Apr 29, 2016

Neapel sehen und sterben – 4 Tage Fashionjagd in der Küstenstadt am Vesuv

Aktualisiert am 5. Oktober 2017

Napoli – schon der Name klingt nach Sonne, Schönheit und purer Lebensfreude. Und irgendwie gilt Neapel seit jeher als magischer Ort – das fängt schon bei Goethe’s schwärmerischem „Vedi Napoli e poi muori“ an. In Deutschland und Frankreich vermutete man in der Stadt im Schatten des Vesuvs sogar die Heimat der Zauberei. Für die Italiener selbst ist die drittgrößte Metropole nach Rom und Mailand ein auf die Erde gefallenes Stück Himmel. Vielleicht sogar der siebte Himmel? Jedenfalls haben sich meine Schwester und ihr Mann dort vor mehr als 10 Jahren unsterblich verliebt. Soviel Schwärmerei war mir letzte Woche eine Reise wert. Ganz im Geist der Neopolitaner stürzte ich mich kurze 4 Tage lang ins wilde, südländische Leben …

Neapel-Panorama

Nichts zu tun ist wie alles zu verlieren …

… sagt ein bekanntes, neapolitanisches Sprichwort. Denn in Neapel geht es darum, dabei zu sein, dazuzugehören und nichts zu verpassen. Zu entdecken gibt’s genug – die ursprüngliche Küche Neapels, das hektisch-geschäftige Treiben in den Straßen, das wilde Gestikulieren der Neapolitaner und die unvergleichliche Landschaft an der Amalfiküste. Kommt mit auf meine Entdeckungsreise – Gasse für Gasse.

Aber passt auf! Die Neapolitaner glauben zwar an Gott, an Schutzheilige und vielleicht auch an Fußballer. Aber nicht an Regeln. In den engen Gassen geht es total chaotisch zu: Vespas, Autos, Lieferwägen, Straßenhändler, Fußgänger – jeder will sich im Verkehr behaupten. Und das Erstaunliche ist, dass es klappt. Keiner hält sich an Vorschriften und trotzdem – oder vielleicht deswegen – funktioniert es. Alles bleibt im Fluss, Fußgänger überqueren einfach die Straße, ganze Autokolonnen bremsen kurz ab und geben wieder Gas. Die Neapolitaner sind wahre Verkehrskünstler. Wie sie das ohne Unfall schaffen, ist mir ein Rätsel. Nur ab und an habe ich ein paar geklebte Seitenspiegel gesehen …

 Mia bella Napoli – Castel Sant Elmo und Shoppen im noblen Vomero

Gleich am ersten Tag zog es mich nach oben zum höher gelegenen Teil der Stadt – nach Vomero. Durch viele typisch neapolitanische Gässchen voller Wäscheleinen und viel Trubel geht es konsequent bergauf in das elegante Viertel. Dort sind die Wohnhäuser vom Liberty-Stil geprägt und durch die erhöhte Lage ist die Luft frischer.

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Auf dem höchsten Punkt des Vomero-Hügels überragt eines der Wahrzeichen von Neapel den ganzen Golf: das Castel Sant Elmo. Gleich an einem der ersten Reisetage Neapel von oben anzuschauen, war ein heißer Tipp meiner Familie. Und es lohnt sich. Ihr könnt mit dem Aufzug auf das Hochplateau der Burg fahren und die atemberaubende Aussicht über die Altstadt, auf den Vesuv und das Meer zu genießen. Bei 24 Grad und strahlendem Sonnenschein spürte ich auf Sant Elmo zum ersten Mal die ganze Faszination dieser Region. Und das war erst der Anfang.

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Denn Vomero ist ein wahres Shopping-Eldorado. In der Fußgängerzone auf der Via Scarletti kann man in edlen Boutiquen, coolen, kleinen Designer-Läden und stylishen Schuhläden gemütlich shoppen. Alles, was hier in den Geschäften hängt, ist extrem hip. Insgesamt geht es in dem auch preislich gehobenem Viertel gemütlicher zu als beispielsweise in der Altstadt. Zwischen den Geschäften findet ihr schicke Bars für einen großen, neapolitanischen Kaffee und frisch gebackene Pastiera oder Sfogliatelle.

