Mrz 23, 2023

Kaktusleder, Kork & Co. – Umweltfreundliche Textilien verändern die Welt, oder?

Die Modebranche steht unter Verdacht – und das völlig zu Recht, denn sie hat einen bemerkenswert großen ökologischen Fußabdruck. Ein Beispiel: Für ein Kilo Baumwolle werden in Indien 22.500 Liter Wasser benötigt – und das in Regionen, die ohnehin schon trocken sind. Gleichzeitig verschmutzen die eingesetzten Pestizide das Grundwasser. Ähnliches gilt für viele weitere Stoffe und Materialien. Durch die Verwendung von Chemikalien – auch beim Färben – oder eben den hohen Wasserverbrauch bei der Produktion ist die Ökobilanz verheerend. Leider.

Glücklicherweise – und längst überfällig – findet in den letzten Jahren ein Umdenken und damit ein Richtungswechsel statt: Das Bewusstsein für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit nimmt zu. Nachhaltigkeit ist auch in der Modeindustrie das Thema Nummer Eins. Immer seltener setzen Designer*innen auf echte Pelze und tierisches Leder, Fashion Companies streben Klimaneutralität an und versuchen Schritt für Schritt auf umweltverträglichere Lösungen umzusteigen. Denn auch modebegeisterte Kundinnen und Kunden wollen es genauer wissen: Wie wurde die Merino-, Alpaka- oder Kaschmirwolle meines neuen Pullis gewonnen? Was passierte bei der Gewinnung der Seide meines Kleides? Wie steht es um Fair Trade, wurden wegen meinem günstigen T-Shirt Kinder ausgebeutet? Trage ich mit meinem Kauf dazu bei, noch mehr Mikroplastik in die Meere zu spülen? Umweltschonendere, nachhaltigere Textilien und vegane Stoffe sind unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Alternativen zu tierischem Leder erobern – wenn auch langsam – den Markt. Viele Labels, beispielsweise Gucci oder adidas, launchen Produkte aus nicht-tierischem Leder – so wie Vorreiterin Stella McCartney, die seit der Gründung ihres Labels 2001 schon ausschließlich vegane Leder für ihre Kollektionen verwendet.

Eine Begriffsklärung: Wann ist Mode eigentlich nachhaltig?

Diese Frage ist komplexer als es auf den ersten Blick aussieht – um wirklich nachhaltig zu sein, braucht es viel mehr als alternative Materialien. Das zu überprüfen, ist auch nicht so einfach. Der Grund: Die textile Kette ist lang, häufig global (Outsourcing) und dadurch oft wenig transparent. Das macht es im Einzelfall schwierig, das Nachhaltigkeitslevel eines Kleidungsstückes einzuschätzen und Greenwashing – also dem Versuch eines Unternehmens, sein Image in Sachen Nachhaltigkeit schönzureden – nicht auf den Leim zu gehen. Wenn du dir die Frage stellst, ob dein Kleidungsstück nachhaltig ist, musst du insgesamt vier Bereiche genauer betrachten:

» Zunächst sollten die Materialien aus biologischen Rohstoffen gefertigt sein – wurden bei der Textilherstellung umweltverträgliche und biologisch abbaubare Rohstoffe verwendet?

» Weiterhin sollte eine ressourcenschonende Produktion gewährleistet sein. Dazu zählen ein möglichst geringer Wasser- und Energieverbrauch sowie die Verarbeitung schnell wachsender Materialien wie beispielsweise Bambus – letzterer wächst bis zu einem Meter pro Tag nach.

» Weitere Möglichkeiten, umweltfreundlicher zu handeln, sind Recycling und Upcycling. Dabei werden verschiedenen Materialien wie Schnittreste aus der Forstwirtschaft, Plastikflaschen oder Fischernetze für die Herstellung von Fashion (wieder)verwendet.

