Jul 20, 2023

Grunge, HipHop & “Girl Power”- 90er Jahre Mode. Eine Retrospektive.

Wofür stehen die 90er eigentlich? Eingeleitet durch den Mauerfall 1989, feierte Deutschland am 03. Oktober Wiedervereinigungdamit war der Ton für die Dekade gesetzt: Aufbruch. Alles war möglich – kulturell, politisch und erst recht in der Mode. Techno und Tamagotchis waren genauso en vogue wie Filme wie »Pretty Woman« mit Julia Roberts oder Matrix. Leonardo Di Caprio erlebte in Hollywood seine Hochphase.

Zu den Stilikonen dieser Dekade zählten neben Supermodels wie Naomi Campbell, Cindy Crawford und Kate Moss die Schauspielerin Sarah Jessica Parker und die Spice Girls. Die Labels Buffalo, Calvin Klein und Helly Hanson prägten mit ihren Kreationen den modischen Zeitgeist entscheidend mit. Nur, wer die echten Buffalos trug, war cool. Designer:innen wie Jean Paul Gaultier und Vivienne Westwood brachen mit den traditionellen Regeln und zeigten viel Haut, ungewöhnliche Schnitte und Punk-Elemente.

In Sachen Style waren definitiv Vielfalt, Experimentierfreude und viel Selbstbewusstsein Programm. Von lässig-cool über edgy bis hin zu feminin war alles vertreten. Nach den Power-Looks der 80er Jahre brach jetzt eine Zeit der modischen Vielfalt an, verschiedene Strömungen existierten nebeneinander. Als besonders kultiger Style galt ein ausgebeultes T-Shirt und Jeans – für Männer wie für Frauen. Justin Timberlake und Britney Spears machten es vor. Viele der weiteren Mode-Trends wie Minis, Latzhosen und Neon oder Choker-Ketten haben in den letzten Jahren ein Comeback gefeiert à la »Baby One More Time« von Britney Spears, der Chartstürmerin der Dekade. Apropos …


Popkultur der 90er als Inspiration für Fashion

Die Musikszene nahm einen entscheidenden Einfluss auf die Looks und so lässt sich auch die Vielfalt erklären. »Girl Power« war nicht nur das Motto der Spice Girls und eine gesellschaftliche Stimmung, sondern inspirierte auch einen selbstbewussten Streetstyle mit Minis, Crop Tops und Plateau-Schuhen. Frauen und Mädchen zelebrierten ihre Selbstbestimmung und drückten dies mit ihren Looks aus – inspiriert von Britney Spears und Co.

Daneben erlebte auch die Hip Hop-Bewegung einen Aufschwung und Rapper wie Notorious B.I.G. bewegten die Massen. Stilistisch prägten diese Szene Outfits bestehend aus Sneakers, Baggy Pants und Baseball-Mützen sowie Statement-Ketten den 90er Style entscheidend mit.

Last but not least stimulierten Bands wie Nirvana und Pearl Jam die Entstehung der sog. Grunge-Szene. Die typischen Looks? Jeans, an den Knien und am Oberschenkel zerrissen, T-Shirts oder Hemden und Doc Martens.

Neben den genannten Strömungen gab es auch eine Kunst- und Designentwicklung in Richtung Minimalismus und damit verbunden auch einen Trend zu reduzierter, eleganter Kleidung in dezenten Nuancen. Und nicht zu vergessen: Die Jugendzeitschrift »Bravo« war das Blatt, das einen prägenden Einfluss auf die 90er Jahre Mode hatte und das alle Teenager Woche wöchentlich verschlangen – denn Internet gab es in den 90ern noch nicht.

Die totale Fashion-Freiheit: Diese Pieces & Muster gehören zu einem typischen 90er Look

Wollte man den Style der 90er beschreiben, könnte man treffend sagen: Es handelt sich um einen Widerspruch in sich. Denn neben lässigen Denim-Looks existierten eklektische Night-out-Styles und natürlich Neon.

► Jeans

Ein Evergreen seit den 70er Jahren – aber immer in unterschiedlichen Cuts: Während Schlaghosen die 70er prägten und Karottenhosen in den 80ern beliebt waren, trug man in den 90ies Low Rise Cuts, Straight Leg-Modelle wie die  Levi’s 501 oder Mom Jeans der Labels Pepe, Levis oder Diesel.

► Baggy Pants & Weite Cuts

Sie sitzen tief auf der Hüfte und sind aus Denim oder anderen Stoffen gefertigt. Besonders in der Hip Hop- und Grunge-Szene waren sie heiß begehrt. Oft lugten darunter Calvin Klein-Unterhosen hervor. Oversized generell war ein großes Fashion-Thema in den 90er Jahren. T-Shirts und Hosen waren weit geschnitten und die Stars individueller Streetwear-Outfits.

► Latzhosen

Wir lieben sie auch heute noch: Latzhosen. Mit bauchfreien Oberteilen und Plateau-Schuhen waren sie der Hit in den 90ern.

► Slip Dresses

Supermodels wie Naomi Campbell oder Cindy Crawford trugen die schmalen, leicht schimmernden Kleider bei allen Gelegenheiten. Meist im Team mit Sneakers oder Doc Martens.

► T-Shirts & Tanktops

Der Allrounder schlechthin – weiße T-Shirts waren extrem angesagt, aber auch schrille Neonfarben setzten die Trägerin in Szene. Man trug Tops mit Spaghettiträgern, TankTops zu Baggys oder Rüschen über T-Shirts im Layering.       

► Minis

Die Röcke waren kurz und kürzer. Spätestens mit Britney Spears Musikvideo »Baby one more time« war ein Kult-Outfit in der Welt: Weiße Bluse, unter der Brust geknotet, und kurzer Faltenrock. Viele kombinierten den trendigen Super-Mini auch zu Stulpen.

