Dez 16, 2019

Mode, die nach Persönlichkeiten benannt wurde – 10 Fashionpieces und ihr Name.

Aktualisiert am 2. Dezember 2021

Wir sagen es ganz selbstverständlich: »Marlenehose«, »Cardigan« oder »Birkin Bag«. Und jeder weiß, welches Fashionpiece damit gemeint ist. Wie kommt es aber, dass Menschen stellvertretend für bestimmte Designs werden? Meistens waren es nicht die Modeschöpfer selbst, nach denen die Looks benannt wurden, sondern Prominente, Politiker oder Erfinder. Diese haben die Teile so überzeugend getragen, dass sie zum Namensgeber wurden. Die Top 10 habe ich hier für euch aufgelistet.

Marlene Dietrich: Die Marlenehose als Statement

Klassisch geschnitten, hoher Bund, enger Sitz an der Taille und weite Beine – wir allen kennen und lieben sie: die Marlenehose. Sie wurde in den 30er Jahren erfunden und sorgte für einen Skandal. Vor allem Künstlerinnen und Kreative schätzten nicht nur die neue Bewegungsfreiheit in der Hose, sondern vor allem das Statement dahinter: Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit der Frau vom Mann. Interessant ist, dass sich der Schnitt der Marlenehose trotzdem stark an den Anzughosen der Männer anlehnt. Stilikone Marlene Dietrich trug in dem Film »Marokko« 1930 als allererste Schauspielerin eine Hose in einem Spielfilm. Ihr androgyner Look wurde legendär und die Hose trägt seither ihren Namen.


Kelly Bag & Grace Kelly’s Schwangerschaft

Die Hermès Kelly Bag ist ein Kultartikel. Das Luxusmodell war ursprünglich als Satteltasche konzipiert, da der Fokus von Hermès früher auf Reitzubehör lag. Bis zur Haute Couture Tasche, die per Hand gefertigt wird, hatte sie bereits eine Entwicklung hinter sich. Richtig berühmt wurde die Hermès Tasche durch einen einzigen, besonderen Moment: 1965 nutze die schwangere Grace Kelly, Prinzessin von Monaco und attraktive Schauspielerin, die Tasche, um ihren Bauch zu verdecken. Und genau das war der Moment, wo die Hermès Kelly Bag ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückte. Ab dem Zeitpunkt hatte die Tasche ihren Namen weg. Erst 1977 wurde sie offiziell in »Hermès Kelly Bag« umbenannt.

 


Jane Birkin und ihre Idee der perfekten Tasche: Birkin Bag

Ob Victoria Beckham, Kim Kardashian oder Marc Jacobs – sie alle haben die Tasche, die als Statussymbol gilt und entsprechend Exklusivität und Luxus verkörpert: Die trapezförmige Birkin Bag aus dem Hause Hèrmes hat zwei Handgriffe und wird in der Armbeuge getragen. Diese Tasche wird nur auf Bestellung im Hermès-Atelier in Paris gefertigt. Ihren Namen verdankt sie der Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin. Wie’s kommt? Sie hatte Anfang der 80er Jahre auf einem Flug zufällig den Präsidenten des Luxus-Labels Jean-Louis Dumas getroffen. Im Verlauf des Gespräches schilderte Jane Birkin dem Designer ihre Idee der perfekten Tasche. Voilà! Die Birkin Bag war geboren. Kürzlich distanzierte sich Jane Birkin aber aus Tierschutzgründen davon, dass ein Modell aus Krokodilleder ihren Namen tragen soll.

 


Der Artist weiß, was der Artist braucht: Jules Léotard & der Leotard

Akrobaten, Tänzer und Artisten tragen ihn – den Leotard. Bekannter ist das einteilige Kleidungsstück mit langen oder kurzen Ärmeln landläufig als Gymnastik- oder Turnanzug. Erfunden wurde die Sportbekleidung von dem Artisten Jules Léotard (1838 – 1870), der als erster Mensch den Seilakt „Flying Trapeze“ in der Luft vorführte.


Der 7. Earl of Cardigan & die wärmende Strickjacke

Wenn man Cardigan hört, denken wir sofort an die Strickjacke. Dass der Name des recht harmlosen Kleidungsstücks auf den britischen General James Brudenell, 7. Earl of Cardigan (1797–1868) zurückzuführen ist, wissen vermutlich die wenigsten. Die Anforderung an Kleidung in den britischen Truppen hatte zu einigen Innovationen in der britischen Textilindustrie geführt, unter anderem auch zum wärmenden Cardigan. Er konnte schnell und unkompliziert angezogen werden.


Jimmy Choo und die Schuhkollektion für Iris Apfel: Iris Shoe

Eine klassische Win-Win-Situation: Stardesigner Jimmy Choo widmet Stilikone Iris Apfel, der Vorreiterin des Ethno-Musters, eine eigene Schuhkollektion. Das bringt beide ins Gespräch. Iris Apfel ist mit ihren 98 Jahren aktuell eine der bemerkenswertesten, extravaganten Stilikonen – bekannt für auffällige, überdimensionierte Brillen und rote Lippen. Passend ist das Design des »Iris Shoes« auffällig – ein High Heel, gefertigt aus weichem, hellem Leder, mit gewebtem Makramee-Muster und im typischen Folklore-Style von Iris Apfel verziert.