» Ein klares Veto gegen miserable Löhne und Kinderarbeit, beides leider keine Seltenheit, ist selbstverständlich. Das wird aber nicht immer ersichtlich und ist manchmal für Verbraucher*innen nicht erkennbar. Es macht Sinn, bei Kleidungsstücken auf Zertifizierungen und Fair Trade-Siegel zu achten, um eine Garantie zu haben. Produktionsbedingungen müssen sozial und fair sein und Arbeitende müssen bei guten und sicheren Arbeitsbedingungen gerecht und pünktlich bezahlt werden. Hier gibt es noch viel Nachholbedarf.

 

Hättest du’s gewusst? Beim Waschen von synthetischen Stoffen lösen sich winzige Fasern und Mikroplastik wird freigesetzt. Mit speziellen Waschbeuteln kannst du verhindern, dass die Plastikpartikel aus der Kleidung ins Abwasser gelangen.

 

Wenn’s so nicht weitergeht, wie dann? Neue und wiederentdeckte Fasern

Die Liebe zu Polyester und Polyamidfasern aus Erdöl, Wolle oder Kaschmir aus tierquälerischer Produktion war gestern – heute wünschen wir uns umweltfreundliche Textilien aus umweltschonender Produktion und auf Basis fairer, langfristiger Handelspartnerschaften. Kurz: nachhaltige Kleidung. Im Hinblick auf die Umwelt und knapper werdenden Ressourcen passiert in der Modewelt einiges, was zu mehr Nachhaltigkeit führen soll. Täglich kommen Kollektionen mit verschiedensten nachhaltigen Rohstoffen auf den Markt. Dank neuer Technologien können Alternativen zu Baumwolle, Polyester und Co. hergestellt werden, die nicht nur umweltschonender sind, sondern auch hervorragende Tragequalitäten haben. Materialien wie Hanf, einer der ältesten Modestoffe überhaupt, erleben eine glückliche Renaissance und wir können uns Looks aus Milch, Handtaschen aus Ananas oder Hosen aus Eukalyptus kaufen. Das klingt gut? Ist es auch. Aber eine Frage müssen wir uns stellen: Wie nachhaltig und umweltschonend sind sie wirklich?

»Aus einem einzigen Kleidungsstück können sich bis zu 700.000 Kunstfasern lösen. Und die landen dann in der Nahrungskette bei uns, die landen in den Gewässern und sind eigentlich überall nachgewiesen, sogar in der Muttermilch.«

Dominique Ellen van de Pol, Expertin für nachhaltige Mode

Überblick über innovative Textilien – sind sie schon die Lösung?

» Ahimsa-Seide

»Ahimsa« bedeutet im Indischen soviel wie das » Nicht-Verletzen«. Bei der konventionellen Seidenherstellung werden die Puppen der Seidenraupe in kochendem Wasser abgetötet. Ahimsa dagegen ist eine alternative Seidenraupenzucht im Freiland, welche die Tötung der Seidenspinnerraupen vermeidet. Bei der tierfreundlichen Gewinnung der Maulbeerseide wird der Seidenfaden erst vom Kokon abgewickelt, wenn der Falter geschlüpft ist und danach versponnen und verwebt. Die tierfreundlichen Garne und sind besonders bei den Stars in Hollywood beliebt und en vogue. Nachteil: Leider ist das Angebot an exklusiver Ahimsa-Seide wegen des aufwändigen Prozesses und der hohen Kosten aktuell nicht sehr groß. Die Suche gestaltet sich etwas aufwändiger, doch wer lange genug stöbert, wird fündig. Und wir wissen ja: Die Nachfrage steigert das Angebot!


