Sep 27, 2017

Lissabon – Kreativer Flair und Fado am Tejo

Aktualisiert am 3. Februar 2022

Es ist Herbst und ich weiß nicht, wie es euch geht. Ich jedenfalls schiele schon wieder nach Zielen im Süden. Ganz oben auf der Liste steht mal wieder Lissabon. Lissabon gilt als trendige und innovative Metropole. Eine ganze Menge Kreativer und Hedonisten haben sich in der Stadt am Fluss Tejo niedergelassen. Aber auch Start-ups boomen in der Haupstadt Portugals, die zwar ihre Traditionen hochhält und gleichzeitig modern und offen für Wandel ist. Vielleicht macht genau das die besonderen Vibes in Lissabon aus, das weit entfernt von Prunk und Schickimicki seinen ganz eigenen Charme versprüht.

„Wer Lissabon nicht gesehen hat, hat niemals nichts Schönes gesehen.“

Kommt mit auf einen Bummel durch die Gassen der Tejo-Metropole mit den verwinkelten Treppen – in denen man sich einfach nicht verlaufen kann. Denn irgendwo unten fließt immer der Fluss, an dem man sich in der Hafenstadt orientieren kann. Der Tejo, erreicht hier, kurz vor der Mündung in den Atlantik, eine Breite von zehn Kilometern. Der Volksmund sagt, die Stadt liegt auf sieben Hügeln, tatsächlich sind es aber viel mehr. Macht euch also auf steile Gassen und ein ewiges Auf-und-Ab gefasst. Dafür gibt es viele sog. Miradouros (Aussichtspunkte), die euch mit großartigen Aussichten belohnen.

Am Boden lauft ihr über häufig über wunderschöne und  dekorative Mosaikpflaster. Weil im Laufe der Zeit viele Steinchen herausgebrochen sind, kann man leicht mit den Schuhen hängenbleiben – nicht nur mit High Heels. Lissabon, so sieht es zumindest die Künstlerin Joanna Vasconcelos, verlangt Fashionistas beim City-Bummel einiges ab. Um das künstlerisch auszudrücken, entwarf sie einen überdimensionierten Schuh mit spitzen Absätzen aus Stahlkochtöpfen, der auf einer Londoner Auktion für viel Geld versteigert wurde.

Blick von der Rua Augusta auf den Hauptplatz im Baixa-Viertel

Blick von der Rua Augusta auf den Hauptplatz im Baixa-Viertel

Pulsierendes Leben in der Baixa

Wenn ihr ankommt, flaniert am Besten erstmal über die hellen Pflastersteine durch die Fußgängerzone und Einkaufsmeile Rua Augusta. Hier in der Innenstadt, der sog. Baixa, wimmelt es nur so von Menschen und Shops. Legt in einem der unzähligen Cafés eine Pause ein und lasst die Stadt auf euch wirken. Nicht weit, in einer Seitenstraße links, findet ihr auch schon die erste Sehenswürdigkeit, den Elevador de Santa Justa. Der 45 Meter hohe Turm aus Stahl verbindet den Stadtteil Baixa mit dem höher gelegenen Stadtteil Chiado. Gönnt euch den Spaß und fahrt mit dem alten Aufzug. Oder lauft einfach geradeaus weiter bis zum Praça do Comércio mit der Reiterstatue von König Dom José I. Dieser große Platz liegt unmittelbar am Tejoufer. Hier beginnt die im modernen Schachbrettmuster angelegte Altstadt von Lissabon. Aber immer mit der Ruhe – denn auf den Treppen zu Füßen des Reiters sitzt es sich hervorragend und ihr könnt die Aussicht auf den Platz oder den Fluss genießen. Oder ihr macht es euch direkt auf den langen Treppen am Fluss oder den Wiesen entlang der Uferpromenade gemütlich und blinzelt in die Sonne.

