Interview: 10 Fragen an Influencerin Palina Kozyrava
Aktualisiert am 3. Februar 2022
Palina ist eine der einflussreichsten Influencerinnen in Deutschland. Mode ist ihre absolute Leidenschaft. Palinakozyrava.com und ihre High Fashion Looks zeichnen sich durch ihren einzigartigen Stil aus – extrovertiert, mondän und immer mit einer Portion Wildheit. Gleich nach Fashion schlägt ihr Herz für Reisen. Gemeinsam mit ihrem Freund Max entdeckt sie die Welt und inspiriert uns mit ihren spannenden und persönlichen Insta-Stories und Bildern unter https://www.instagram.com/palinakozyrava/. Kürzlich hat Palina die Highlights unserer Ana Alcazar Kollektion in Namibia fotografiert. Die kunstvollen Shots inmitten von Sand und Dünen sehr ihr unten. Wir haben Palina auf einen Kaffee getroffen und uns mit ihr über Mode, Reisen und die aktuelle Debatte rund um YouTuber Rezo unterhalten.
Liebe Palina, in Deiner Insta-Story sagst Du, dass es für Dich kein schöneres Land als Namibia gibt. Was macht Namibia für Dich so besonders?
Die traumhafte Natur in Verbindung mit der Einsamkeit macht für mich dieses Land so besonders. Kein anderes Land, das ich bisher besucht habe, ist so dünn besiedelt. Man kann die Natur vollkommen ungestört allein genießen und zu sich selbst und neue Inspiration finden. Man nimmt sich dort ganz automatisch mehr Zeit für das „hier & jetzt“, wird eins mit der Natur und entschleunigt den Tag. All die Einflüsse von außen, dieser ganze Stress, verschwinden. Man kann so weit schauen ohne ein Haus oder gar ein Dorf zu sehen. Man kann vier Stunden fahren, ohne ein einziges Auto zu sehen. Man kann atemberaubenden Tieren wie z.B. Leoparden, Elefanten und Giraffen so nah sein, sich Zeit nehmen für den Sonnenaufgang und einfach den eigenen Gedanken folgen. Die Uhren in Namibia und Afrika generell ticken einfach langsamer als wir es kennen und die Menschen sind nicht so gehetzt – das begeistert und entspannt mich gleicher Maßen.
Wie wählst Du Deine Looks aus? Was gefällt Dir als Vollblut-Fashionista an unserer Kollektion? Warum passt sie zu Dir?
Ich versuche immer meinen eigenen Look zu finden und liebe es, dabei auch meine Outfits farbenfroh zu gestalten. Ich finde mich deshalb bei Ana Alcazar in den Kollektionen sehr gut wieder und bin inzwischen seit Jahren bekennender Fan. Ich finde unser Leben und wir selbst natürlich, sind sehr bunt und haben so viele spannende Facetten. Bei Ana Alcazar finde ich genau diesen Facettenreichtum, aufregende Farben und Muster stehen im Fokus der Kollektionen. Ebenso spiegeln die Muster und die Schnitte meine Launen und Persönlichkeit wieder. Wir sind alle unterschiedlich und in den Kollektionen findet sich, glaube ich, jeder wieder. Auch dass beispielsweise die Kleider so variabel sind, begeistert mich. Ich trage sie mit High Heels zum Dinner im teuren Hotel, aber auch mit Espadrilles und Strohkorb am Strand. Ein anderer super wichtiger Faktor, den ich bei Ana Alcazar sehr schätze, ist die Langlebigkeit der Kleidung in einer Zeit von fast fashion. Damit meine ich auf der einen Seite, dass Ana Alcazar seine eigenen Trends macht und somit nie out of fashion gerät. Ich trage drei Jahre alte Sachen von Ana Alcazar auf einem Event und bekomme immer noch Komplimente dafür! Das ist in der heutigen Mode absolut selten und spricht sehr für die Designer. Auf der anderen Seite steht die herausragende Qualität. Mir ist immer wichtig, dass ein Kleidungsstück auch für das echte Leben gemacht wurde und etwas aushält. Ana Alcazar ist Made in Europe und das merkt man einfach. Auch wenn man an vielen Orten der Welt gut produzieren kann, finde ich, dass in Europa die Handwerkskunst und jahrelange Tradition spürbar und für mich ein Qualitätsmerkmal ist.
Seit mehr als 7 Jahren bist Du sehr erfolgreich. Woher nimmst Du immer wieder die Ideen?
