Jun 27, 2019

10 Menschen, die die Modewelt revolutioniert haben

Aktualisiert am 2. Dezember 2021

Mit Trends ist das ja so eine Sache. Sie kommen und gehen und manche bleiben. Manche Erfindungen aber sind wirklich revolutionär. Das gilt auch für die Mode. Könnt ihr euch beispielsweise eine Welt ohne Minirock vorstellen? Ohne Jeans? Ohne Reißverschlüsse? Nein? Mir geht’s wie euch und darum habe ich mich mal auf die Suche gemacht, wem wir diese fantastischen Errungenschaften überhaupt zu verdanken haben.

 

Worth mit 30 Jahren // Sein Kaufhaus in Paris

Charles Frederick Worth. Erfinder von Modeschauen & Labels

Da war zum Beispiel Charles Frederick Worth, ein englischer Gentleman aus Lincolshire. Geboren 1825 musste der Sohn verarmter Landadeliger früh lernen, sich um seinen Lebensunterhalt zu kümmern und das tat er: Mit Mode. Mit nur 20 Jahren eröffnete er ein Modeatelier in Paris – schon damals der Mittelpunkt der Modewelt. Dort sorgte er für eine wahre Revolution: Zum einen war er der erste, der seine Entwürfe an echten Frauen präsentierte und so nicht nur den Beruf des Models, sondern auch die ersten Modeschauen erfand. Zum anderen sorgte er dafür, dass seine Kleider überall wieder erkannt wurden, indem er Labels einnähte – eine bahnbrechende Erfindung, die die Mode so wie wir sie kennen, erst ermöglichte.


Portrait Levi Strauss & sein weltberühmtes Hosen-Label

Loeb Strauß (aka Levi Strauss). Erfinder der Jeans

Wer hätte seinerzeit gedacht, dass ein jüdischer Textilhändler aus dem oberfränkischen Buttenheim einmal in aller Munde sein würde? Loeb Strauß wurde 1829 als Sohn eines armen Tagelöhners geboren. Als der Vater starb, bestieg die Familie ein Schiff und wanderte nach Amerika aus. In New York fand der junge Levi, wie er sich nun nannte, keine Zukunft für sich. Als 1848 die Nachricht von Goldfunden in Kalifornien die Runde machte, wurde auch er vom Goldrausch gepackt und machte sich auf, an der Westküste sein Glück zu versuchen. Allerdings schürfte er nicht, wie die übrigen Glücksritter nach Goldnuggets, sondern dachte sich einen viel besseren Weg aus, an Geld zu kommen: Er eröffnete in San Francisco einen Laden für Goldgräberausrüstung, wo er vor allem robuste Arbeitskleidung herstellte und verkaufte. Seine Hosen aus grobem blauen Denimstoff erfreuten sich bald großer Beliebtheit und als er begann, die Hosen an den Nähten mit Nieten zu verstärken, war die Jeans geboren. Sein Name wurde mit dieser Erfindung unsterblich, bis heute ist die Levi`s Jeans die meistgekaufte Hose überhaupt.


Erste Bikini 1946, benannt nach dem Atomtestgebiet Bikini Atoll

Louis Réard. Erfinder des Bikinis

Es war schon sehr gewagt, was Louis Réard da versuchte. Immerhin schrieb man das  Jahr 1946 und der Zeitgeist war noch äußerst konservativ. Das alles hielt den französischen Designer jedoch nicht davon ab, den kleinsten Badeanzug der Welt vorzustellen. Weil er kein Model finden konnte, das bereit war, diese Winzigkeit an Stoff zu tragen, besorgte Réard sich eine Stripperin, die den Bikini schließlich im Pariser Schwimmbad Molitor präsentierte. Spoiler: Es kam nicht gut an. Wenig später wurde sogar ein „Anti Bikini Verein“ gegründet, der gegen den Sittenverfall protestierte. Es brauchte erst ein Bondgirl, nämlich Ursula Andress, um den Bikini, knapp 20 Jahre später salonfähig zu machen.


Coco Chanel 1970 & Ausstellung verschiedenster Modelle des “Kleinen Schwarzen” in Den Haag.

