Hola, Sevilla! Lebensfreude pur in Andalusien
“Quien no ha visto Sevilla, no ha visto maravilla – Wer Sevilla nicht gesehen hat, hat noch kein Wunder gesehen” –
…so sagt es ein Sprichwort. Und Sevilla ist tatsächlich wunderbar. Denn die Hauptstadt Andalusiens ist voller pulsierender Lebensfreude und sehr quirlig – nicht nur als Hochburg des Flamencos, sondern auch weil man Essen und Trinken liebt und die Bar als das größte Wohnzimmer der Stadt angesehen wird.
¡Hay que comer! (Man muss was essen!“) und einfach den Tag genießen – schon nach kurzer Zeit wird euch die genussfreudige Kultur mitreißen. Bei einem City-Spaziergang begeistern imposante Bauwerke und die typisch verwinkelten Gassen. An allen Ecken und Enden trefft ihr auf die aufregende Mischung aus spanischer und maurischer Kunst. Irgendwie lauern in dieser Stadt, die so anmutig und stolz ist, überall Geschichten – so ist Sevilla die Heimatstadt des legendären Verführers und Anarchisten Don Juan, der Barbier von Sevilla spielt hier und auch die leidenschaftliche Carmen hat ihren Ursprung in der Stadt an Andalusiens längstem Fluss, dem Rio Guadalquivir. In der ehemaligen Zigarrenfabrik, wo der Legende nach Carmens Story begann, befindet sich heute die Universität. Auch wurde in der andalusischen Metropole Filmgeschichte geschrieben: Tom Cruise und Cameron Diaz kamen für die Dreharbeiten zu „Knight and Day“, auch Teile von „Game of Thrones“ wurden in Sevilla gedreht.
Maurische Tradition und spanische Lebensart.
Na dann mal los. Wenn ihr in Sevilla unterwegs seid, könnt ihr die Altstadt problemlos zu Fuß erkunden. Schöner Nebeneffekt: Nur so findet ihr die besonderen Details, wie zum Beispiel marmorgeschmückte Häuserwände und verzierte orientalisch angehauchte Innenhöfe. Mischt euch unter die Sevillaner und schlendert einfach durch das Stadtzentrum, wo ihr auch die meisten der Sehenswürdigkeiten findet. Ihr könnt mit dem Touristenmagneten starten, der Kathedrale von Sevilla. Im gotischen Stil erbaut, ist sie eine der größten Kirchen der Welt, ein historisches Denkmal und gehört seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Ihr hoher Glockenturm, La Giralda, war vor den christlichen Umbauten das Minarett der Hauptmoschee. Lasst es euch nicht entgehen, die Giralda bis zur Spitze hochzulaufen und genießt den besten Ausblick über ganz Sevilla sowie den Innenhof mit Mandarinenbäumen. Ihr werdet überrascht sein, wie viele Pools auf den diversen Dachterrassen ihr von oben entdecken werdet.
Nach soviel Höhenluft könnt ihr über den Vorplatz direkt zum Real Alcazár weiterziehen, dem beeindruckenden Stadtpalast mit Stuckverzierungen und traumhaft schönen Gärten. Hier werdet ihr euch plötzlich wie im Orient fühlen. Kein Wunder, denn der mittelalterliche Königspalast, der bis heute von der spanischen Königsfamilie als Residenz benutzt war, war ursprünglich eine Festung der Mauren. Das Gebäude blickt auf eine mehr als 1000-jährige Geschichte zurück. Die blühenden Gärten laden zum Lustwandeln und Entspannen ein – eine Oase mitten in der Stadt.
Wenn ihr noch nicht müde seid, macht euch von Alcazár aus auf den kurzen Weg in das historische Viertel Barrio de Santa Cruz, das Sevilla so bekannt macht. In dem ehemaligen Judenviertel – östlich des Alcázars – könnt ihr den Stadtplan beiseite legen und euch durch die verwinkelten Gassen mit den traditionell weiß getünchten Häusern treiben lassen. Achtet besonders auf die Azulejos – das sind Kacheln mit detailreichen Motiven in Blau- und Grüntönen, die Wände, Balkone und sogar Straßenschilder zieren. Die Kunst des Kachelbrennens stammt übrigens noch aus der Zeit der Mauren.
Bummelt durch die vielen kleinen Läden in diesem bunten Viertel und genießt in Bars an idyllischen Plätzen Tapas, Gazpacho, Oliven aus Jaén oder den hervorragenden iberischen Schinken. Dazu einen Sangria oder einen Fino, das ist ein besonders trockener Sherry, der aus der Region kommt. Santa Cruz ist ohne Zweifel das schönste und lebhafteste Viertel in Sevilla – die Location mit den angesagtesten Bars und Bodegas und dem quirligsten Nachtleben. Dieses findet wie in vielen südlichen Ländern zumeist auf der Straße statt. Und auch in Sevilla tummeln sich Nachtschwärmer bis in die frühen Morgenstunden in Santa Cruz, in der Zona Alfalfa oder auf den Promenaden im Parque María Luisa.
Ihr wollte shoppen? Kein Problem. Nur wenige Schritte sind es vom Barrio de Santa Cruz zur Shoppingmeile Sevillas – die Haupteinkaufsstraße Calle Sierpes schlängelt sich durch die Altstadt von Sevilla und trifft auf die Calle Tetuan. Nachmittags und abends stöbern Fashionistas, Einheimische und Urlauber durch die Shops bekannter Labels, bestaunen die Kleider in kleineren Boutiquen oder die Kreationen spanischer Designer wie Victorio & Lucchino.