Danke für das Kompliment! Hinter mir liegt ein langer Weg. Ich war Pionierin in dieser Branche in Deutschland und musste viele Steine aus dem Weg schieben, um meinen Weg zu ebnen. Ich habe sehr viel Unterstützung von meiner Familie erfahren in der schweren Anfangszeit und vor allem nie den Glauben verloren. Ich glaube in jedem neuen Business sind die ersten Schritte immer die schwersten. Erst wird man ausgelacht, dann wird man bekämpft und auf einmal verändert man die Welt. Zumindest die Werbewelt haben wir Influencer/-innen auf jeden Fall sehr verändert. Teil dieser ersten Bewegung gewesen zu sein, macht mich rückblickend stolz. Ideen für meinen (manchmal etwas wilden) Style nehme ich einfach von überall. Jede Szene kann einen inspirieren. Reisen, ein James Bond Film im Fernsehen, eine Doku über fremde Kulturen auf Youtube, und natürlich Orte und Menschen die man trifft. Ich gehe durch die Welt mit offenen Augen und versuche jedes Detail aufzunehmen. Ich richte mich nie nach großen Trends, sondern versuche zwischen den Zeilen zu lesen, einen Schritt weiter zu denken und so eine Inspiration für meine Community zu sein.
Du hast jetzt einen neuen Hairstyle – gefällt uns sehr gut! – was hat Dich dazu bewegt?
Noch ein Kompliment, vielen Dank! Ich bin auch sehr happy damit, obwohl die Entscheidung dazu nicht ganz freiwillig war. Anfang des Jahres hat sich ein Friseur leider bei einer Blondierung ganz schön vertan und meine Haare waren seitdem sehr geschädigt. Im ersten Moment war das ein Schock, aber ich versuche aus allem im Leben etwas Positives zu ziehen. Da meine Haare sowieso zerstört waren, dachte ich: Warum keinen Neustart wagen? Es gibt ein Gedicht von Hesse, in dem es heißt: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“. Ich versuche einfach mir selbst zu sagen, dass meine kurzen Haare auch ein zauberhafter Neuanfang sein können. Ich mag, dass der Look mich noch ein bisschen frecher macht und habe an dem Tag, als ich den Style meiner Community gezeigt habe, so viele Nachrichten wie noch nie zuvor bekommen. Das hat mich wahnsinnig aufgebaut und mich auch noch ein Stück näher zu meiner Community gebracht.
Influencer Marketing hat in den letzten Jahren einen Boom erlebt. Wie hast Du diese Entwicklung seit dem Start Deines Modeblogs 2012 erlebt?
Darüber könnte ich, glaube ich, ein Buch schreiben. Wir waren die erste Generation der Blogger in Deutschland. Wir haben den Beruf in Deutschland erfunden und ich erinnere mich sehr gut, wie ich den ersten Firmen erklärt habe, was überhaupt der Vorteil ist, mit Bloggern zu arbeiten. Dass junge Menschen heute von diesem Job träumen, das rechne ich auch uns zu und bin wie gesagt sehr stolz auf diese Entwicklung. Seit damals ist die Branche tatsächlich mit verrücktem Tempo gewachsen und ich bin froh mir und meiner Community auf diesem rasanten Weg treu geblieben zu sein. Dennoch sehe ich die enorme Kommerzialisierung in dem Geschäft sehr kritisch. Manches stelle ich in Frage, manches finde ich traurig und trage auch längst nicht jede Entwicklung mit. Ich möchte beispielsweise keine reine Werbeplattform sein und ich habe für mich bereits im Januar 2018 entschieden nur noch mit ganz wenigen ausgewählten Partnern zu arbeiten, deren Produkte ich auch privat nutze. Ich wähle die Marken aus, die ich gut finde und von denen ich glaube, dass sie zu meiner Community passen. Ich möchte nicht dem Geld hinterherrennen, sondern eines Tages, wenn ich zurückblicke, in den Spiegel sehen können. Für viele ist Social Media einfach ein Geschäft, für mich ist es mehr.
Wieviel Freiheit hast Du, Content in eigener Regie zu schaffen? Wie gehst Du mit Themen um?
Da mein Freund und Manager Max und ich niemandem außer uns selbst verpflichtet sind, haben wir absolute Freiheit über unseren Content. Wir bearbeiten auch sehr persönliche Themen auf dem Blog und es stört mich nicht, wenn ich dabei auch mal anecke – im Gegenteil! Wir sagen unseren Partnern, dass wir unsere kreative Freiheit brauchen und wenn die Firma schlau ist, dann respektiert sie das auch. Ohne mich jetzt als Künstler bezeichnen zu wollen, glaube ich doch, dass guter Content, sei es redaktionell oder Werbung, viel Freiheit und Kreativität erfordert.
Du als Influencerin mit großer Reichweite kannst Trends beeinflussen. Das ist eine große Verantwortung. Wo beginnt und wo endet für Dich die Meinungsfreiheit?