Gabrielle “Coco” Chanel. Erfinderin des „kleinen Schwarzen“

Zu einer Zeit, in der Schwarz nur trauernden Witwen vorbehalten war, war der erste Entwurf des „Kleinen Schwarzen“ von Gabrielle (Coco) Chanel eine Revolution. Dass das schlichte, knielange, schwarze Kleid bald zur „Uniform für alle Frauen mit Geschmack“ werden würde, wie die US Vogue prophezeite, ist vor allem der Flapper-Bewegung zu verdanken. Junge Frauen schnitten sich die Haare zum Bubikopf und tanzten Charleston – in frivolen schwarzen Kleidern. Nach Chanels erstem Entwurf sprangen unzählige Designer auf den Zug auf, doch die eigentliche Erfinderin des vielleicht berühmtesten Basic-Teils der Welt ist und bleibt Coco Chanel.


Minirock-Trägerin 1966 in Kiel & Erfinderin Mary Quant in eigener Kreation

Mary Quant. Erfinderin des Minirocks

Sie prägte die Mode der 60er Jahre wie keine andere: Die britische Modedesignerin Mary Quant sorgte im biederen Nachkriegslondon für Furore, als sie Anfang der 1960er ihre Boutique Bazaar an der King’s Road eröffnete. Bunt und poppig war ihre Vorstellung von Mode und damit traf sie genau den Nerv ihrer Zeit (und ihrer Zielgruppe). Ihre bahnbrechendste Erfindung: Der Minirock, benannt nach dem gleichnamigen Auto. Bein zeigen, gerne auch in grafisch gemusterten Strumpfhosen, war ihr Credo, das Model Twiggy machte den Quandt-Look über London hinaus weltweit bekannt.


BH-Entwurf von Christine Hardt 1899 & BHs heute

Christine Hardt. Erfinderin des BHs

Am 5. September 1899 ging im Kaiserlichen Patentamt eine Patentschrift ein. Darin wird ein „Frauenleibchen als Brustträger“ beschrieben, das aus zusammengebundenen Taschentüchern und Hosenträgern bestand. Erfinderin des Patentes Nr. 110888: Eine Dresdner Hausfrau namens Christine Hardt. Über ihr Leben ist nicht viel bekannt, doch ihre Erfindung war bahnbrechend. Sie bewarb sie in Zeitungen und Zeitschriften und hatte damit so großen Erfolg, dass ihr Leibchen schnell industriell gefertigt wurde. Heute gilt Hardts „Brustbehälter“ als Vorläufer moderner BHs und als wichtiger Beitrag zum Feminismus.


Dior Briefmarke & sein 1947 weltberühmt gewordener “Bar-Suit”

Christian Dior. Erfinder der A-Linie

Nach den Entbehrungen des zweiten Weltkrieges war in ganz Europa Aufbruchsstimmung zu spüren. Frauen wollten Farbe, Fülle und vor allem: Freiheit. Christian Dior hat es erkannt und prompt geliefert: 1947 erfand er den „New Look“, eine Kollektion die neue Formen, neue Längen und neue Leichtigkeit versprach. Mit weit ausgestellten Röcken, die die Stoffrationierungen der Kriegsjahre beendeten und einer schmalen Wespentaille traf er genau den Nerv der Zeit und erschuf einen Look, der noch heute als zeitlos gilt. Die feminine A-Linie ist aus dem Repertoire der Modedesigner nicht wegzudenken und tausendfach kopiert und neu interpretiert.


Portrait Sundbäck & Patentantrag seines Reißverschlusssystems

Gideon Sundbäck. Erfinder des modernen Reißverschlusses

Streng genommen hat der Maschinenbauingenieur den Reißverschluss zwar nicht erfunden, sondern nur das Verschlusssystem des Amerikaners Whitcomb Judson entscheidend weiter entwickelt, doch Gideon Sundbäck haben wir es zu verdanken, dass wir uns heute nicht mehr mit Haken und Ösen herum schlagen müssen. 1912 meldete der Schwede sein Patent in Deutschland für Schuhe und Textilien an und gilt seither als der Vater des modernen Reißverschlusses.


