Jan 9, 2020

City-Look: STOCKHOLM. Über die skandinavische Design-DNA.

Im Norden sind sie großgeworden – der Dutt und die hochgekrempelte Slim-Fit Jeans. Mode hat in Skandinavien einen hohen Stellenwert und coole Streetstyles noch mehr: Designer-Pieces werden mit Fundstücken aus Secondhandläden oder Vintage-Favoriten kombiniert, „cleane“ Looks sind genauso an der Tagesordnung wie gemusterte Stoffe oder avantgardistische Kleider. Die Skandinavier generell sind bekannt für ihren Stil und für ihr feines Gespür für Trends und für Ästhetik. Stockholm ist das kulturelle, mediale, politische und wirtschaftliche Zentrum Schwedens. Genau hier fühlt sich die schwedische Fashionszene Zuhause. Im August auf der Stockholm Fashion Week zeigten Labels wie Filippa K. und Cheap Monday Jahr für Jahr ihre Kollektionen. Im Sommer 2019 sagte das Swedish Fashion Council das große Event zum ersten Mal ab – man will sich zukünftig auf nachhaltigere und innovativere Formate konzentrieren. Wir sind gespannt! Blickt man weiter zurück, war Mode in Stockholm lange ein Geheimtipp. Heute gilt die skandinavische Metropole als die stilprägendste Stadt in Europa.

Weniger opulent wie Paris, weniger angestrengt als London. Immer stilsicher.

Die Streetstyles der Stockholmer sind minimalistisch und doch extravagant und schließen definitiv nichts aus. Irgendwie scheint hier persönliches Stilgefühl in den Genen zu liegen. Das geht noch weit über Mode hinaus, Design und Ästhetik begeistern auch bei Möbeln oder in der Innenarchitektur. Outfits sind hochindividuell zusammengestellt. Deswegen kann auch ein Burberry-Schal Teil einer Kombination sein. Bei jedem Look hat man das Gefühl, genau diesen Style noch nie gesehen zu haben. Nichts an dem Streestyle erinnert an eine reine Designerkleidungs-Parade. Und das gilt auch und besonders für Männer, die Leder mit Filz kombinieren und vor starken Farben wie Orange nicht zurückschrecken. Sondern ganz im Gegenteil, richtig coole Outfits mit einem Keypiece kombinieren.

Eines ist sicher: Für Fashionistas gibt es in Stockholm nicht nur in Sachen Streetstyles viel zu entdecken, sondern vor allem: Nichts, das es nicht gibt. Die klassische Shopping-Meile mit vielen Mainstreamshops und noch mehr Labels liegt im südlichen Teil von Norrmalm – einem der insgesamt sechs Stadtteile. In der sog. »Stockholm City« geht es nicht zuletzt wegen der vielen Banken schicker zu.

Alles, was man in den klassischen Designer-Shops oder den mainstreamigen Ketten findet, wird von den Stockholmern mit Basics oder coolen Vintage-Pieces ergänzt. Sie lieben es, teure Designer-Pieces mit flachen Schuhen, gröberen Boots oder unifarbenen Pullis downzugraden. Fündig werden sie dafür in der Altstadt, Gamla Stan, mit ihren unzähligen kleinen Läden und Boutiquen. Und nicht zu vergessen, den Södermalm: So heißt der alternative Stadtteil im Süden von Stockholm, in dem es viele kleine Secondhandshops zum schier endlosen Stöbern gibt.

 

Kreative Energie und Gespür für Ästhetik

Auffällig ist: Es ist wirklich kalt in Stockholm, aber bei den Streetstyle sieht man auch bei Eis und Schnee selten farbige Funktionsjacken. Dafür aber viel Layering, XXL Schäle, Capes und ausgefallene Mäntel mit oder ohne Kapuzen. Auch große Maxi-Bags und coole Turnschuhe tauchen in der verschneiten Stadt auf. Einzelne auffällige Pieces ändern aber nichts an der insgesamt eher minimalistischen Ästhetik. Frauen tragen unter dicken, kuscheligen Mänteln einfache Schnitte und schlichte Strickteile oder präzise geschnittene Lederhosen. Viele Looks sind Ton-in-Ton gestylt, was schon zur höheren Kunst bei Kombinationen gehört. Auch Animal Prints haben die Stockholmer im Portfolio. Hier verzichtet man aber auf Komplett-Looks, sondern setzt gezielt einzelne Keypieces ein.

Dabei müssen Looks aber auch im Alltag funktionieren und das heißt ganz konkret: praktisch sein und die nötige Bewegungsfreiheit bieten. Das hat einen einfachen Grund: Die Stockholmer lieben ihr Fahrrad als Fortbewegungsmittel und Radeln muss mit jedem Streetstyle drin sein. Qualität ist den Skandinavierinnen genauso wichtig: Ein klassischer Look kann aus einer guten Jeans, einem hochwertigen Pulli und coolen Boots, Sneakers oder eleganten Lederstiefeln bestehen. Sich wohlzufühlen ist das A und O – vielleicht sehen deshalb alle Streetstyles, so unterschiedlich sie auch sein mögen, richtig gut aus. Das gekonnte Spiel mit den Gegensätzen – minimalistisch und funktional einerseits, edgy und extravagant andererseits –, macht die Looks so spannend. Ganz sicher aber auch die unnachahmliche Lässigkeit, diese Kontraste selbstverständlich zu tragen. Das können nur die Skandinavierinnen. Labels wie Filippa K, Ganni oder Stine Goya machen es vor.

Der Stockholm »Scandi«-Style

Dos
– Minimalistische Ästhetik
– Monochrome Looks in Schwarz-Weiß
– Einfach Schnitte mit einem Hauch Avantgarde
– Stilvolle Ton-in-Ton Looks
– Teure Designer-Pieces downgraden
– Ausgefallene Wintermäntel in Überlänge
– XXL Blazer, weite Anzughosen und coole Lederhosen
– Schlichte Strickpullis, einfarbige Schnittkleider
– Designerware mit Second Hand Pieces kombinieren
– Casual: Hochwertiges und Basics im Team tragen

Don’ts
– Bunte Funktionsjacken
– Designer-Looks 1:1 kopieren
– Zuviel Bling Bling
– Overdressing um jeden Preis
– Looks tragen und sich darin unwohl fühlen
– Quantität vor Qualität stellen
– Krampfhaft Schick-Sein-Wollen
– Mehrere kräftige Farben mischen
– Plakative Muster miteinander kombinieren
– Billigteile wählen

Der »Scandi-Style« ist sprichwörtlich und skandinavische Mode schon seit längerem sehr beliebt. Mögt ihr diese typische Ästhetik oder steht ihr auf etwas anderes? Postet mir gern eure Meinung in den Kommentaren!

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Meine Liebe zu Mode und Kommunikation hat mich zu Ana Alcazar gebracht – als Texterin & Konzepterin in der klassischen Werbung groß geworden, schreibe ich seit fast 10 Jahren für unser Münchner Designerlabel. Im Redaktionsteam bin ich für alle Corporate-Themen zuständig, außerdem befasse ich mich hier mit aktuellen Trends & meinem Herzensthema Gleichberechtigung,

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