Abends in Alfama

Abends in Alfama

Alfama  – Auf der Suche nach der Seele Lissabons

Am nächsten Tag könnt ihr mit der Tram 28 hinauf in Lissabons ältestes Stadtviertel Alfama fahren. Es gibt keinen besseren Ort, als das Viertel unterhalb des Burgberges, um sich einfach treiben zu lassen: Hier trefft ihr auf charmante Hausfassaden, vollbehangene Wäscheleinen und kreative Streetart. Mittags werden Sardinen gegrillt, Kinder spielen in den Gassen und ab und an hört ihr Fado-Gitarren. Das Feeling ist einmalig – ich finde, man fühlt sich – trotz der Touristen – wie in einem abgelegenen Bergdorf. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Wegen der bunten Graffitis, die wie in einer großen Open-Air-Ausstellung überall zu sehen sind, entwickelt sich Lissabon auch zum weltweiten Treffpunkt der Street-Art-Szene. Kurz gesagt: in Alfama kann man ewig schlendern und es wird einfach nicht langweilig.

Zweimal pro Woche (dienstags und samsatgs) findet in der Altstadt Lissabons schönster und größter Flohmarkt Freira da Ladra statt – ein Eldorado für Schäppchenjäger, bei dem Feilschen um Gürtel, CDs oder Antiquitäten auf dem Campo de Santa Clara zum guten Ton gehört. Es heißt, dass man auf dem sprichwörtlichen „Flohmarkt der Diebin“ früher seine gestohlene Geldbörse „wiederfinden“ konnte.

Flohmarkt Freira da Ladra

Flohmarkt Freira da Ladra

Eine der Haupttouristenattraktionen in Alfama ist das Castelo de São Jorge. Von den Mauern der Festung überblickt ihr die ganze Stadt. Auch die Burganlage an sich ist interessant, hier könnt ihr einige Stunden verbringen. Bei eurem Streifzug durch Alfama könnt ihr noch die Kathedrale Sé besuchen. Von außen sieht sie eher unspektakulär aus, ein Blick ins Innere lohnt sich aber.

Wenn ihr vom vielen Laufen langsam hungrig werdet, empfehle ich euch ein Abendessen im Chapitô à mesa. Das szenige Lokal über den Dächern von Lissabon ist ein ehemaliges Frauengefängnis, in dem sich jetzt tagsüber eine Zirkusschule befindet. Ein extrem kreativer Ort mit tollem Essen – viel Fisch! – und quirliger Atmosphäre.

Sehnsucht & Folklore im Fado

Sehnsucht & Folklore im Fado

In Lissabon darf natürlich der Fado nicht fehlen. Wer die schwermütigen Klänge im authentischen Ambiente hören möchte, hat ab 21 Uhr im Club de Fado oder im Mesa de Frades Gelegenheit. In der ehemaligen Kapelle beginnen die Fado-Konzerte nach dem Essen. Je später der Abend, desto authentischer. Und noch ein Tipp: Es ist üblich, dass sich Fadistas nach ihrem eigentlichen Auftritt noch zusammensetzen und gemeinsam Musik machen. Oft werden in der Pause noch Zuhörer eingelassen – also, klopft ruhig vorsichtig an, vielleicht öffnet sich ja die Tür für euch.

Kultur pur in Belém

Wenn ihr zwischendurch Lust auf einen Museumsmarathon und viel Geschichte habt, seid ihr in Belém richtig. Belém liegt im Westen Lissabons, in dem sich viele Sehenswürdigkeiten befinden. Der Stadtteil liegt etwas außerhalb des Stadtkerns, ist aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Wenn ihr die Uferpromenade des Tejo entlanglauft, seht ihr den modern ausgebauten Yachthafen. Folgende Sehenswürdigkeiten könnt ihr euch anschauen:

► Mosteiro dos Jerónimos: Das gigantische Hieronomitenkloster im sog. nur in Portugal anzutreffenden manuelischen Baustil ist UNESCO Weltkulturerbe. Allein schon die fast 300 Meter lange Parkanlage vor dem Kloster ist beeindruckend.