» Algenfaser/SeaCell™

Die SeaCell™-Faser wird aus Meeresalgen – also erneuerbaren, unbehandelten, biologischen Ressourcen gewonnen. Konkret geht das so: Braunalgen aus isländischen Fjorden werden maschinell und schonend so geerntet, dass die Blätter nachwachsen können. Anschließend werden sie getrocknet, zerkleinert, gemahlen und dann in Zellulosefasern eingebunden. So entsteht ein angenehm weiches Material, das die Haut schont und temperaturausgleichend wirkt sowie atmungsaktiv ist. Manchmal werden zusätzlich Restfasern aus der Holzindustrie eingebunden. Aus dem Stoff werden Nacht- und Unterwäsche sowie andere Textilien gefertigt.


» Ananasleder / Piñatex®

Auch hier ist es, wie bei Weinleder oder anderen veganen Lederarten, der Abfall, der bei der Ananasernte anfällt – Piñatex® heißt die auch als Ananasleder bekannte Faser. Die Grundlage des Materials wird aus den Fasern von Ananasblättern gewonnen. Für mehr Langlebigkeit werden diese mit Polyurethan (PU), also Kunststoff, beschichtet. Derzeit enthält das vegane Leder zusätzlich einen biobasierten Kunststoff, PLA. Ananasleder ist eines der ersten Lederalternativen. Wegen seiner Robustheit und weil es keine zusätzlichen Ressourcen benötigt, ist Ananasleder ein nachhaltiger Rohstoff, der wegen seiner besonderen Optik als Grundlage für Taschen, Rucksäcke und Schuhe beliebt ist.


» Apfelleder

Apfelleder stammt aus den Abfällen der Apfelsaftindustrie. Der sog. Trester, also die Apfelreste wie Kerngehäuse und Schale, wird pulverisiert, mit Polyurethan (PU) vermischt und auf einen textilen Träger wie Baumwolle oder Polyester aufgetragen – der Kunststoff PU sorgt bei Schuhen, vor allem Sneakers, und Taschen für Stabilität. Minus: Es braucht noch fast 50 % recyceltes Plastik, dass aus dem Apfel-Trester ein solider zu verarbeitender Rohstoff wird. Plus: Dennoch ist es ein spannendes Material, das zudem regional, also in unseren Breiten gewonnen werden kann.


» Bambus

Eine nachhaltige Alternative zu Baumwolle – überraschenderweise gehören die robusten Bambusrohre zur Familie der Süßgräser und sind der am schnellsten wachsende Rohstoff der Welt. Bis zur Ernte wächst die Pflanze nur zwei Jahre und bindet in dieser Phase10 mal soviel CO2 wie ein Baum. Die Zellulosefasern, aus denen Bambuskleidung gefertigt wird, sind fest und besonders stabil. Sie werden im ersten Schritt zu Bambusgarn verarbeitet. Zum Stoff, der sog. Bambusviskose verarbeitet, zeigt sich Bambusmaterial atmungsaktiv, wirkt antibakteriell und ist leicht, weich und angenehm zu tragen. Weiteres Plus: Um zu wachsen, benötigt Bambus lediglich Sonnenlicht und Regenwasser. Beim Anbau von Bambus sind keinerlei Pestizide, Insektizide oder Dünger notwendig.


» Hanf

Eine weitere nachhaltige Alternative zu Baumwolle und Kunstfasern – Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen und ein uralter Rohstoff. Ursprünglich aus Zentralasien stammend, wurde die unempfindliche Pflanze aufgrund ihrer vielen Einsatzmöglichkeiten bereits vor über 2000 Jahren in China geschätzt. Man verarbeitete sie zu robuster Arbeitskleidung. Umso erstaunlicher ist es, dass Hanf mit seiner langen textilen Geschichte erst heute wieder als alternatives Material Aufmerksamkeit bekommt. Hanf liefert auf der gleichen Nutzfläche zwei- bis dreimal so viele Fasern wie Baumwolle – auch in deutschen Plantagen. Wusstest du, dass bei Kleidung aus Hanf die statische Aufladung aus, wie man sie von Kunstfasern kennt, wegfällt? Weitere Plus: Das Material hat eine exzellente Wärmeregulierung – im Sommer angenehm kühl, im Winter kuschelig warm.