Das ist keine einfache Frage. Ich möchte in erster Linie niemanden beeinflussen, sondern inspirieren. Individualität statt Konformität. Niemand soll den Eindruck haben, die Tasche des Designers XY haben zu müssen, um dazuzugehören. Mein Kanal soll eher zeigen, dass es viele Wege gibt, seinen Style zu finden und sich selbst zu verwirklichen. Ich weiß, wie groß der Druck durch Social Media sein kann und habe in meinem eigenen Shop deswegen sogar ein T-Shirt entworfen, das die Aufschrift „good enough“ trägt. Mir ist wichtig, dass sich niemand nach einem Besuch auf meinem Profil schlechter oder unzulänglich fühlt, sondern ein gutes Gefühl hat und etwas für sich mitnimmt. Darauf achte ich bei meinen Inhalten. Die Meinungsfreiheit ist mir als Tochter von Eltern, die in der UdSSR aufgewachsen sind, natürlich unfassbar wichtig. Viele Europäer wissen gar nicht, dass es ein unglaublicher Luxus ist, sich so frei entfalten zu können. Meinungsfreiheit hört für mich daher eigentlich erst da auf, wo andere böswillig beleidigt oder ausgrenzt werden.
Was sagst Du zur aktuellen „Meinungsmache“-Debatte um YouTuber Rezo? Ist seine Wahlempfehlung aus Deiner Sicht von der Meinungsfreiheit gedeckt?
Auch keine einfache Frage. Ich bin kein politischer Mensch und kann als Weißrussin auch leider an Wahlen in Deutschland oder Europa nicht teilnehmen. Dennoch habe ich die Debatte um Rezo natürlich mitbekommen. Aufgrund meiner Herkunft ist mir die Meinungsfreiheit, wie gesagt, sehr wichtig und steht grade im Bereich Kunst oder Journalismus gar nicht erst zur Debatte. Große Reichweite geht aber natürlich einher mit großer Verantwortung. Ich persönlich würde niemanden „zerstören” wollen, egal um welches Thema es geht. Ich würde versuchen, das Problem zu schildern und das Pro und Contra zu erklären, um Denkanstöße zu liefern, um dann die Menschen selbst entscheiden zu lassen, damit sie sich eine eigene Meinung bilden. Aber die Branche hat eben auch ihre Mechanismen: Ein provokanter Titel erregt mehr Aufmerksamkeit und beflügelt letztlich die Clicks und Einnahmen. Das wir jetzt darüber sprechen gibt ihm Recht. Würde ich eine Wahlempfehlung an meine Community aussprechen? Nein. Aber finde ich, dass Rezos Video von der Meinungsfreiheit gedeckt ist. Ja unbedingt! Es hat immer Prominente gegeben, die Kandidaten oder Parteien öffentlich unterstützen, warum sollte dieses Recht nicht auch für Youtuber gelten.
Artikel 13 regelt das Hochladen von Inhalten in soziale Netzwerke neu. Die Urheberrechtsreform sorgt für Diskussionen, weil durch Upload-Filter Inhalte vorweg zensiert werden könnten – findest Du, dass die Politik im Hinblick auf die Digitalisierung etwas ändern sollte?
Als Content Creator verstehe ich beide Seiten gut. Einerseits muss Urheberrecht natürlich auch im Internet geschützt werden. Ich selbst habe es öfters erlebt, dass Tageszeitungen und Magazine (darunter die bekanntesten in Deutschland) meine Bilder ohne zu fragen oder mich zu erwähnen auf die erste Seite des Feuilleton gedruckt haben. Andererseits verstehe ich die Befürchtung, dass Inhalte durch eingebaute Upload Filter zensiert werden könnten und somit unsere Meinungs- und künstlerische Freiheit eingeschränkt werden könnte. Grundsätzlich gibt es solche Zensur-Filter ja schon lange (bspw. bei Facebook), allerdings ist der breiten Öffentlichkeit davon kaum etwas bekannt.
Wie entspannst Du? Gibt es für Dich auch Momente ohne Fashion?
Mein Hund und meine Familie sind für mich mein Hafen, in dem ich mich fallen lassen kann. Dieser Ausgleich ist unheimlich wichtig und ich versuche mir inzwischen feste Auszeiten zu nehmen, in denen ich nichts poste, keine Mails lese und mein Handy mal liegen lasse. Das gelingt zwar nicht immer – aber immer besser. Natürlich gibt es auch Momente ohne Fashion und ich liebe es ab und an einfach mal einen Tag lang in Jogginghose rumzulaufen. Den Spaß an der Mode habe ich aber nie verloren. Jeden Tag aufs Neue bin ich dankbar, dass ich in der Modewelt arbeiten & mich bewegen darf und genieße jeden Moment!
Vielen Dank für das interessante Interview!