► Padrão dos Descobrimentos: Das „Denkmal der Entdeckungen“ wurde im Jahre 1960 zum 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer erbaut – als Erinnerung  an die Ära der Entdeckungen im 15. und 16. Jahrhundert. Es ist einer der Karavellen nachempfunden, welche die noch unbekannten Ozeane befuhren. Der 52 Meter hohe Bau aus Beton zeigt 33 wichtige Persönlichkeiten dieser Zeit.

► Torre de Belém: An der Hafeneinfahrt begrüßte der 35 Meter hohe Turm früher die ankommenden Schiffe. Heute kann er von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 17:30 besichtigt werden. 

► Museu Nacional de Arte Antiga: Für Kulturbeflissene unter euch ein absolutes Pflichtprogramm mit Werken von Hieronymus Bosch, Dürer, Holbein und Cranach.

Torre de Belém

Torre de Belém

Night-out in Bairro Alto

Von Lindy Hop über Fado und Jazz bis hin zu Samba – im Ausgehviertel Bairro Alto herrscht ab 21 Uhr reges Treiben und es gibt fast nichts, was es hier nicht gibt. Nachtschwärmer finden szenige Restaurants, hippe Clubs in alten Lagerhallen und coole Bars. Aber auch tagsüber pulsiert es in Bairro Alto. Hier findet ihr einige hippe Fashion-Shops und viele junge Leute.

Kunst versus Trends – Fashionszene in Lissabon

Die Kreativität in Lissabon ist in der ganzen Stadt zu spüren. Das wirkt sich auch auf die Fashionszene aus, die immer mehr wächst. War vor ein paar Jahren High Fashion in Lissabon definitiv noch nicht angekommen, verändert sich seither einiges. Die portugiesische Fashion-Week ModaLisboa zeigt die Kollektionen der Designer. Diese sind aber weniger kommerziell, stattdessen sehr künstlerisch angehaucht – wie die Stadt selbst.

Ihr findet in Lissabon viele Boutiquen und auch schöne Shops wie zum Beispiel den Concept Store Slou. Und auch ein Museum für Mode und Design gibt es, das MUDE, Museu do Design e da Moda. Übrigens heißt MUDE auf Portugiesisch „Wandel“. Das Museum eröffnet Ende des Jahres nach einer Umbauphase wieder. Ich werde auf jeden Fall hingehen …

Die schönste Hafenstadt entdecken – noch ein paar Tipps

► Abendessen im Zapataoriginal portugiesische Küche in uriger Atmosphäre mit vielen Einheimischen

► Capilé trinken: ein Erfrischungsgetränk aus Sirup nach einem Rezept von 1870 mit Auszügen aus Orangeblüten, das es nur in Lissabon gibt

► Tag ausklingen lassen in einer der vielen Rooftop-Bars: sehr schon ist die Bar Topo – genießt die Stimmung in der chilligen Location mit Traumblick 

► Markthalle Mercado de Ribeira besuchen: hipper Foodcourt mit langen Holztischen und über 35 Ständen mit portugiesischen Spezialitäten

Mercado de Ribeira

Mercado de Ribeira

Viel Spaß. Genießt und entdeckt Lissabon! Natürlich gibt es noch viel mehr zu sehen. Schreibt mir einfach, wenn ihr etwas Cooles gefunden habt …

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Meine Liebe zu Mode und Kommunikation hat mich zu Ana Alcazar gebracht – als Texterin & Konzepterin in der klassischen Werbung groß geworden, schreibe ich seit fast 10 Jahren für unser Münchner Designerlabel. Im Redaktionsteam bin ich für alle Corporate-Themen zuständig, außerdem befasse ich mich hier mit aktuellen Trends & meinem Herzensthema Gleichberechtigung,

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