Nov 4, 2019

City-Look: TOKIO. Verrückt nach Fashion.

Aktualisiert am 2. Dezember 2021

So bunt und vielfältig wie die Neonreklamen der Karaoke-Bars sind die Styles – neben New York findet ihr wahrscheinlich keine abgefahrenere Trend-Metropole als Tokio. Die Tokioter sind neben Karaoke-Fans und Food-Lovers vor allem echte Fashion-Pioniere – enthusiastisch und hyperkreativ im Hinblick auf Farben, Kombinationen und Accessoires. Die Mega-Metropole mit fast 10 Millionen Einwohnern im Stadtbereich plus ca. 37 Millionen Menschen in der Metropolregion ist der größte urbane Ballungsraum der Welt. In der gigantischen, japanischen Hauptstadt existieren High Tech neben Tradiertem, Elektronik-Trends neben Ryokans, Schreinen und Shintoismus. Wohl in keiner Stadt liegen Tradition und Moderne so nah beieinander und vielleicht schafft genau das auch das Spannungsfeld für eine schier unendliche Variationsbreite an Streetstyles. Wie geschaffen für die pulsierende Energie der Stadt sind ihre ungebremste kreative Dynamik und ihr experimenteller Umgang mit Mode.

Es gibt nichts, was es nicht gibt

Von klassisch über modern bis exzentrisch – Tokio ist in Sachen Trends immer einen Schritt voraus. Hier trägt man schon heute das, was eine Saison später in Europa en vogue sein wird. Es existieren eine stark entwickelte Jugendkultur sowie unzählige coole Labels, unkonventionelle Designerinnen und Designer und extravagante Boutiquen, Shoppingmeilen und Einkaufszentren. Dabei sind die Streetstyles auffallend individuell. Besonders die jungen Japaner haben eine ungebrochene Leidenschaft für kreative Looks. Alles sitzt perfekt, ist geschmackvoll auf den jeweiligen Typ abgestimmt und meistens sehr originell. Häufig sieht man bei der Fashion-Crowd – bei Frauen wie bei Männern – sehr detailreiche Looks. Schönheit wird oft mit kawaii, also „niedlich“-Aussehen gleichgesetzt. Man bekommt hier alles, um sich mit Plateau-Heels und Kniestrümpfen für die Cos(tume)-Play-Szene auszustatten.

Vor allem im Shopping- und Entertainmentviertel Shibuya und in dem Hipsterviertel Harajuku ist Fashion allgegenwärtig. In Shibuya liegt übrigens die berühmte Kreuzung vor dem Bahnhof, auf der bei jeder Ampelschaltung bis zu 15.000 Passanten die Straße überqueren. In der Takeshita-Straße reiht sich ein Szene-Shop an den nächsten. Im Ginza-Viertel, der teuersten Shoppingmeile Tokios, haben sich die Flagship-Stores internationaler Nobelmarken angesiedelt, Luxus pur!

Tokyo Fashion Week: Es kommt nur darauf an, man selbst zu sein

Wen könnte es wundern? »Kodo«, was soviel bedeutet wie »Tun, was wir wollen« war das von der Fashion Week Tokyo gewählte Motto für die letzte Saison. Jedes Jahr gibt es auf der Tokio Fashion Week im Herbst und im Frühjahr exzellente Shows von Labels wie Kozaburo, Hare, Tae Ashida und Hyke auf den Runways zu bewundern. Wenn ihr den Minimalismus von New York, London, Mailand und Paris mögt, werdet ihr in Tokio eure Meinung ändern: Hier dreht sich alles um wilde Drucke, Statement-Accessoires und bunte Haare. Die Prints überbieten sich gegenseitig an Farbenfreude und Fantasiereichtum, ihr seht extremes Augen-Make-up, neongestreifte Haare und sogar mit Schmuck versehene Gesichtsmasken. Andere tragen die traditionelle japanische Kleidung mit den dazu gehörigen Holzsandalen. Frauenpower-Styles stehen neben mädchenhaften Looks, immer mit von der Partie sind edle Stoffe und ein Ideenreichtum, den wir in Europa in der Form nicht kennen.

