Der große Tuck-Guide: French Tuck, Half Tuck, Full Tuck & Co.
Hemd rein – oder raus. Das war lange Zeit alles, was die Fashion-Ratgeber an Variation zu bieten hatten. Aber mal ehrlich: Wer will es denn schon so einfach? Die Modewelt ist nicht polar, sondern lebt von Nuancen, Zwischentönen und Details. Außergewöhnliche Looks entstehen immer dann, wenn mit Widersprüchlichkeiten, Kontrasten und Brüchen gearbeitet wird. Perfekte Streetstyles sehen gekonnt lässig aus, obwohl sie sehr bewusst und durchdacht zusammengestellt werden.
Zu den simplesten Style-Hacks überhaupt, die im Handumdrehen Basics in High Fashion verwandeln, gehört der sog. Tuck – genauer der French Tuck, den es mittlerweile in weiteren populären Variationen gibt. Den French Tuck verdanken wir Tan France, einem Modedesigner aus der Netflix-Serie »Queer Eye«, welcher Männern und Frauen in der Reality Show einen neuen Look verpasst. Sein persönliches Lieblings-Styling ist eindeutig der French- oder Front-Tuck, den er nahezu jedes Outfit integrierte: Er steckte die die Vorderseite des Hemdes in die Hose gesteckt, während die Rückseite außen getragen wurde. Man nennt diesen stylishen Twist auch »Das Beste aus zwei Welten«. Und prompt avancierte dieser Trick für mehr Lässigkeit zum Trend.
Tolle Oberteile für den perfect tuck
Tuck-Mania – am Bund geht es drunter & drüber
Aber das war nicht alles. Denn schnell entstanden Halb-drinnen-halb-draussen-Varianten. Neben dem French Tuck – auch Front Tuck oder Mullet Tuck genannt – war bald auch vom Full Tuck, Half Tuck und Side Tuck (seitlich) die Rede genauso wie vom Navel Tuck (nur am Bauchnabel), vom Low Tuck (extra tief angesetzt) oder Mushroom Tuck. Diese Liste ließe sich noch fortführen, aber bevor du mehr über die »Art of Tucking« (wie die Vogue es nennt) erfährst, hier erstmal ein paar Details rund um den beliebten Styling-Trick.
Woher kommt eigentlich der Name “Tuck”?
»Tuck« (engl.) bedeutet auf Deutsch soviel wie »(ein)stecken« und meint, dass eine Bluse, ein Hemd oder ein Shirt auf bestimmte Weise in den Hosen- oder Rockbund hineingeschoben wird. Die beliebteste Variante, der Frenck Tuck heißt so, weil man den Französinnen die bei diesem Dresscode entstehende typische lässige Eleganz zuschreibt.
Tuck-Trend: Einstecken als Stilelement
Die Idee ist simpel: Statt das Oberteil vollständig in der Hose oder dem Rock zu tragen oder ganz draußen zu lassen, verschwindet es nur teilweise im Bund. Diese scheinbar unbeschwerte Geste lässt das Outfit »effortless« wirken. Dabei gibt es eine Vielzahl an Optionen für fast alle Oberteile. Manche stecken einen Teil des Pullovers in den Rock oder ein XXL-Shirt in die Culotte, andere stopfen Kapuzenpullis oder sogar Puffjacken in die Jeans. Dieser Trend hat die Art und Weise, wie wir Pieces kombinieren, revolutioniert. Denn er zaubert in jeden Everyday-Look einen Hauch von Raffinesse und subtile Eleganz – egal, ob es sich um ein formelles Office-Outfit oder einen entspannten Wochenend-Look handelt.
Warum ist dieser Style so beliebt?