Hier findet ihr alles, was das Herz begehrt. Besonders die Auswahl an Schuhen und Lederwaren ist bombastisch. Natürlich findet ihr auch einige Traditionsgeschäfte mit einem großen Flamenco-Sortiment. Früh am Abend breiten Straßenhändler ihre Decken aus und bieten mehr oder weniger kitschige Souvenirs an. Kleinkünstler und Musiker erscheinen auf der Szene und machen das Straßenleben noch bunter.
Feuriger Flamenco und Matador als Kindheitstraum
Sevilla gilt als die Wiege des Flamenco. Das ist nicht ganz richtig. Denn der temperamentvolle, stolze Tanz hat seine Ursprünge eigentlich in der maurisch-jüdischen Tradition, die später zusätzlich durch die melancholisch-tiefsinnige Musik der Zigeuner beeinflusst wurde. In Sevilla gibt es Abend für Abend sehr viele Flamenco-Shows. Ihr habt also die Wahl, wo ihr euch die gesungenen und getanzten Geschichten über verflossene Liebe oder Pech im Spiel anschaut und anhört. Besonders schön ist es in der Casa del Flamenco. In kleinerem Rahmen könnt ihr euch in einem pittoresken Innenhof verzaubern und in andere Welten entführen lassen.
Weniger zauberhaft geht es in der berühmten Stierkampfarena in der andalusischen Metropole zu. Auch, wenn ich es überraschend finde, hat der umstrittene Stierkampf bis heute nichts an Popularität verloren. Im Gegenteil: In der Saison bis Ende Oktober strömen die aficionados, die Anhänger des Stierkampfes, in die opulente Arena von Sevilla. Die Plaza de Toros de La Maestranza am Paseo de Crostóbal Colón ist mit 14.000 Plätzen die größte in ganz Andalusien. Mit ihrer weiß-gelben, barocken Fassade und dem auf Säulen gestützten Dach gilt sie als eine der schönsten. Wer als Torero etwas gelten will, muss hier einmal auftreten und wird nach dem Kampf frenetisch gefeiert.
Tatsächlich gilt „Matador“ für viele andalusische Kinder noch als Traumberuf und in Stierkampfschulen trainieren erst 6-Jährige mit Holzattrappen die Bewegungen. Ich persönlich würde mir nie einen Stierkampf anschauen, empfehle euch aber eine Führung durch die Arena sowie einen Besuch im angegliederten Museum über die Geschichte des Sevillaner Stierkampfes. Hier erfahrt ihr einiges über die tiefverwurzelte Tradition und die Regeln des blutigen Schauspiels. Vorsicht: Auch das Museum ist nichts für zart besaitete Seelen! Übrigens finden in der Arena auch Opern-Aufführungen statt, wie zum Beispiel von Georges Bizets´ Carmen.
Wenn euch überhaupt nach Kunst und Kultur ist, besucht unbedingt das Museo de Bellas Artes mit seiner Sammlung vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert.
Gegenüber der Stierkampfarena auf der anderen Seite des Guadalquivir befindet sich das Viertel Barrio de Triana. Besonders abends tummeln sich hier viele junge Leute. Wenn ihr noch weiter am Fluß entlanglauft, trefft ihr auf ein weiteres Highlight: die Plaza de España, einen der schönsten Prunkplätze in Europa. Wie viele weitere Bauwerke in Sevilla wurde auch er anlässlich der iberoamerikanischen Ausstellung von 1929 erbaut. In der Mitte des Platzes mit beachtlichen 31.000 Quadratmetern befindet sich ein Brunnen – gefliest mit den typischen Azujelos-Kacheln, welche in verschiedenen Motiven die Provinzen Spaniens versinnbildlichen.
Hier könnt ihr einen langen Tag vor beschaulicher Kulisse ausklingen lassen. Und noch einmal die Vielfalt dieser unglaublichen Stadt voller Rhythmus, Musik und manchmal auch bewusst inszeniertem Drama auf euch wirken lassen. Oder schon mal Pläne für den nächsten Tag schmieden. Denn es gibt noch viel mehr zu sehen…
Was ihr sonst nicht verpassen solltet.
► Puente del Alamillo
Die Schrägseilbrücke über den Guadalquivir erinnert an eine Harfe und wurde zur Expo 1992 gebaut.
► Museo del Baile Flamenco
Museum des Flamencotanzes, das von der Flamenco-Tänzerin Christina Hoyos organisiert wurde. Vielleicht kennt ihr sie aus dem Flamenco-Film Carmen von Carlos Saura.
► Metropol Parasol
Gigantisches, hypermodernes, architektonisch kunstvolles Sonnendach in organisch geformter Struktur: Wird von den Einheimischen – nach anfänglicher Skepsis _ heute liebevoll als „Las Setas“, also „die Pilze“ bezeichnet.
► Hostería del Laurel
Auf eine Stippvisite zu Don Juan – das Lokal wurde in der Oper Don Giovanni, der italienischen Entsprechung von Don Juan erwähnt.
Kennt ihr Sevilla? Wenn ja, habt ihr euch von der Lebensart begeistern und mitreißen lassen? Schreibt mir gern.