Wasserdicht muss er sein: Charles Macintosh & der Regenmantel

Der Mackintosh oder seltener Macintosh, kurz als Mack oder Mac bezeichnet, ist ein gummierter und damit wasserdichter Regenmantel. In England avancierte der Mackintosh schnell zum Kleidungsstück für wirklich alle – bis hin zum König. Schon Prinzessin Elisabeth und ihre Schwester Margret hatten darin als Kinder im Park von Windsor gespielt. Zurück geht der Name auf den schottischen Chemiker Charles Macintosh, der erfolgreich Baumwollstoffe imprägnierte – und in Glasgow den ersten Macintosh-Regenmantel anfertigen ließ. Das war der Anfang und zugleich der Durchbruch für sein Unternehmen »Charles Macintosh and Co.«. Der mittlerweile durch ein k ergänzte Markenname »Mackintosh« ist weltweit bekannt und Kooperationen mit Luxuslabels wie Prada, Gucci, Dior oder Louis Vuitton sind an der Tagesordnung. Selbst die Beatles besangen den Kultmantel in ihrem Song »Penny Lane«: And the banker never wears a mac in the pouring rain…


Besonderes Kennzeichen Stehkragen: Mao Zedong & der Mao Anzug

Es stimmt tatsächlich: Der Präsident Chinas Mao Zedong trug zeitlebens das hochgeschnittene Modell mit dem besonderen Stehkragen. Das verlieh dem Kleidungsstück seinen Namen. Das chinesische Schneiderhaus Hongdu nähte schon für Staatsgründer Mao, der den Look bekannt machte, und entwickelt das Design bis heute stetig weiter. Entworfen hatte ihn allerdings ein anderer, nämlich Sun Yat-sen, ein Nationalist und Demokrat, der 1911 den letzten Kaiser gestürzt hatte.


Bewegungsfreiheit für Frauen: Amelia Bloomer & die Bloomers-Hose

Amelia Jenks Bloomer (1818 – 1894) war eine US-amerikanische Frauenrechtlerin, die sich für eine Reform der Frauenkleidung einsetzte. Frauen sollten mehr Bewegungsfreiheit erhalten und es damit leichter haben, sich in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt zu bewegen. Wesentlich war die Abschaffung des Korsetts, ein knielanger Rock und darunter eine knöchellange Pluderhose, optisch eine Art Haremshose. Das sog. Bloomer-Kostüm konnte sich nicht durchsetzen, die Widerstände waren damals noch zu groß und der Look wurde eher belächelt. Erst 50 Jahre später wurde die Bloomers- oder Pluderhose für Frauen zum Radfahren akzeptiert. Heute hat sich der Begriff in die Kindermode gerettet und bezeichnet eine kurze, weite Hose mit Beingummizug.


Etikette adé: Gustav Stresemann & der Stresemann Anzug

So schnell kann’s gehen: Am 1. Dezember 1925 unterzeichnete der damalige Außenminister Gustav Stresemann die Verträge von Locarno in London. Stresemann ignorierte das Protokoll, das einen Frack vorgesehen hatte. Er trug zum traditionell schwarz-grau gestreiften Beinkleid ein schwarzes Sakko mit Paspeltaschen – der Stresemann war geboren und wurde sofort von anderen nachgemacht. Auch Theodor Heuss und Bundeskanzler Konrad Adenauer wählten später bei offiziellen Anlässen gern den Stresemann, so dass sich auch der Begriff »Bonner Anzug« einbürgerte.


Wie zufällig Modenamen entstehen können und wie wenig das oft mit Trends oder Design zu tun hat, zeigen die 10 Fashionpieces hier. Fallen euch noch weitere Beispiele ein? Falls ja, wäre es toll, wenn ihr sie in den Kommentaren postet. Danke euch.


Fotos: Fotos: Marlene Dietrich by Bundesarchiv Bild 102-14627 – CC BY-SA 3.0 de, Grace Kelly by Robert LeRoy Knudsen – gemeinfrei, Leotard by The Anome – gemeinfrei, James Thomas Brudenell – gemeinfrei, Macintosh by John Graham-Gilbert – gemeinfrei, Mao Zedong by The People’s Republic of China Printing Office – gemeinfrei, Mao Schema by chrislb – CC BY-SA 3.0, Bloomer Portrait by unknown – gemeinfrei, Gustav Stresemann by Bundesarchiv – CC BY-SA 3.0 de, Stresemann Anzug by Ziko van Dijk – CC BY-SA 4.0; Kelly Bag by Wen-Cheng Liu – CC BY-SA 2.0; Birkin Bag by Yvette Religioso-Ilagan – CC BY-SA 2.0, Iris Shoe via jimmychoo.com, Mackintosh via mackintosh.com, Bloomers by David Ring – gemeinfrei; alle via Wikipedia; Rest: Shutterstock.

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Meine Liebe zu Mode und Kommunikation hat mich zu Ana Alcazar gebracht – als Texterin & Konzepterin in der klassischen Werbung groß geworden, schreibe ich seit fast 10 Jahren für unser Münchner Designerlabel. Im Redaktionsteam bin ich für alle Corporate-Themen zuständig, außerdem befasse ich mich hier mit aktuellen Trends & meinem Herzensthema Gleichberechtigung,

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