Die Macht der Farben. Wie Farben Gefühle & Verhalten bestimmen.
Aktualisiert am 3. Februar 2022
Unvergessen der Loriot-Sketch, in dem es um die Wirkung von Farben auf das Gemüt geht: „Frauen bringen sich in violetten Sitzgruppen um“ – dieses Zitat aus dem Film „Ödipussi“ nimmt die Farbpsychologie ganz schön auf die Schippe, zeigt aber auch, dass uns das Thema Farben und Gemüt doch ziemlich umtreibt. Und irgendwie kennen wir das ja alle: An manchen Tagen muss es einfach der blaue Mantel sein, oder die roten Schuhe, oder das grüne Kleid. Warum? Können wir nicht sagen, ist halt so. Klar, Farben haben einen immensen Einfluss auf unser Leben und auf unser Empfinden. Doch wie sehr Farben tatsächlich unsere Gefühle bestimmen, das wird oft unterschätzt.
Jeder hat schon einmal erlebt, dass er sich mit bestimmten Farben unwohl, oder vielleicht auch besonders wohl fühlt. Ein hellgelb gestrichenes Zimmer wirkt sonnig und warm – das weckt bei vielen Menschen positive Emotionen. Und die Vorliebe vieler Teenager*innen für die Farbe Schwarz? Dahinter steckt oft ein Wunsch nach Abgrenzung, erklären Farbforscher. Weiß hingegen assoziieren wir oft mit Reinheit, während Rot als Signalfarbe entweder Gefahr, oder auch Erotik symbolisiert. Fühlen wir also einfach nur den Symbolgehalt der Farben? Zum Teil ja, doch ganz so einfach ist es auch nicht.
Fest steht, so sagen Forscher*innen, dass die emotionalen Reaktionen, die wir auf Farben haben, einerseits auf psychologischen Effekten, andererseits aber auch stark auf Konditionierung und kultureller Prägung basieren. Eine Farbe, die in einer Kultur positiv besetzt ist, kann in einer anderen Kultur eine regelrechte Unglücksfarbe sein. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass warme Farben wie Gelb, Rot und Orange eine andere Wirkung haben, als kühle Töne wie Blau, Violett oder Grün. Kräftige Töne wirken stärker als Pastelltöne und wir reagieren besonders aufmerksam, wenn wir Komplementärfarben sehen, da sie die größten Kontraste besitzen.
Mit Farben verbinden wir also bestimmte Assoziationen und das wiederum bestimmt, wie wir uns unter dem Einfluss einer bestimmten Farbe fühlen. Dass dies von Kultur zu Kultur unterschiedlich sein kann, beweisen folgende Beispiele:
Rot ist eine starke Signalfarbe und wird in westlichen Kulturen mit Gefahr (Rote Ampel!) oder auch Erotik und Leidenschaft assoziiert. Zugleich hat Rot einen stark aggressiven und belebenden Charakter, was auch der Grund ist, warum Farbexpert*innen davon abraten, das Schlaf- oder Kinderzimmer rot zu streichen.
In buddhistischen Tempeln hingegen ist Rot oft die dominierende Farbe, so beten tibetische Mönche beispielsweise in roten Gewändern oder versenken sich in rot gestrichenen Räumen in tiefste Meditation. Und während wir in kühleren Klimazonen die Farbe Gelb oft als angenehm sonnig und positiv wahrnehmen, empfinden Menschen in Wüstenregionen Gelb oft als bedrohlich, da sie gelernt haben, ein Zuviel an Sonne zu fürchten. Interessanterweise ist die Farbe Blau in allen Schattierungen in jeder Kultur positiv assoziiert. Von den Ureinwohner*innen Amerikas über die Beduinenstämme der Sahara bis hin zum christlich geprägten Abendland – Blau ist eine Farbe, die überall auf der Welt mit Weite und Ruhe in Verbindung gebracht wird. Doch sehen wir uns die Wirkung der einzelnen Farben im Detail an:
So bestimmen verschiedenen Farben deine Gefühle
Orange, Gelb und Rot
Unabhängig von der kulturellen Prägung wirken warme Farben immer anregend. Orange und Rot können zum Beispiel den Appetit steigern, weshalb diese Farben oft in Restaurants oder Kantinen verwendet werden. Gelb lässt uns wacher und aufmerksamer sein. Diese Farben haben also ähnliche Effekte auf unser Gemüt wie das Licht eines sonnigen Tages – wir fühlen uns in einer solchen Umgebung aktiver und auch ein bisschen lebendiger.
