Aug 9, 2021

Das kann weg! 15 unnötige & skurrile Fashion- & Beauty-Tools

Aktualisiert am 21. Oktober 2021

»Ich muss besser werden«. Das scheint das Mantra unserer Zeit zu sein. Ja, unsere Gesellschaft ist im Optimierungswahn. Gut zu sein reicht nicht mehr aus. Das Ziel ist es, besser zu sein. Besonders Frauen stehen unter dem ständigen Druck, nach der perfekten schlanken Figur, dem besten Aussehen, der ausgewogensten Ernährungsweise und dem effektivsten Fitness-Training zu streben. Dieser Druck macht auch keinen Halt vor höchsten Ansprüchen im Job oder gegenüber der Familie. Alles muss immer noch besser werden – das Zeitmanagement, die Leistung, die Außenwirkung, die Mama-Rolle. Und zwar ganz selbstverständlich mit einem unangestrengten Dauerlächeln.

Ja, sind wir den verrückt geworden? Warum unterwerfen wir uns unter Schmerzen gesellschaftlich geschaffenen Idealbildern? Haben wir denn nicht alle nur die eine Lebenszeit und damit die Wahl, uns nicht durch den Zwang, perfekt zu sein, zu versklaven? Also, aus dem kräftezehrenden Selbstoptimierungszwang auszusteigen? Nochmal: Besonders Frauen überfordern sich auf Dauer selbst, wenn sie beruflich sowie privat perfekt sein wollen und immer das Gefühl haben »nicht genug zu sein«. Denn genau das steht häufig hinter allem – die Unfähigkeit, sich selbst so zu lieben und zu akzeptieren, wie man ist.

Stattdessen wollen wir mit allen Mitteln eine äußere Hülle kreieren, die anderen zusagt. Statt unsere eigenen Talente und Fähigkeiten zu entfalten! Jeden Tag haben wir die Chance, uns dafür zu entscheiden, uns auf unsere Stärken zu konzentrieren – statt vermeintliche Schwächen und Fehler zu »korrigieren«. Die Welt braucht keine perfekten Menschen, sondern authentische! Menschen mit Ecken und Kanten, die im Einklang mit sich leben, ihre individuelle Persönlichkeit entwickeln, ihre ganz persönlichen Träume leben und damit sich selbst verwirklichen.

Der Optimierungsdruck trägt längst absurde Züge und ist zu einer florierenden Industrie geworden. Botox, Lifting, Gewichtsmanagement, Beauty-Produkte, welche das »Blaue vom Himmel« versprechen – geht es um die optische Optimierung, gibt es nichts, was es nicht gibt: Für manche Eingriffe existieren gleichermaßen griffige wie befremdliche Kunstnamen wie das »Mommy Makeover«, das operativ die Spuren von Schwangerschaft und Stillzeit korrigieren will. Eine ganze Branche verdient bestens daran, dass wir uns bis in die Fußspitzen perfektionieren und einem Schönheitsideal näherkommen wollen. Und das fängt schon im Kleinen an. Im folgenden stelle ich dir 15 skurrile Beauty-Tools und seltsame Schönheits- und Wellnessprodukte vor, die wirklich keine Frau der Welt braucht. Ehrlich – bei der Recherche haben sie mich im Wechsel zum Lachen und zum Heulen gebracht!

Nein, Danke! Die absurdesten Beauty- & Wellness-Flops

► Nagellack-Halter

Dass das Nagellack-auftragen gelernt sein will, ist die eine Sache. Nichts spricht aber dagegen, das Fläschchen auf dem Tisch, Boden oder auf einer geeigneten Fläche abzustellen. Zu diesem Zweck für schlappe 12 Euro ein Gadget anzubieten, in welches das Fläschchen gesteckt werden kann, ist einfach unnötig.


► Titty Bear

Nie mehr mit einem faltigen Dekolleté aufwachen – so lautet das Werbeversprechen von »Titty Bear«, einem Teddybärkissen, welches du dir nachts in dein T-Shirt klemmen sollst. Im Ernst: Dieses Antifalten-Schlafkissen, das bis zu 60€ kostet, soll verhindern, dass das Dekolleté während des Schlafes durch eine ungünstige Liegeposition »verknittert«. Das Pad soll dafür sorgen, dass alles an seinem Platz bleibt. Mancher Hersteller wirbt damit, dass nach 7 – 15 Nächten alle Dekolleté-Falten verschwunden sind. Na, wer’s glaubt!