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Wer in Vomero günstiger einkaufen will, besucht vormittags den Mercato di Antignano. Auf dem traditionellen Markt in der Nähe der U-Bahn-Station Piazza Medaglie d’Oro bieten Verkäufer lauthals auf Neapolitanisch ihre Ware an, Frauen kramen sich durch die Angebote auf den Wühltischen. Ihr bekommt dort Kleidung, Taschen, Haushaltsartikel und Lebensmittel. Und eine Markthalle mit frischen Lebensmitteln gibt es auch.

Shopping-Tipp: Boutiquen in der Fußgängerzone Via Scarlatti

 
Ma, che `vvuò? – alles, was das Fashion-Herz begehrt: Via Toledo

Ein Muss für alle Shopping-Begeisterten ist die Via Toledo in der Altstadt. Auf der vielleicht längsten Shoppingstraße Neapels direkt im Zentrum gibt es neben Läden internationaler Ketten auch große Kaufhäuser und neapolitanische Geschäfte mit Tradition. Egal, was ihr sucht, hier werdet ihr fündig. Auf eurer Fashion-Tour in dieser Fußgängerzone schlendert ihr an der Galeria Umberto I vorbei, einer architektonisch beeindruckenden Einkaufspassage mit riesiger Glaskuppel, die zum Verweilen und Einkaufen einlädt. Auf dem Boden sind die zwölf Sternzeichen abgebildet: Es heißt, wer sich bei seinem Sternzeichen zweimal um die eigene Achse dreht, darf sich etwas wünschen. Ich hab’s probiert …

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Am Ende der Fußgängerzone trefft ihr auf das feine Caffè Gambrinus im Belle Époque-Stil. Als Treffpunkt von Künstlern, Schauspielern und Individualisten bietet das  schönste Café der Stadt mit direktem Blick auf den Palazzo Reale eine besondere Atmosphäre. Nehmt euch die Zeit und gönnt euch an der langen Theke mit Dolci eine Sfogliatella oder Spezialitäten wie Vesuvio und Babá!

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Wer jetzt noch nicht genug vom Shoppen hat und Designermode sucht, biegt vor dem Caffè Gambrinus in die Via Chiaia ein. Markenboutiquen, Antiquitäten- und Kunsthändler reihen sich hier in Nähe der Uferpromenade Via Caracciolo aneinander. In der sich anschließenden Via dei Mille – der exklusivsten Straße Neapels – steigt das Preisniveau so richtig in die Höhe: Denn hier haben sich Luxusmarken wie Prada, Valentino und Versace angesiedelt.

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Café-Tipp: Caffè Gambrinus, Via Chiaia 1–2

Traditionelle Handarbeit, hochwertige Stoffe – Maßschneider in Neapel

Vielleicht habt ihr das ja auch schon mal gehört: Mailand ist das umschwärmte Gesicht der Fashion-Branche. In Neapel aber liegen Herz und Seele. – so sagt man. Auch, wenn Neapel offiziell nicht als Fashion-Metropole gilt, ist da etwas dran. Denn die Maßschneider in Neapel sind tatsächlich weit über die Grenzen Italiens als Inbegriff des neapolitanischen Stils bekannt. Einer der renommiertesten ist Mariano Rubinacci. Das Traditions-Geschäft für Herren- und Damenmode unterhält eine eigene Schneiderei. In dem Atelier über dem Showroom arbeiten rund 40 Schneider. Gefertigt wird aus hochwertigen Stoffen und mit großer Detailliebe. Der Stil? Schmal geschnittene, saloppe Anzüge mit hoch angesetzten Armlöchern und der typischen Brusttasche.