► Bauchfrei

Mit bauchfreien Shirts und Spaghettiträger-Tops wurde viel Haut gezeigt. Dabei zählten Crop Tops im Team mit Baggy Pants zu einer vielgesehenen Kombination, mit der man sich auch auf den Red Carpets sehen lassen konnte.

► Mesh

Stilsicher rund um Techno und Loveparade – Mesh war immer eine gute Wahl. Fashionistas trugen Netzstrumpfhosen zu Oberteilen mit langen Ärmeln und Netzeinsätzen – darunter ein einfarbiges Bustier. Oder eine enganliegende Plastikhose dazu, gern im Trendton Neon.

► Neon

Pink, Grün oder Gelb – aber bitte in Neon. Diese Farbpalette gehörte in jedes Techno-Outfit. Und das nicht nur bei Tops, Kleidern und Jacken, sondern auch bei Accessoires. Häufig wurden die Knallfarben untereinander oder aber zu Schwarz kombiniert.

► Karo-Prints

Ob auf den typischen Flanellhemden oder auf Röcken und Hosen – Karos fehlten in keinem Kleiderschrank in den 90er Jahren. Klarer Farbfavorit: Schwarz und Rot. Dieses Design veredelte Grunge- und Skater-Looks.

► Nadelstreifen

Perfekt für wohlinszenierte Stilbrüche – Nadelstreifen-Blazer wurden zu derben Boots und Miniröcken kombiniert. Die dünnen Streifen avancierten auch auf Hosen und Röcken vom Büro- zum Freizeitlook.

► Plateau-Schuhe

Modelfans wollten hoch hinaus: Mit Plateau-Schuhen. Mary Janes, Boots und vor allem auch Sneakers kamen mit besonders dicker Sohle daher. Nicht umsonst waren Buffalos und damit die gleichnamige Schuhmarke die Anlaufstelle Nummer 1 für trendige Treter – besonders für den Raver-, Skater- oder den Grunge-Look.

► Doc Martens

Auch in den 90er Jahren zählten die klobigen Boots zu den Mode-Trends. Sie machten Grunge- oder Skater-Outfits erst perfekt.

► Accessoires

Bauchtaschen (heute wieder mega-IN als Fanny Packs über der Schulter getragen), Choker (Halsbänder vor allem aus Samt), Tattoo-Ketten, Creolen und Scrunchies (stoffbezogene Haargummis) setzten das i-Tüpfelchen auf die 90er Outfits. Wem das noch nicht genug war, der ergänzte seinen Statement-Look mit einer kleinen, eckigen futuristisch anmutenden Sonnenbrille mit gefärbten Gläsern à la Matrix. Nicht zu vergessen: ein Bucket Hat.

Haar- und Make-up-Trends der 90er Jahre

Auch in Sachen Make-up galt: Diversity is Key. So war der Grunge-Look mit schwarzem Kajal, breiten Augenbrauen und roten Lippen besonders zu Anfang des Jahrzehnts besonders gefragt. Später mischte sich der Nude-Look darunter – frei nach dem Motto »Weniger ist mehr« griff man auf eine Grundierung für den Teint und auf Rouge zurück. Das war’s. Ganz nebenbei existierte auch ein Statement-Look mit blauem Lidschatten, der häufig zu sehen war. Die Lippen umrandete man dazu gerne mit dunklem Lipliner und reichlich Lipgloss. Augenbrauen- und Nabel-piercings verbreiteten sich schlagartig.

Jennifer Aniston inspirierte mit ihren Haarschnitt als Rachel Green in der Serie »Friends« eine ganze Dekade. Der sog. »Modern Rachel Cut«, ein gestufter, schulterlanger Schnitt, ist auch heute wieder leicht variiert »in.«. Um das Original zu stylen, braucht man eine Rundbürste und einen Föhn. Denn die Haare werden leicht nach außen gedreht geföhnt, damit Volumen und Schwung entsteht. Auch beliebt waren gekreppte Haare, abgeteilte gezwirbelte Strähnen und Scrunchies zum Pferdeschwanz.

 

So gelingt dein 90er-Jahre-Look – Die Dos & Don’ts auf einen Blick

Dos

  • – Minis
  • – Latzhosen, Mom Jeans
  • – Denim-on-Denim – Jeansjacke & -hose kombinieren
  • – Crop Tops
  • – Kappen und Fischerhüte
  • – Tattoo-Ketten aus elastischem Plastik
  • – Neonfarben
  • – Oversized Skater-Style/Techno-Looks
  • – Grunge-Outfit
  • – Girlie/Comic Style mit Samt und Semitransparenzen
  • – Dicke Plateausohlen
  • – Chunky Sneakers

 

Don’ts

  • – A-Linien
  • – Etuikleider
  • – Polo-Shirts
  • – Schlaghosen
  • – Seventies Prints
  • – Maxikleider
  • – Marlenehosen
  • – Karottenhosen
  • – Häkelkleider
  • – Teddy-Jacken, Fake Fur
  • – Volants
  • – Cowboy-Stiefel

Oversize, Karo, Crop Tops – die 90er Jahre Mode hat Stilklassiker hervorgebracht, die uns seither schon in vielen Comebacks begegnet sind. Gibt es einen 90er Trend, den du besonders magst? 

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Meine Liebe zu Mode und Kommunikation hat mich zu Ana Alcazar gebracht – als Texterin & Konzepterin in der klassischen Werbung groß geworden, schreibe ich seit fast 10 Jahren für unser Münchner Designerlabel. Im Redaktionsteam bin ich für alle Corporate-Themen zuständig, außerdem befasse ich mich hier mit aktuellen Trends & meinem Herzensthema Gleichberechtigung,

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