Blau und Türkis
Blautöne zählen mit zu den beliebtesten Farben, denn sie wirken auf jeden Menschen beruhigend und harmonisierend. Blau wirkt weit und offen wie der Himmel oder das Meer, deswegen empfinden wir blaue Räume meist als besonders angenehm und offen. Allerdings können Blautöne auch eine gewisse Traurigkeit oder Melancholie verbreiten – man kennt das von Blaufiltern in Filmen oder auf Fotos. Gerade in wärmeren Klimazonen setzt man auf blau, um ein Gefühl von Kühle zu erzeugen.
Grün
Die Farbe Grün ist in der Natur allgegenwärtig: Gras, Bäume, Moose und Bäche schimmern in allen Grüntönen. Nicht umsonst assoziieren wir diese Farbe mit Wachstum, Frühling und Neubeginn. Gerade in trockenen Regionen ist die Farbe Grün beliebt, weil sie in der Natur dort so selten ist. So ist Grün die Farbe des Islam – einer Religion, die in der kargen Wüste entstanden ist. Doch Grün kann in bestimmten Schattierungen auch traurig, trist oder sogar bedrohlich wirken.
Violett, Rosa und Pink
Violett ist eine Mischung aus Blau und Rot und damit eine ganz besondere Farbe. In der christlichen Symbolsprache ist Violett die Farbe der Trauer, für Künstler*innen und Feminist*innen ist Violett hingegen eine Farbe, die für Selbstbewusstsein und Empowerment steht. Auch frühere Königinnen und Könige schmückten sich mit Violett, da sie als die seltenste und damit kostbarste Farbe der Welt galt. Fest steht, dass Violett oft mit einer gesteigerten Kreativität in Verbindung steht, aber auch mit Spiritualität und Macht. Zartrosa hingegen ist mit die beruhigendste Farbe, die es gibt. Wissenschaftlich belegt ist, dass bestimmte Rosatöne Aggressionen mildern und Ängste lindern. In den USA werden manche Gefängniszellen deswegen rosa gestrichen und viele Farbexperten empfehlen auch, Kinder in rosafarbenen Zimmern oder unter rosafarbenen Decken schlafen zu lassen, ganz unabhängig vom Geschlecht. Pink hingegen ist die auffällige Schwester von Rosa und wirkt lebendig, erotisch und frech.
Schwarz und Weiß
Als sogenannte Nicht-Farben sind Schwarz und Weiß vor allem eines: Kontraste. Beide Farben werde oft mit Tod, aber auch mit Reinheit und dem Nichts, beziehungsweise mit einem Neubeginn assoziiert. Kein Wunder also, dass Weiß in westlichen Breitengraden die Farbe für Hochzeiten und Taufen ist, während im asiatischen Kulturkreis Weiß auf Beerdigungen getragen wird. Schwarz, die dunkelste aller Farben, ist buchstäblich die Abwesenheit von Licht, hat aber gerade deswegen die Fähigkeit alle anderen Farben stärker zum Leuchten zu bringen.
Erdfarben
Farbtöne wie Ocker, Braun, Beige und Grau nehmen wir als neutral, unauffällig und meist angenehm wahr. Diese Erdtöne wirken am natürlichsten, da sie in der Natur am häufigsten vorkommen, etwa in Form von Erde, trockenem Gras und Laub, Gestein oder Holz. Nicht umsonst sind diese Farben Teil der Tarnanzüge des Militärs – in Beige, Braun oder Ocker wirkt jeder unauffällig. In Wohnräumen jedoch können diese Farben besonders beruhigend wirken, weil sie eine natürliche Umgebung simulieren.
3 Kommentare
Sehr interessanter Artikel.
Das Gendern hätten Sie sich sparen können.Das macht mich aggressiv. Ich lege auf korrektes Deutsch Wert.
Artikel ist gut, ohne Genderstern wäre er besser: Was hindert zu sagen “Forscherinnen und Forscher”, oder sogar nur “Forscher”; denn schließlich geht es doch um die Sache, nicht um die Personen. Ich bin übrigens Leser (ohne Sternchen)
Ich finde es ist ein guter Artikel.
Die Wirkung der Farben auf die Menschen und wie unterschiedlich man es anwenden kann, sei es Kleidung, Wohnung ect. Top!