» Kaktusleder

Eine umweltfreundliche und hochwertige Alternative zu tierischem Leder – Kaktusleder ist nicht nur vegan, sondern hinterlässt auch keinen allzu großen ökologischen Fußabdruck. Die robusten Nopal- oder Feigenkakteen sind in Mexiko beheimatet, brauchen wenig Wasser und keine Pestizide und regenerieren die Böden auf natürliche Weise. Bei der Ernte wird der obere Teil entfernt, die Wurzel bleibt, so dass die Pflanze problemlos nachwächst. Ein weiteres Plus: Im Vergleich zu Kunstleder ist Kaktusleder atmungsaktiv und somit angenehmer auf der Haut zu tragen. Bei der Herstellung des Leders sind im Gegensatz zu herkömmlichem Leder keine giftigen Chemikalien notwendig. Allerdings wird auch hier hier Polyurethan (PU), mit der Kaktusfaser vermischt, eine Kunststoff, der als ungiftig gilt. Minus: Kaktusleder gilt als Luxusmaterial und ist kostspielig und deswegen (noch) nicht weit verbreitet. Im Vergleich zu tierischem Leder ist die Haltbarkeitsspanne deutlich kürzer.


» Kintra

Kintra ist eine 100-prozentig biobasierte Alternative zu synthetischen Stoffen wie Polyester und Nylon. Kintra Fibers, das Unternehmen hinter dem Material, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Alternativen zu herkömmlichem Polyester zu entwickeln. Denn synthetische Fasern sind auch beim Waschen umweltschädlich. Bei jeder Maschinenwäsche lösen sich Tausende von Fasern aus der Kleidung, die als Mikroplastik über das Abwasser in die Weltmeere gelangen. Kintra-Garn wird aus Mais- und Weizenzucker hergestellt.


» Kork

Frei von Tierleid und giftigen Chemikalien ist Kork eine echte Alternative. Die Korkeiche wächst in Portugal, Spanien und in Teilen Nordafrikas. Für Kork werden keine Bäume gefällt, sondern deren Rinde geerntet – es handelt sich also um einen sog. nachwachsenden Rohstoff. Hättest du es gewusst? Eine geschälte Korkeiche nimmt viermal mehr CO2 auf als eine ungeschälte. Kork ist leicht elastisch und wasserabweisend, was Korkleder zu einem geeigneten Material für Accessoires wie Gürtel, Taschen und Geldbeutel sowie Jacken macht. Um die Langlebigkeit zu erhöhen, wird Kork zumeist auf einen textilen Träger aufgetragen oder beschichtet.


» Lyocellfaser der Marke Tencel™

Die Produktion einer einzigen Jeans verbraucht etwa 1.000 Liter Wasser. Rund 80 Prozent davon sind für den Anbau der Baumwolle nötig. Lyocell/Tencel™, eine ideale Baumwollalternative wird aus Holzfasern gewonnen. Es handelt sich um glatte, sogenannte Zellulose-Regeneratfaser – ähnlich wie Viskose. Aber mit einem entscheidenden Unterschied: Viskose ist in der Herstellung sehr problematisch, da bei der Färbung giftige Stoffe verwendet werden und sehr viel Strom verbraucht wird. Tencel™/Lyocell wird aus zertifiziertem, nachhaltig hergestelltem Eukalyptusholz ohne giftige Lösungsmittel produziert, ist also folglich zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Teilweise kommt auch Buchenholz zum Einsatz. Großes Plus für die Umwelt: Wälder müssen nicht bewässert werden und es kommen keine Pestizide zum Einsatz, wie es auf Baumwollplantagen üblich ist. Harte Fakten: Im Vergleich zu einem Baumwoll-Shirt spart ein T-Shirt aus Holz 1000 Liter Wasser,100ml Chemie, 600g CO2 und 75 % Anbaufläche. Eine echte Alternative!