Streetstyles: Hier führen die Einheimischen Regie

Und auch die Streetstyles der Tokioter auf der Straße sind legendär. »Ich trage das, was ich will, wann ich will.«, so könnte das Motto lauten, wenn man sich umsieht: Enge oder weite Hosen, ausgefallene, auffällige Accessoires, Rüschen, Volants, Raffungen und Spitzen sieht man genauso wie Röcke oder Kleider, die über Hosen getragen werden. Manches wirkt aus unserer Perspektive übertrieben oder theatral-clownesk. Alles in allem sind die Streetstyles extrem unkonventionell – oft von der Underground-Szene beeinflusst und mit einer Vorliebe für grelle Neonfarben, knallige Haarfarben und auffälliges Make-up.

Details matter: Die besondere Bedeutung von Socken

Richtig gelesen! Socken haben in Tokio einen hohen Stellenwert – vor allem im Business. Denn die entscheidenden, großen Deals werden bei einem Restaurantbesuch ausgehandelt. Und dort müssen vor dem Betreten des Restaurants die Schuhe abgelegt werden. Designer wie Shueh Jen-Fang und Jenny Fax kombinieren nicht umsonst auf dem Laufsteg auffällige Ringelsocken mit Acid-Washed-Jeans und Spitze und Rüschen – und schaffen damit ganz nebenbei ihre eigene Neuinterpretation des Kawaii-Konzepts.

Der Mix aller Stile – von konservativ bis avantgardistisch

Was also macht die Mode in Tokio so besonders? Ähnlich wie die Stadt selbst, ist sie wunderschön chaotisch. Sie ist immer in Bewegung und verströmt eine nicht-enden- wollende-Energie. Eine Energie, die unweigerlich dazu anregt, immer einen Schritt weiter zu gehen – zum neuesten Trend, zu einem weiteren Experiment, zu einem ungesehenen Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Ohne dabei aber Tradition und Herkunft zu vergessen. Traut euch!

Der Tokio Style

Dos

– Verspielte Looks kreieren
– Bekannte Styles wie den Schulmädchen-Look neu interpretieren
– Mit Farben und Formen experimentieren
– Accessoires einsetzen
– Skater-/Streetwear Outfits
– Rockige Looks
– Unisex Looks
– Die Bandbreite individueller Style-Möglichkeiten ausschöpfen
– Miniröcke tragen
– Layering: Kleider über Hosen tragen
– Verspielte, stylishe Socken
– Plateau-Schuhe
– Express yourself: Sich selbst ausdrücken

Don’ts

– Keine Looks von der Stange
– Keine Designer-Looks 1:1 nachstylen
– Statt auf Minimalismus eher auf Farbpower setzen
– Keine Massenlooks
– Sich von aktuellen Trends einschränken lassen
– Keine Partner-Looks
– Andere kopieren
– Sich von Style-Regeln leiten lassen

Was sagt ihr zu den Looks? Ich war zugegebenermaßen teilweise etwas überfordert – und könnte mir die Styles für mich persönlich nicht vorstellen. Auch, wenn ich finde, dass die Japanerinnen sehr cool damit aussehen. Postet mir gern eure Meinung in den Kommentaren!

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Meine Liebe zu Mode und Kommunikation hat mich zu Ana Alcazar gebracht – als Texterin & Konzepterin in der klassischen Werbung groß geworden, schreibe ich seit fast 10 Jahren für unser Münchner Designerlabel. Im Redaktionsteam bin ich für alle Corporate-Themen zuständig, außerdem befasse ich mich hier mit aktuellen Trends & meinem Herzensthema Gleichberechtigung,

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