Um einen Look aufzuwerten, denken viele Modebegeisterte als erstes an spezifische Accessoires oder an eine Handtasche. Dabei braucht es oft weniger, um einem legeren oder auch auffälligerem Outfit einen stylischen Twist zu verleihen. Tucks sind mit wenigen Handgriffen einfach umzusetzen und haben einen großen Effekt auf den Look. Ein weiterer Reiz liegt in der Vielseitigkeit. Wie gesagt, ein Tuck kann mit fast jedem Kleidungsstück kombiniert werden – von T-Shirt über Bluse, Hemd, Pullover oder Jacke. Wichtig ist dabei immer, den »Sweet Spot« zwischen Lockerheit und Gepflegtheit zu finden.
Geplante Lässigkeit – die ungeahnte Vielfalt des Tuckings
Es gibt mehrere verschiedene Arten, den Tuck zu tragen, die je nach persönlichem Stil und Anlass variieren können. Hier sind einige der bekanntesten Varianten.
► French Tuck (Front- oder Mullet Tuck)
Simpel, aber wirkungsvoll – bei diesem Fashion-Hack wird nur die Vorderseite des Oberteils ein Stück in den Hosenbund oder Rock gesteckt. Der Pullover, das Shirt oder auch die Bluse fallen hinten lässig nach unten. Diese Art, Oberteile zu tragen, betont die Taille und balanciert die Proportionen aus. So entsteht aus zwei Pieces ein sehr harmonisches Gesamtbild: Die Silhouette wirkt schmaler und die Beine wirken optisch länger. Besonders zu empfehlen: Oversize-Shirts im Team mit einer weiten Marlenehose. Hier ist französischer Charme inklusive. Als Special-Form des French Tuck wird beim Mullet Tuck zusätzlich die Rückseite ‚aufgeplustert‘.
► Full Tuck
Beim Full Tuck wird das gesamte Oberteil komplett in die Hose oder den Rock gesteckt. Dies schafft einen cleanen und aufgeräumten Look, der für formellere Anlässe oder fürs Business geeignet ist. Es verleiht dem Outfit eine nüchterne Attitüde. Ideal beispielsweise für eine Kombination mit einem dünnen Strickpulli zu einem Bleistiftrock. Auch eine Bluse, welche in einen Bleistiftrock gesteckt werden, glättet optisch den Bauch und betont die Proportionen vorteilhaft, indem sie das das Verhältnis von Taille zu Hüfte hervorhebt.
► Half Tuck (One Side Tuck)
Im Gegensatz zum Full Tuck bezieht sich dieses hemdspezifische Manöver darauf, dass drei Viertel des Oberteils in die Hose oder den Rock gesteckt wird. Der Rest, also eine Lasche oder ein Zipfel, fällt locker darüber. Das Top oder die Bluse kann entweder nur vorne an einer Seite oder in der Mitte eingesteckt werden. Der Half Tuck verleiht dem Look eine lässige Note und vermittelt einen coolen Vibe. Der Half Tuck passt am besten zu übergroßen Grunge-T-Shirts in Kombination mit Boyfriend oder gerade geschnittenen Jeans. Schwupps – im Handumdrehen sieht der klassische Jeans-T-Shirt-Look mit einem Poloshirt oder Flanellhemd ein bisschen anders aus.
► Side Tuck
Beim Side Tuck wird das Oberteil nur auf einer Seite eingesteckt, entweder links oder rechts seitlich. Diese asymmetrische Technik verleiht dem Outfit eine interessante Note und erzeugt einen Blickfang. Perfekt für das Styling: ein Buttondown-Shirt oder eine Bluse. Tipp: Modemutige machen den halb eingesteckten Blazer populär. Wie wäre es mit einem langem Jackett, das nur zu einem Viertel in einen Plisseerock gesteckt wird?
► Cross Tuck
Vom Cross Tuck spricht man, wenn im ersten Schritt das Oberteil auf der Vorderseite in die Hose oder den Rock eingesteckt wird. Im zweiten Schritt werden die Enden überkreuzt, indem sie auf der gegenüberliegenden Seite herausgezogen werden. Dies schafft einen gekreuzten Look und fügt dem Outfit eine kreative Note hinzu.