» Modal

Innovative Technologien haben neue Materialien entstehen lassen: Modal ist eine davon. Der Stoff wird aus Zellulose von Buchenholz in einem speziellen chemischen Verfahren hergestellt. Im ersten Schritt wird das Holz entrindet, anschließend in Späne zerlegt und die Zellulose anschließend durch chemische Prozesse aus dem Holz gelöst. In einem Spinnverfahren wird sie zu Stoff verarbeitet. Das Ergebnis wird auch als »bessere Viskose« bezeichnet, da es eine Weiterentwicklung im Hinblick auf Trageeigenschaften ist. Denn Modal fühlt sich weich auf der Haut an, ist knitterarm und hat einen kühlenden Effekt.


» Myzelleder (Mylo/Reishi)

Mylo ist ein veganes Pilzleder, das aus Myzel – dem Wurzelgeflecht der Pilze – hergestellt wird. Dabei wird der Prozess nachgeahmt, der normalerweise im Waldboden stattfindet. Pilzzellen werden zu Myzel, einer netzartigen biologischen Masse herangezüchtet. Die Herstellung von Mylo ist umweltfreundlich. So kann Myzel Bioabfälle wie Sägespäne als Nahrung verwerten und benötigt wenig Wasser und Energie. Die Pilzstrukturen wachsen innerhalb weniger Tage nach. Aus den Pilzzellen werden große Blätter aus flauschigem Schaumstoff gezüchtet, bevor sie den üblichen Gerbungsprozess von Tierhäuten durchlaufen. Auch Polyurethan (PU) ist notwendig, um das Material robuster zu machen – somit ist es nicht völlig plastikfrei. Stella McCartney und adidas nutzen Pilzleder, an dem zur weiteren Optimierung auch noch geforscht wird.


» S-Café aus Kaffeesatz

Kaffee selbst hat eine denkbar schlechte Klimabilanz – jetzt gelingt es mit einer neuen Technologie aus Kaffeesatz alternative Textilien zu produzieren. Die Idee stammt von der taiwanesischen Firma Singtex. Leider wird das Garn aktuell nur rund um Taipeh hergestellt. Dazu wird Kaffeesatz in Restaurants und Cafés eingesammelt und verarbeitet. Hättest du es gedacht? Im Schnitt reicht der Kaffeesatz von 1 Tasse für 2–3 T-Shirts. Das Garn ist Bluesign-zertifiziert, also das perfekte Material für Sport und Outdoor-Kleidung. Nachteil: Leider handelt es sich auch hier um kein 100 prozentiges Naturmaterial, da auch recyceltes PET mit eingebunden werden muss.


» Sojaseide

Für viele Fashionistas ist vegane Sojaseide die bevorzugte Wahl. Der edle Stoff wird aus Tofu gefertigt. Genauer: Als Nebenprodukt der Tofu-Produktion entstehen Sojafasern. Diese werden zu einer Art Wolle verarbeitet. Genau wie herkömmliche Seide ist das Material kühlend, angenehm auf der Haut, luftig sowie biologisch abbaubar. Die Sojaseide ähnelt aber mehr groben Wollfasern als feinen Seidenfasern, sie wird oft zu Pullovern, Schals oder Mützen verarbeitet.


» Tyvek/Papier

Auch aus Papier wird Leder hergestellt. Dieses Material hat einen Kunststoffkern, der es stabil und besonders reißfest macht. Daraus fertigen Designer*innen Kleidungsstücke oder auch Geldbörsen. Eine weitere gute Nachricht: Tyvek kann bis zu fünfmal wieder aufbereitet werden und ist damit nachhaltiger als viele andere Materialien. Tyvek-Streifen können auch verzwirnt werden, dann entsteht eine Art leichter Strick, der sehr angenehm zu tragen ist.