► Brust-Handtuch

Kein Witz! Es gibt jetzt eine Lösung gegen das sog. »Busen-Schwitzen« im Sommer. Das »Ta-Ta Towel« ist ein Handtuch nur für die Brüste. Nicht nur, dass es ziemlich sonderbar und unästhetisch aussieht, ich frage mich auch: Wer soll das bitte wann tragen? Für Frauen mit kleinen Brüsten ist es keine Option. Erhältlich nur in Körbchengröße C – H, empfiehlt es der Hersteller den Kundinnen zum Chillen ohne BH bei großer Hitze zuhause. Ah ja!


► Camel-Toe-Pads

Der Begriff alleine ist schon eine Frechheit: »Camel Toe«, also »Kamelzehe«. Dieser wenig schmeichelhafte Vergleich will bildhaft verdeutlichen, wie es aussieht, wenn sich die weiblichen Schamlippen unter einer Leggings oder einer engen Jeans abzeichnen. Bei Miss-Wahlen war das ein absolutes Tabu und so behalf man sich mit einer Einlage im Bikini-Unterteil, welche eine visuell hügelfreie Schamgegend herstellte. Die Kardashians machten die Pads zum Trend. Ist die weibliche Anatomie wirklich so zum Schämen?


► Vaginal Steaming

Gwyneth Paltrow und Jada Pinkett Smith lieben es, in amerikanischen Spa’s wird es angeboten, in Deutschland avanciert es gerade zum Riesentrend. In afrikanischen Kulturen, Thailand und Indonesien ist es Tradition: Über das Vaginal-Dampfbad als Treatment zur Muskelentspannung und besseren Durchblutung lässt sich trefflich streiten. So geht’s: Frau setzt sich mit leicht geöffneten Beinen über einen Topf mit dampfendem Kräuterwasser, versetzt mit Kamille, Lavendel oder Rosmarin. Eine Decke über den Beinen verhindert, dass der Dampf an der Seite entweicht. Gynäkologen warnen teilweise davor, die sensible Vaginalflora damit aus dem Gleichgewicht zu bringen. Nicht alles, was aus Hollywood kommt, ist nachahmenswert!


► Happy Face Trainer

Du lächelst nicht genug? Es gibt ein Tool dagegen. Bei diesem schrägen Beauty-Gadget verschlägt es einem regelrecht die Sprache. Für antrainiertes Dauerlächeln soll man sich das Plastik-Gadget mit den seitlichen Extensions zwischen die Zähne klemmen. Durch diese Mechanik werden die Mundwinkel nach oben gehoben. Stellt sich nur eine Frage: Wer sollte den ganzen Tag über grinsen wollen? Wieviel Selbstverleugnung ist nötig, um sich solch eine kuriose Behandlung anzutun? Mir bleibt da nur ein Kopfschütteln.


► Furzgeruch-filternde Unterwäsche

Auch ein Gadget, das einen einigermaßen natürlichen Menschen zum Staunen bringt: Unterwäsche mit eingebautem Pups-Filter. Wie das geht? Die flatulenz-filternde Kleidung ist mit einer Textilschicht aus Carbon versehen. Diese soll unangenehme Gerüche verkapseln und die Luft nach außen hin neutralisieren. Nach dem Waschen der Hose oder Unterhose wird die geruchsverschließende Funktion wieder hergestellt. Wer’s braucht!


► Ohrenschutz fürs Duschen & Haarefärben

Klingen erst vermeintlich praktisch, sind bei genauerem Hinsehen aber ziemlich sinnlos – Ohrenkappen, welche die Ohren vor Wasser beim Duschen und Haarewaschen schützen sollen. Auch beim Tönen oder Färben werden sie empfohlen. Das sind alles Situationen, die sich mit einem einfachen Handtuch wunderbar regeln lassen – à la »Wisch und weg«. Die Caps gibt’s aus Silikon oder Plastik zur Einmalverwendung. Die Umwelt dankts. Fazit: absolut unnötig.


► Intim-Deo für die Vagina

Bringen wir es auf den Punkt: Das Vulva Shaming muss ein Ende haben. Während der Phallus stilisiert wird, wird die Vulva mit Scham behaftet. Unangebrachte Witze über den »Fischladen« oder beleidigende Kommentare nach der Geburt unterstützen diese Form des Body Shaming und können jungen Mädchen sowie ausgewachsenen Frauen ein schlechtes Körpergefühl vermitteln. In diese Kerbe schlagen auch Produkte wie Vagina-Deos, welche in das natürliche Gleichgewicht eingreifen können. Denn der natürliche pH-Wert der Scheide bietet von Natur aus eine Schutzfunktion vor Bakterien und Keimen. Der eigene Geruch ist gesund und muss nicht künstliche übertüncht werden! Intim-Deos sind ein absoluter Beauty-Flop.