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► Mushroom Tuck
Hier geht es um die Silhouette – bei dieser Technik wird das Oberteil an den Seiten und an der Rückseite eingesteckt, aber der vordere Teil bleibt locker und über der Hose. Der Name stammt von der ähnlichen Form wie eine Pilzkappe. Kurz: oben massiv und pilzartg, unten straight. Tipp: Der Mushroom Tuck funktioniert am besten mit Grobstrick oder einem Hoodie.
► Low Tuck
Es ist hilfreich, sich das Bild eines Flappers und einer Skaterin vor Augen zu halten, wenn man diesen Look in Angriff nimmt. Die Basis bildet eine tief sitzende Hose und ein eng anliegendes, viel zu langes Oberteil oder Hemd. Das Oberteil wird tief in die Hose oder den Rock eingesteckt – idealerweise unterhalb der Hüften für eine lässige Ästhetik. Tipp: Trage auf der Hüfte hängende Midiröcke, in welche die Bluse nur vorne lose eingesteckt wird oder entscheide dich für eine Low Waist-Leinen- oder Baumwollhose mit XXL-T-Shirt. Übrigens: Victoria Beckham ist die Königin des Low Tucks.
► Navel Tuck
Bei dieser Technik wird das Oberteil nur sehr leicht in die Hose gesteckt – und zwar nur vorne bei der Gürtelschnalle, so dass es knapp über dem Nabel sitzt und eine daumengroße Falte über dem Bund entsteht. Anstatt den gesamten vorderen Teil deines Oberteils in die Hose zu stecken, reichen 2–3 Zentimeter hinter dem Knopf deiner mittelhohen Shorts oder Hose für einen lässig-sportlichen Look. Diese subtile Methode verleiht dem Look eine leichte Eleganz und ist perfekt für einen entspannten, aber dennoch classy Auftritt mit einem Leinenhemd. Gerade kleine Frauen profitieren von dieser Variante. Tipp: Denke daran, den Hemdzipfel und den überschüssigen Stoff an den Seiten des eingesteckten Hemdes nicht zu weit herauszuziehen, damit es nicht zu wuchtig aussieht.
► Tuck & Tie
Besonders im Sommer und beim Night-out das Mittel der Wahl: Einfach die Bluse unten (2–3 Knöpfe) öffnen und aus den losen Enden einen festen Knoten binden. (Funktioniert auch mit Oversize Shirts & Pullis.) Je nach Geschmack kannst du den Knoten aussen tragen oder nach innen drehen, so dass er nicht zu sehen ist. Cool!
Kompakt zusammengefasst: Die 11 gängigsten Tucks auf einen Blick
– French Tuck: Vorderseite des Oberteils in den Bund, Rückseite raus.
– Full Tuck: Hemd, Shirt oder Bluse werden komplett eingesteckt.
– Half Tuck: Drei Viertel des Tops drin, ein Viertel draussen.
– Side Tuck: Nur entweder rechts oder links seitlich einstecken.
– Cross Tuck: Hemdenden überkreuzt in den Bund schieben.
– Double Tuck: Zwei Kleidungsstücke (Bluse und Pulli) kommen in den Bund.
– Hoodie Tuck: Kapuzenshirts kommen in die Hose.
– Mushroom Tuck: Pilzartige Silhouette gestalten, oben voluminös.
– Low Tuck: Oberteil in besonders tief sitzenden Bund einstecken.
– Navel Tuck: Nur daumenbreit unterhalb des Bauchnabels einstecken und Gürtelschnalle betonen.
– Tuck & Tie: Hemdenden knoten, den Knoten nach innen drehen.
Jeder dieser Tuck-Stile bietet eine einfache Chance, dein Outfit aufzuwerten, zu variieren und zu individualisieren. Experimentiere ruhig und entwickle deinen persönlichen Style. Mit wenigen Handgriffen verwandelst du Basics spielend in ein modisches Highlight. Ab jetzt kannst du dein T-Shirt nicht mehr in die Hose stecken,, ohne dir bewusst zu sein, dass du gerade den Full Tuck zelebrierst. Wetten?