» Weinleder

Bei der Weinproduktion können Kerne, Haut und Stiele der Trauben nicht verwendet werden. Aus diesen Produktionsabfällen, dem sog. Trester, wird durch die Verbindung mit Polyurethan (PU) Weinleder hergestellt. Durch ein spezielles Verfahren verbindet die italienische Firma Vegea die Fasern fest miteinander. Weiterer Nachhaltigkeitsaspekt: Bei der Herstellung des veganen Leders werden weder Wasser noch schädliche Chemikalien eingesetzt. Und: Weinleder ist tierischem Leder zum Verwechseln ähnlich und sehr robust.

 

 

Tipp: Wenn dir Nachhaltigkeit am Herzen liegt, achte unbedingt auf Öko-Textil- und Bio-Siegel! Einen umfassenden Überblick über alle großen Textil-Zertifizierungen auf dem Markt findest du hier.

Fazit: Innovative Fasern sind ein guter Anfang …

… eines ist gewiss: Neue, innovative und alternative Materialien sowie das Bemühen, diese zu verbessern und bekannter zu machen, sind ein Schritt in die richtige Richtung. Stoffe aus Milchfasern, Ananas oder Myzel machen Textilproduktion nachhaltiger, sind aber leider noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Denn für die Produktion werden weiterhin Wasser und Energie benötigt, was die CO2-Bilanz nicht deutlich sinken lässt. In den meisten Fällen müssen auch Chemikalien und Kunststoffe wie Polyurethan (PU) zugesetzt werden, um zu erreichen, dass die natürlichen Fasern, beispielsweise bei natürlichem Leder, überhaupt zusammenhalten.

Es geht also (noch) nicht ohne synthetische Zusatzstoffe. Das bedeutet leider, dass vegane Fasern nicht zwangsläufig umweltfreundlich sind. Hinzu kommt, dass sich viele der oben genannten innovativeren Materialien in der Textilproduktion noch nicht durchgesetzt haben – weil sie entweder rar sind, importiert werden müssen, schwer zu bekommen sind oder die Kosten in die Höhe treiben. Viele sind vergleichsweise teuer und deshalb nur in Nischen oder im Luxussegment zu finden.

Es gibt also aktuell noch keine flächendeckend praktikable Lösung – zumal das Fast Fashion-Prinzip mit Massenproduktion und Outsourcing in Billiglohnländer immer noch wirksam ist. Aber – und das ist die gute Nachricht – wir haben Materialien mit Zukunftspotenzial wie Hanf oder Algenfasern und immer neue Ideen wie die Kaffeesatz-Kleidung aus Taipeh. Der Zeitgeist lässt sich nicht mehr zurückdrehen: Fashionistas wollen grüne und faire Kleidung und weitere Neuentwicklungen werden folgen. Viele Unternehmen arbeiten daran, alternative Materialien zu erschaffen und diese immer weiter zu optimieren. Vielleicht wird man in Zukunft auch die Produktionen umstellen und die Mode-Zyklen verlangsamen. Entscheidender Treiber aber ist der Bewusstseinswandel in unserer Gesellschaft, der alle Lebensbereiche betrifft und auch das Verbraucher*innenverhalten verändern kann.

Ich finde es besser, ein hochwertiges Teil zu kaufen und das lange zu tragen als viele günstige. Mode ist immer ein Spiegel der Zeit. Deswegen bin ich so optimistisch, dass die Branche die drängenden Themen weiterhin aufgreifen und adressieren wird – und das wird dazu beitragen, die (Mode-)Welt positiv zu verändern.

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Meine Liebe zu Mode und Kommunikation hat mich zu Ana Alcazar gebracht – als Texterin & Konzepterin in der klassischen Werbung groß geworden, schreibe ich seit fast 10 Jahren für unser Münchner Designerlabel. Im Redaktionsteam bin ich für alle Corporate-Themen zuständig, außerdem befasse ich mich hier mit aktuellen Trends & meinem Herzensthema Gleichberechtigung,

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