Elliott Sailors – Spiel mit den Geschlechtern
Ein ideales Model ist maximal Anfang 20 und hat die Maße 90-60-90. Meist hat es lange, glatte Haare in einer natürlichen Farbe und symmetrische, ebenmäßige Gesichtszüge. Dieses Bild haben wir wohl alle im Kopf, wenn wir an ein weibliches Model denken. So manches Model wird aber erst richtig erfolgreich, wenn es mit diesen Regeln bricht, wie zum Beispiel Elliott Sailors. Als sie auf die 30 zugeht bleiben ihre Aufträge aus. Das Modelbusiness ist kurzlebig und außer einer Handvoll Topmodels gibt es kaum jemanden, der diesen Beruf auch über 30 oder gar 40 noch so ausüben kann wie er gerne möchte. Schönheit wird oft mit Jugend gleichgesetzt und so wird der Modelnachwuchs immer jünger. Wer „Germanys next Topmodel“ anschaltet sieht sofort, dass von 20 Mädchen vielleicht 3 überhaupt über 18 sind.
Elliott aber gibt sich damit nicht zufrieden. Sie ist erfolgreich als Model und möchte das auch weiterhin sein. Also geht sie einen ungewöhnlichen Weg. Sie verändert für ihren Beruf ihr Geschlecht. Elliott ist keineswegs transsexuell oder in ihrem Körper unzufrieden, für sie geht es dabei nur ums Modeln. Ab sofort arbeitet die eigentlich hübsche und glücklich (mit einem Mann) verheiratete Frau als Männermodel und ist damit erfolgreicher, als sie es davor je war. Sie lässt sich dafür die Haare abschneiden und verzichtet komplett auf Make up.
Die Modeindustrie sucht natürlich immer nach der perfekten Schönheit. Nach hübschen, jungen Frauen mit langen Beinen und langen blonden Haaren. Für Individualität ist da oft kein Platz aber manche Models schaffen es dennoch, für sich eine Nische zu finden, in der sie erfolgreich arbeiten können.
Elliott hat das Problem mit dem Alter umgangen, denn das spielt bei Männermodels keine so große Rolle, aber was können andere weibliche Models tun, um auch jenseits der 30 noch erfolgreich zu arbeiten? Leider zwingt einen die Branche dazu, möglichst lange jung auszusehen. Nur wenige schaffe es aus ihrem Alter eine Tugend zu machen und wie Carmen Dell’Orefice auch noch mit 80 für absolute Top Designer zu arbeiten. Sie ist ebenfalls ein extremes Beispiel und definitiv eine Ausnahme.
Was macht also ein Model nach seiner Karriere, wenn es zwar für dieses Business zu alt, vom Rentenalter aber noch weit entfernt ist? Die wirklichen Topmodels wie Heidi Klum, Naomi Campbell und Co. Hören nie wirklich auf, Models zu sein. Sie bleiben meist in der Öffentlichkeit, egal ob nun mit eigenen Castingshows, als Schauspielerinnen oder Designerinnen. Viele Models, die in jungen Jahren zwar erfolgreich, aber eben keine Topmodels waren, kehren nach ihrer Modelkarriere in ihren alten Beruf zurück oder erlernen einen neuen. Was man oft in Interviews liest ist, dass die Models die Branche als sehr oberflächlich empfunden haben und meist froh sind, wenn sich nach ihrer Karriere einen Beruf ausüben können, in dem sie nicht auf ihre langen Beine reduziert werden und in dem sie auch geistig gefordert sind.
Wer es wirklich will und bereit für drastische Veränderungen ist, der kann wie Elliott Sailors einen Weg finden, auch über 30 erfolgreich im Modelbusiness zu arbeiten. Ich finde diesen Mut bewundernswert. Oft ist es aber vielleicht gar nicht das Schlechteste, die Modelkarriere als einen Abschnitt zu sehen und danach einen neuen Weg zu gehen.
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