► Lippenpumpe

Ein sog. Beauty-Tool, das nicht gerade sanft zu den Lippen ist und nicht selten zur Selbstverstümmelung führt. Eine sog. Lippenpumpe funktioniert rein mechanisch mit Unterdruck, welcher das Blut in die Lippen schießen und sie anschwellen lässt. Dieser Effekt der pralleren Lippen hält einige Stunden an. Aber die Sache ist gefährlich: Die Folgen können starke Schwellungen, Blutergüsse und  Entzündungen des sensiblen Lippengewebes sein. Absolut nicht zu empfehlen!


► Anti-Schlupflid-Brille

Sieht ein bisschen nach einem modernen Folterinstrument aus – die Anti-Schlupflid-Brille. Bei täglicher Anwendung soll dieser »Lid-Trainer« hängende Schlupflider korrigieren und einen Lifting-Effekt bringen. Das Prinzip? Rein mechanisch. Ein Brillengestell mit individuell verstellbaren Bügeln statt Gläsern, welche das Augenlid heben. Für mich blanker Unsinn!


► Vagina Wellness Gerät

Von Goop ist man ja einiges gewöhnt. Das Vagina Wellness Gerät für satte 420 Euro vibriert zwar auch, ist aber kein Vibrator, sondern wird eher als “Vaginal Toner” mit Infrarot beschrieben. Dieser soll helfen, die vaginale Feuchtigkeit im Alter aufrechtzuerhalten. Wie sinnvoll dieses Wellness-Gadget ist, muss wohl jede Frau für sich selbst entscheiden.


► Nasenlifting Gerät

Eine kleine Nasenkorrektur gefällig? Kein Problem. Das jedenfalls verspricht das Nasen-Lifting-Tool, welches angeblich die Nase vorteilhaft anheben und so nach oben korrigieren will. Eine Anwendung von 3 Minuten am Tag der sog. »Beauty Lift High Nose« soll für eine gerade Nase ganz ohne Hügel sorgen. Spätestens hier wird klar, dass das schräge Gadget einfach nur unsinnig ist.


► Kosmetik-Kühlschrank

Ein pastellfarbener Mini-Kühlschrank für Beauty-Produkte, der Crèmes, Masken, Nagellack und Eyeliner herunterkühlt – muss das sein? Zugegeben, die eine oder andere Crème sollte sicherlich gekühlt werden und ist zwischen Marmelade und Käse vielleicht nicht ideal platziert. Aber braucht man deshalb gleich einen 12l-Beauty-Fridge für 150€? Das muss wohl jede von uns selbst entscheiden.


► Fake Nippel

Brustwarzen sind das normalste der Welt, wenn sie hart werden, werden sie hart – egal weshalb. Na, und? Sich aber Fake Nippel aus Silikon auf die Brüste zu kleben oder BHs mit eingebauten harten Nippeln zu kaufen (ja sowas solls auch geben), um den permanenten Eindruck von sexueller Erregung zu erzeugen, ist das blödeste, das ich je gehört habe. Weg damit!


Stoppt den Krieg gegen den eigenen Körper!

Der übermächtige Wunsch nach Optimierung entwickelt – wie viele der aufgeführten seltsamen Gadgets deutlich illustrieren – bizarre Züge. Und führt unweigerlich dazu, dass wir uns quälen und unter Umständen selbst schädigen. Genau mit dieser Absurdität beschäftigt sich die Fotoserie »Beauty Warriors« der Künstlerin Evija Laiviņa. Sie demaskiert die grotesken Züge des Perfektionismus-Wahns, indem sie Produkte zeigt, die unser Erscheinungsbild verbessern wollen. Die Produkte in ihrer Fotoserie versprechen auf lächerliche Weise Sofortheilung für fast alle Schönheitsprobleme. Sie bekämpfen Problemzonen und wollen »Makel« ohne chirurgischen Eingriff heilen. Ihre Anwendung fühlt sich wie ein Krieg gegen den eigenen Körper an, der verborgen, gequetscht, geliftet und eingezwängt wird. All das passiert im Namen eines gesellschaftlich etablierten, gleichgeschalteten Beauty-Ideals, dem sich viele Frauen gleichmachen wollen:

»To be successful, you must be perfect and look perfect – these are our society’s rules, which we all follow without even realizing how ridiculous the standards are. We often forget about the importance of inner beauty.«

Evija Laiviņa

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Frauen dieser Welt, besinnt euch auf eure individuelle Schönheit, seid selbstbewusst und gut zu euch selbst und vergesst nicht, glücklich zu sein!

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Meine Liebe zu Mode und Kommunikation hat mich zu Ana Alcazar gebracht – als Texterin & Konzepterin in der klassischen Werbung groß geworden, schreibe ich seit fast 10 Jahren für unser Münchner Designerlabel. Im Redaktionsteam bin ich für alle Corporate-Themen zuständig, außerdem befasse ich mich hier mit aktuellen Trends & meinem Herzensthema Gleichberechtigung,

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