ebenso zeitlos wie Ringelshirts und Lederjacke im Freizeitbereich. Mit welchem unvergänglichen Fashion-Items du die Basis für deinen hochwertigen Kleiderschrank schaffst, kannst du hier nachlesen.

Wertige Kleidung wird selten zum Schrankhüter, daher lohnt es sich, diese wenigen Qualitätsmerkmale beim Kauf immer im Hinterkopf zu behalten. So kommst du Schritt für Schritt zu einer hochwertigen, langlebigen Garderobe! 

Diesen Artikel jetzt teilen!

von

Als Autorin und Storytelling-Coach ist Schreiben meine große Leidenschaft. Seit 2014 bin ich unter anderem als Redakteurin und Konzepterin für verschiedene Magazine und Blogs rund um die Themen Nachhaltigkeit und Lifestyle tätig. Bei Ana Alcazar bin ich auf der Jagd nach den neuesten Fashion-Trends und für die Ratgeberartikel zuständig.

Ein Kommentar

  • Danke für die praktischen Hinweise! Denn es ist wahr, der Preis sagt gar nichts. Es wäre zu einfach, wenn man losgehen könnte und “einfach nur” etwas mehr Geld ausgeben, um etwas zu kaufen – das einigermaßen fair hergestellt und produziert wird.

    Aber das Thema scheint immer mehr ins Bewusstsein zu kommen. Beim Einkauf im Supermarkt schaut man ja auch oft auf die Zutaten. Warum eigentlich nicht auch bei der Kleidung?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert