Mai 18, 2013

Vintage Kleidung – Was ist das eigentlich?

Aktualisiert am 3. Juni 2021

Was bedeutet eigentlich Vintage? Eine Begriffsklärung.

Vintage, Vintage, überall hören wir diesen Begriff, aber was bedeutet es überhaupt, wenn meine Freundin zu mir sagt „mein Rock ist Vintage“?

► Der Begriff Vintage stammt aus dem Englischen und dort aus dem Bereich der Weinherstellung. Mit der Bezeichnung war ursprünglich die Weinlese gemeint, aber auch besonders gute, alte & erlesene Weine wurden als Vintage kategorisiert. Der Begriff für etwas hochwertig Altes ging in den allgemeinen Sprachgebrauch über und wird heute vor allem im Mode- und Ausstattungsbereich benutzt. Vintage Mode ist Kleidung, die nicht aus den aktuellen Kollektionen der Designer stammt, sondern schon vor längerer Zeit, streng genommen in den 1920er bis 1970er Jahren (für diesen Zeitraum findet man oft auch den Begriff true vintage) entworfen und gefertigt wurde. Heute wird der Begriff aber weiter gefasst und grundsätzlich für außergewöhnliche Einzelstücke, die älter als 20 Jahre sind, genutzt.

 

Berechtigterweise kann man sich hier die Frage stellen, ob dann alle alten Kleidungsstücke vorangegangener Saisons automatisch Vintage sind und woran man Vintage überhaupt erkennt. Eng definiert sind Vintage Klamotten ausschließlich einzigartige und vor allem seltene Fundstücke vergangener Jahrzehnte, die so kein zweites Mal auf dem Modemarkt erhältlich sind. Also wirklich originale Einzelstücke und keine in Massenproduktion hergestellten Klamotten aus der Zeit deiner Oma oder künstliche Revivals irgendeines früheren Trends.

Vintage Mode – 2021 angesagt wie nie zuvor!

Spätestens seit die Schauspielerin Julia Roberts zur Oscar Verleihung 2001 ein Vintage Dress von Valentino trug (um genau zu sein, war das Kleid tatsächlich nur semi-Vintage, denn es war erst 9 Jahre alt), geht in der Modeszene nichts mehr ohne das Label Vintage. Vintage Mode erfreut sich großer Beliebtheit und passt auch bestens zum aktuellen Nachhaltigkeitstrend in der Mode.

Julia Roberts bei den Oscars 2001 in dem legendären Black & White Vintage Dress von aus der 1992 Valentino Couture Collections.

Julia Roberts bei den Oscars 2001 in dem legendären Black & White Vintage Dress aus der 1992 Valentino Couture Collections.

Echte und ausgefallene Vintage Teile, die nicht wie heute so üblich massenhaft produziert werden, sind wirklich toll. Sie verleihen ihren Trägerinnen einen einzigartig individuellen Look, der sich klar von der heute vielfach produzierten Fast Fashion Ware abhebt und einen Glanzpunkt im Outfit setzt. Dabei musst du nicht von Kopf bis Fuss in Vintage gekleidet sein: Bereits eine edle Handtasche aus den 60ern, ein gut gealterte Lederjacke aus den 70ern oder ein Trenchcoat aus den 80ern kombiniert mit aktuellen Teilen bringt den gewissen Vintage-Glamour in den Look.

Vintage – Wo kaufen?

Schöne Vintage Kleidung findet man meist beim Stöbern auf dem Flohmarkt, in Second Hand Läden oder in speziellen Vintage Shops und Online Shops, die regelmäßig Designerware aus den großen Modemetropolen beziehen. Dort ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, ein paar hübsche und vor allem echte Vintage Pieces zu finden. Die großen Vintage Online Shops bieten teils sogar notarielle Echtheitszertifikate an, eine Liste seriöser Online Händler findest du z.B. hier. Auch auf Instagram unter Hashtags wie #vintagefashionforsale oder #buyvintage findet man das ein oder andere originelle Teil. Ich persönlich würde aber für Vintage-Einkäufe immer den stationären Handel bevorzugen, denn hier fällt die Überprüfung der Echtheit einfach leichter und man kann sich mit all seinen Fragen direkt an das Personal wenden.

Beliebte Vintage-Klassiker

► 20er Jahre: Charleston-Kleider, Pelz-Stolas (Sag nein zu Pelz!), Flapper-Kleider, Perlen-/Federn-/Strass-Kopfschmuck

► 50er Jahre: Petticoat-Röcke, Kleider mit Polka Dots, Schößchen-Kostüme

► 60er Jahre: Chanel-Kostüme, Pillbox-Hüte, das kleine Schwarze, Minikleider mit XXL-Blumenprints, Blusen mit Bubikragen

► 70er Jahre: Schlaghosen, Lederjacken mit Patches, Satin-Overalls, Boho-Maxidresses, psychadelische Muster, Trenchcoats

► 80er Jahre: Ballonseide-Trainingsanzug, Plateau-Buffalos, Teile in Neonfarben, Badeanzüge im Crinkle Stretch

Outfits wie Jacky Kennedys Pillbox-Hut mit Bouclé-Kostüm sind heute begehrte Vintage-Klassiker.

 

Vintage vs. Vintage-Stil & Retro

Gepunktete A-Linien-Kleider, wallende Hippie-Roben, gemusterte Leggings oder Trenchcoats haben schon mehrmals den Modehimmel erklommen und sind mittlerweile nicht mehr aus unseren Kleiderschränken wegzudenken. Daher lehnen sich die aktuellen Kollektionen großer Modehäuser heute häufig an die Designs früherer Jahre an und verwässern so den Vintage-Begriff leider. Um dem plötzlichen Schrei nach Vintage gerecht zu werden, werden sogar neue Kleidungsstücke auf alt getrimmt, um sie „used“, sprich gebraucht, aussehen zu lassen. Überall wo Vintage draufsteht ist also nicht gleich Vintage drin!

Hier mal ein paar visuelle Beispiele:

TRUE VINTAGE Tweed Kostüm

VINTAGE-INSPIRIERTES Tweed Kostüm

TRUE VINTAGE Modeschmuck

VINTAGE-INSPIRIERTER Modeschmuck

VINTAGE Kaschmirmantel

VINTAGE-INSPIRIERTER Kaschmirmantel

Das Problem am Phänomen Vintage ist also, dass heutzutage fast alles, was ein paar Jahre alt ist, als Vintage ausgegeben wird. Stöbert man beispielsweise mal ein bisschen durchs Netz, stößt man auf einige Online Anbieter, die teilweise entsetzlich langweilige und schrecklich altmodische Klamotten, die man meist nicht geschenkt wollen würde, als Vintage deklariert zum Verkauf anbieten. Wenn Vintage bedeutet, dass ich solche Klamotten tragen soll, dann verzichte ich lieber ganz drauf!

Da Vintage Mode immer mehr Gefallen bei den Leuten findet – besonders bei denjenigen, die sich dem modischen Einheitsbrei entgegensetzen möchten- , habe ich das Gefühl, dass manche Händler in diesem Bereich eine mögliche Marktlücke gewittert haben und um jeden Preis versuchen, mit alten, staubigen Klamotten Geld zu machen. Ich bin der Überzeugung, dass mit der Bezeichnung Vintage etwas sparsamer umgegangen werden muss. Bei Klamotten, die durch ein Vintage Motiv z.B. ein Werbeplakat auf alt gemacht werden, ist diese Bezeichnung meiner Meinung nach völlig fehl am Platz.

Folgendes solltest Du beim Kauf beachten, um einen echten Vintage-Klassiker zu erstehen:

► Kleider mit dem Label Retro, Retro-Stil, Vintage inspired oder Vintage-Stil sind Kleidung aus aktuellen Produktionen, die nur das Design früherer Epochen nachahmen

► Label wie Used-Look oder Shabby Chic zeigen ebenfalls an, dass z.B. Jeans oder Möbelstücke neu sind, ihr Aussehen aber auf alt getrimmt

► Echte Vintage-Stücke bekommst du nie bei großen Modeketten wie Zara, H&M, Pimkie & Co.

► Vintage-Teile kannst du z.B. an folgendem erkennen:

– Oft leicht muffiger Geruch, da schon sehr alt
– Altes oder vergilbtes Aussehen des Etiketts
– Seltsame oder nicht passende Größe, da früher andere Größen oder Größensysteme verwendet wurden
– Meist: Je älter die Ära, desto teurer
– Auf die Stoffe achten: Synthetische Stoffe gibt es erst seit den 60er Jahren
– Früher wurde Mode sehr oft noch maßgeschneidert. Kann man aus dem Kleidungsstück noch Stoff herauslassen, weist das auf ein Original aus der Zeit hin
– Begehrte Vintage Designerstücke von Chanel, Doir, Givenchy & Co. kosten meist vierstellig aufwärts

Bist du auch ein Fan textiler Antiquitäten? Ich habe mit der Zeit so einige Vintage-Teile aus Second-Hand-Shops zusammengetragen. Es ist zwar kein Laurent oder Courrèges dabei, ich liebe sie aber trotzdem alle sehr, da sie sich von dem Einheitsbrei der Fast Fashion heute wirklich deutlich abheben.

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Seit 2004 bin ich als Online Redakteurin für verschiedene Blogs, Magazine & Publikationen mit Schwerpunkt Fashion, Lifestyle & Travel tätig. Das Team von Ana Alcazar verstärke ich seit 2011 mit meiner Expertise. Im Ana Alcazar Magazin bin ich für Themenfindung & strategische Contentüberarbeitung zuständig.

Ein Kommentar

  • Neno says:

    Kurz und knackig erklärt was Vintage ist. Find ich toll!
    Ich bin zufällig durch die Google Suche auf diesen Artikel gestoßen. Ich hätte mir nicht gedacht, dass es teilweise auch so kompliziert sein kann, mit einem einfachen Begriff umzugehen. Doch durch diesen Beitrag ist einiges klarer geworden dafür vielen Dank. Jetzt werde ich wahrscheinlich zweimal nachdenken, bevor ich etwas als Vintage bezeichne 😀

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