Birkenstock Store in Frankfurt Airport & beliebtes Modell Gizeh

Konrad Birkenstock. Erfinder des Fussbettes

Sie sind die vielleicht bequemsten Schuhe der Welt und haben längst Kultstatus erreicht. Ähnlich wie bei Tempo und Tesa steht der Name Birkenstock für einen bestimmten Typ Schuh, nämlich Schuhe mit Fußbett. 1896 beginnt der Frankfurter Schuhmacher Konrad Birkenstock mit der Herstellung und Verkauf von flexiblen Fußbett-Einlagen und wird bald zum Apostel für den sogenannten Gesundheitsschuh. Dass aus seiner Erfindung eines Tages der bequemste Kult-Schuh der Welt werden würde, konnte damals freilich niemand ahnen.


Portrait Gernreich, Time Cover Dezember 1967, Entwurf Monokini

Rudi Gernreich. Erfinder des Total Looks, Tanga & Monokini

Er wollte die Frauen befreien und geriet dennoch in Vergessenheit. Rudi Gernreich ist heute kaum jemandem ein Begriff und das obwohl Millionen Frauen seine Kreation tragen. In den 1950er Jahren wurde der Österreicher Gernreich zum vielleicht umstrittensten Modemacher seiner Zeit. Schuld war ein winziges Stück Stoff und ein paar Riemen: Der Tanga. Rudi Gernreich, der als Sohn jüdischer Einwanderer in Los Angeles lebte, erfand dieses frivole Kleidungsstück jedoch nicht, um Frauen zu Sexobjekten zu stilisieren – im Gegenteil: Durch die Normalisierung von Nacktheit sollten die Frauen befreit werden und sich frei von gesellschaftlichen Zwängen bewegen können. Im Zuge dessen erfand er in den 1960ern und 70ern auch noch den Monokini (ein Badeanzug, der die Brüste frei ließ), den bügellosen Soft-BH und den Unisex-Look. Als erster Designer fabrizierte und kombinierte er außerdem zu seinen Kollektionen passende Accessoires wie Taschen, Schuhe, Düfte & Co. Dieser Total Look ist heute in der Fashion Gang und Gäbe, war in den 60er aber eine bahnbrechende Neuheit. Der offen schwul lebende Designer war für die damalige Zeit ein absolutes Novum und noch heute wirkt seine genderqueere Philosophie progressiv. Rudi Gernreich starb 1985 an Krebs – doch sein gesellschaftliches und künstlerisches Erbe wirkt bis heute in der Mode nach.


Fotos: C.F. Worth & House of Worth Paris – gemeinfrei via Wikipedia; Levi Strauss – gemeinfrei via Wikipedia & Jeans-Aufnäher by M62 CC BY-SA 3.0 via Wikipedia; Erster Bikini by Recuerdos de Pandora CC BY-SA 2.0 via Wikipedia & Bikini Atoll via Shutterstock; Coco Chanel 1970 – gemeinfrei via Wikipedia & Ausstellung Kleines Schwarzes by Marion Golsteijn CC BY-SA 3.0 via Wikipedia; Mary Quant by Jac. de Nijs / Anefo CC BY-SA 3.0 nl via Wikipedia & Mädchen im Minirock by Kieler Stadtarchiv CC BY-SA 3.0 DE via Wikipedia; Zeichnung Frauenleibchen – Anhang zur Patentschrift via DPMA; Dior A-Linie by SpiritedMichelle CC BY-SA 4.0 via Wikipedia & Dior Briefmarke by Post of Romania – gemeinfrei via Wikipedia; Sundbäck Portrait & Zeichnung aus Patentantrag von Sundbäck – gemeinfrei via Wikipedia; Modell Gizeh by BirkenstockFrance CC BY-SA 3.0 via Wikipedia Gernreich Fair Use via Wikipedia & Monokini nach Gernreich by Fee Keller CC BY-SA 3.0 via Wikipedia & Time Magazin by Esther Vargas CC BY-SA 2.0 via Flickr.

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Als Autorin und Storytelling-Coach ist Schreiben meine große Leidenschaft. Seit 2014 bin ich unter anderem als Redakteurin und Konzepterin für verschiedene Magazine und Blogs rund um die Themen Nachhaltigkeit und Lifestyle tätig. Bei Ana Alcazar bin ich auf der Jagd nach den neuesten Fashion-Trends und für die Ratgeberartikel zuständig.

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