Fashion-Tipp: Maßanzug bei Rubinacci

 
Ein Abend auf der Piazza – Centro Storico

Wer von Neapel träumt, hat meist das Centro Storico vor Augen, das zum Weltkulturerbe zählt. Ganz in der Nähe der Via Toledo findet ihr in den belebten und engen Gassen alle Widersprüche vereint: Bars neben Kultschreinen, malerische Kirchen, bröckelnde Ruinen und auf fast jeder Piazza Straßenmusiker. Überhaupt spielen die schönen Plätze mit ihren Bars und Cafés die Hauptrolle in Neapel. Vor allem nachts geht es da hoch her. Meine Lieblingsplätze hatte ich schnell gefunden. Schon vor 10 Jahren verabredete sich meine Schwester, die monatelang in Neapel lebte, auf der Piazza del Gesù mit ihren italienischen Freunden. Und bis heute ist der schöne Platz der Treffpunkt am Abend. Dort findet ihr übrigens auch die Kirche Gesù Nuovo mit ihrer aufwändigen Fassade und dem barocken Innenraum. Nebenbei gesagt, hat die Stadt am Vesuv angeblich mehr Kirchen als Rom: 365 – also für jeden Tag eine.

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Eine Gasse weiter stoßt ihr auch schon auf die ebenso stimmungsvolle Piazza San Domenico Maggiore. Dort genieße ich einen Aperol Soda in einer Bar am Platz, lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen und lausche den Klängen der Straßenmusiker … la dolce vita. Gleich dort um die Ecke, liegt übrigens auch die Via San Gregorio Armeno. Auf der sog. Straße der Krippenbauer sieht man das ganze Jahr über fantasievolle Krippen und Miniaturfiguren von öffentlichen Personen – besonders oft sind mir Diego Maradona, der jahrelang für den SSC Neapel spielte, und Angela Merkel aufgefallen.

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Eigentlich weiß man bei einem Spaziergang durchs historische Zentrum nie, wo man zuerst hinschauen soll. Zu viele Reize konkurrieren um den Blick. Und es geht echt eng zu. Straßen-händler bieten lautstark ihre Ware an – oft tolle und hochwertige einheimische Produkte wie Mozzarella di Bufala, den echten Mozzarella, den es nur in dieser Region gibt. Enotecas verkaufen Wein, in der Latteria gibt es Milchprodukte und in der Pasticceria locken bunte Dolci … ein Traum.

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Weggeh-Tipp: Piazza del Gesù
Pizza, Pizza, Pizza – und viel frischer Fisch

Wusstet ihr das? Neapel gilt als die Wiege der Pizza – wobei sich Römer und Neapolitaner seit Jahrzehnten über die Urheberschaft streiten. Die traditionellen Sorten sind „Margherita“ und „Marinara“ –  ich habe in der wohl weltweit bekanntesten Pizzeria in Neapel gegessen: der Pizza Starita. Hier drehte die Neapolitanerin Sophia Loren 1954 den Film “L’oro di Napoli” und machte damit sich und die Pizzeria berühmt.

Auf Empfehlung meiner italienischen Vermieterin Giovanna probierte ich am folgenden Abend den Fisch im Ristorante Mattozzi – romantisch gelegen auf der Piazza della Carità in der Altstadt. Der Pulpo in pikanter Tomatensauce schmeckte hervorragend –  exzellenter Service, sehr guter Hauswein, Rundumblick über die Piazza und Limoncello inklusive. Carpe diem.

Restaurant-Tipps:
Ristorante Mattozzi, Piazza Carità 2
Pizza Starita, Via Materdei

Katastrophen, Kultur und Limoncello – Vesuv und Pompeji

Wenn ihr schon in Neapel seid, schaut euch unbedingt das 25 km entfernte Pompeji an. Große Katastrophen faszinieren und was das angeht, ist Pompeji nicht zu überbieten. Nach dem Ausbruch des Vesuvs im August des Jahres 79 wurde die Stadt aus dem Leben gerissen und „eingefroren“. Ihr könnt durch die alten, römischen Straßen schlendern, über das Forum laufen sowie das Bordell und das Amphitheater anschauen. Plant ruhig etwas mehr Zeit ein, da das Gelände sehr weitläufig ist, meist viel los ist und es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt.

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Mein Tipp: Macht einen Tagesausflug, schaut euch zuerst Pompeji an und fahrt von Pompeji aus mit dem Bus bis an den Krater des Vesuv. Ihr könnt mit der Bahn Circumvesuviana vom Hauptbahnhof an der Piazza Garibaldi in Neapel in ungefähr 30 Minuten bis nach Pompeji fahren – für 2,50 EUR. Von dort seid ihr ihn 5 Minuten an den Ruinen. Danach startet ihr in Pompeji die geführte Bustour zum Vesuv.

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Der geländegängige Bus bringt euch in ca. 50 Minuten bis kurz vor den Krater auf 1182 m, die letzten Meter steigt man zu Fuß hoch. Direkt am Krater erhaltet ihr ein paar Infos zum Vulkan und könnt aus der Ferne die Messstation sehen, über welche der aktive Vulkan täglich kontrolliert wird. Der letzte Ausbruch war 1944 und es kann jederzeit wieder passieren … Mir war bei dem Gedanken und dem Blick in den Schlund des Vulkans etwas mulmig zumute. Aber bei der atemberaubenden Fernsicht weit übers Land und übers Tyrrhenische Meer waren die Zweifel schnell weggewischt. Vielleicht hat aber auch der Limoncello, der auf dem Gipfel verkauft wird, sein übriges getan. Na dann, Prost!

Kultur-Tipp: Museo Archeologico Nazionale – auf 4 Stockwerken zeigt das Archäologische Nationalmuseum viele Mosaike und Fresken aus Pompeji und Herculaneum sowie weitere Skulpturen


Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt  …

… sitzt es sich besonders gut auf der Marina Grande oder wahlweise auf der Piazzetta di Capri im Herzen der Insel der Reichen und Schönen. Es ist ein Genuss in einer der Bars im Schatten des Uhrturmes beim Aperitif zu sitzen. Und dem zugegebenermaßen sehr touristischem Gewusel auf dem Platz zuzuschauen. Nach einem Campari Orange und einem Mozzarella-Toast hab ich mich zu Fuß aufgemacht zum Aussichtspunkt Punta di Tragara.

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Schon nach 100 Metern wird es auf der romantischen Via Tragara ruhiger, denn der Aufstieg ist auf Dauer anstrengend. Vom Aussichtspunkt aus sieht man den Faraglioni-Felsen im Südosten der Insel. Wer länger auf der Insel bleibt, sollte sich die berühmte Grotta Azzurra ansehen. Wie es der Name schon sagt, leuchtet sie dank einer Lichtbrechung in mystisch-gespenstischem Blau.

Capri ist gut zu erreichen: Von der Anlegestelle Molo Beverello am Porto di Napoli fährt man mit der Fähre oder dem Tragflügelboot (Aliscafo) nach Capri. Die einfache Fahrt kostet ca. 20 EUR.

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Insel-Tipp: Grotta Azzurra

Ihr seht, für 4 Tage hatte ich ein ganz schön vollgepacktes Programm. Und, auch wenn ich längst nicht alles gesehen habe, habe ich mich Hals über Kopf verliebt – in diese Stadt voller Licht, Krach, Aberglaube und Lebendigkeit. In dieses unvergleichliche, neapolitanische Lebensgefühl. Bleibt mir nur noch zu sagen: Ciao, ciao bella Napoli. A presto.

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Wart ihr schon mal in Neapel? Wollt ihr auch wieder hin? Liebt ihr die Stadt am Vesuv genauso wie ich?

 

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Meine Liebe zu Mode und Kommunikation hat mich zu Ana Alcazar gebracht – als Texterin & Konzepterin in der klassischen Werbung groß geworden, schreibe ich seit fast 10 Jahren für unser Münchner Designerlabel. Im Redaktionsteam bin ich für alle Corporate-Themen zuständig, außerdem befasse ich mich hier mit aktuellen Trends & meinem Herzensthema Gleichberechtigung,

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