Flanking – Knöchel sind das neue Dekolleté
Beine, Taille oder Dekolleté – dass Mode je nach Schnitt und Material den Blick auf bestimmte Körperregionen lenken kann, ist kein Geheimnis. Und auch, dass Trends sich ändern können, wissen wir: War gerade noch hochgeschlossen angesagt, ist in der nächsten Saison ein tiefer Ausschnitt das Maß aller Dinge sind. In den 90ies beispielsweise liebten Modefans bauchfrei. Wer aber hätte gedacht, dass die Köchel in den Fokus der Designerinnen und Designer sowie Fashionistas geraten würden? ‚Flanking‘ heißt das Zauberwort dazu, das aktuell aus dem Styling nicht mehr wegzudenken ist.
Was ist Flanking?
Freie Knöchel sommers wie winters – das ist Flanking. Das Kunstwort setzt sich aus »flashing« (dt. aufblitzen) und »ankle« (dt. Knöchel) zusammen. Man sagt dem Trend nach, dass er sich aus der Sneaker-Szene heraus entwickelt hätte, da dicke Socken und überlange Hosen den typischen Stil der schicken Schuhe und auch den Komplett-Look verderben. Ganz sicher ist das aber nicht.
Die Modegeschichte fördert es zutage: Flanking als Statement für Geschlechtergleichheit
Wirft man einen Blick in die Modegeschichte, zeigt sich, dass die Knöchel enger mit Geschlechterrollen verbunden sind, als wir vielleicht ahnen: Frauen waren bis ins 20. Jahrhundert angehalten, sittlicherweise die Knöchel zu bedecken. Männer hingegen trugen Knickerbocker und Culottes, besonders 7/8-Hosen waren bei den Herren besonders beliebt. Geht es also um patriarchale Strukturen spielte der Knöchel durchaus eine Rolle – selbstbewusste Frauen wie Audrey Hepburn brachen das Tabu und trugen Hosen in 7/8-Länge. So gesehen ist die aktuelle Knöchelfrei-Welle ein gutes Zeichen im Hinblick auf die gesellschaftliche Entwicklung hin zu gelebter Gleichberechtigung.
Unten ohne – darum ist der Knöchel-Exhibitionismus so beliebt
Nackte Fesseln zu zeigen, liegt schon länger im Trend, es wird gekrempelt, gecropped und Socken werden auf ein Minimum reduziert. Dabei spielt der Sneaker-Trend als Turbo für das Flanking eine besonderes Rolle. Sneakers sind salonfähig und aus dem Nachtleben wie der Business-Welt nicht mehr wegzudenken. Manager:innen unterstreichen ihre geschäftliche Handlungsfähigkeit mit Anzug und reinweißen Nikes. Nachtschwärmer:innen betonen ihre Coolness mit den neuesten Sneaker Modellen von adidas. Outdoor-Queens verleihen ihren lässigen Looks mit VEJAs das i-Tüpfelchen. Socken würden das Bild nur stören, so wurden sie auf ein Minimum reduziert. Denn: Die hübschen Sneakers sollen die volle Aufmerksamkeit bekommen.
Beine werden optisch gestreckt
Socken unterbrechen die optische Linie zwischen Bein und Schuh und verkürzen damit visuell die Beine. Lässt du sie weg und bleiben die Knöchel frei, kannst du optisch ein paar Zentimeter hinzumogeln. Denn die Knöchel sind sehr schmal und wirken – stark betont – umso zierlicher. Das wirkt sich auch positiv auf dein gesamtes Outfit aus – egal, ob für den Casual Friday oder das Night-out.
Knöchelfrei stylen – so geht’s!
Wenige Zentimeter freie Haut zwischen Schuh und Kleidungsstück und doch soviel Zauber – so werden nackte Knöchel in Szene gesetzt:
► Basis-Look
Nichts ist einfacher als das. Du kannst mit deiner Lieblingshose anfangen und diese für maximale Lässigkeit zwei- bis dreimal umkrempeln – nach oben selbstverständlich. Lasse dabei zwischen Oberkante Schuh und Unterkante Hose 3–5 Zentimeter Luft, verzichte auf deine Socken oder wähle Füßlinge. Je nach Jahreszeit kannst du einen Layering-Look aus Rolli, Kurzjacke und Midi-Mantel oder einfach ein Top dazu kombinieren.
► Cropped Pants oder Culottes als natürliche Teammates
Was liegt näher als eine Cropped Pants oder Culottes, um den Trend in Szene zu setzen? So kannst du mühelos entspannte Flanking-Office-Outfits kreieren. Deine bürotaugliche Erscheinung mit freiem Knöchel steht und fällt mit der Wahl deiner Schuhe. Mules oder geschlossene Schnürer in Kombination mit einer Bluse plus Jacket lassen dein Unten-ohne-Ensemble besonders seriös erscheinen. Du kannst aber in den meisten Branchen für einen gelungenen Büro-Look problemlos weiße Sneakers kombinieren. Beim Night-out tauschst du diese gegen Pumps oder raffinierte Heels plus Pailletten-Top und profitierst von gefühlt längeren Beinen.
► Midikleider- und röcke unterstreichen den Ankle-Freestyle
Auch für Kleider-Fans ist es ein Leichtes, die Knöchel zu Schau zu stellen: Kombiniere ein Midikleid mit Sneakers oder Ballerinas, verzichte auf die Socken und ergänze nach Gusto ein stylishes Fußkettchen.
Wer bekommt kalte Füße?
Cool bleiben, ohne zu frieren – es gibt Stimmen, die Flanking als Gesundheitsrisiko einstufen. Und ohne Zweifel ist etwas dran, denn früher waren es Moon Boots oder Lammfellschuhe, die uns im Winter begleitet haben – und nicht Sneakers. Erhöht Flanking also das Erkältungsrisiko? Wenn du richtig frierst, ‚Ja‘. Denn Frieren versetzt deinen Körper in Stress und das führt dazu, dass Viren leichtes Spiel haben. Wenn du also ohnehin am Kränkeln bist, solltest du dein Immunsystem nicht noch zusätzlich mit kalten Knöcheln belasten. In diesen Phasen verzichte also besser auf den coolen Style und entscheide dich für dicke Socken. Und in den Phasen, in denen du dich fit fühlst, sorge einfach dafür, dass du am Oberkörper genügend Schichten trägst – Mütze und Schal inklusive.
Kompakt zusammengefasst: Die Dos & Don‘ts beim Flanking
Dos
- • Hosenbeine nach außen-oben krempeln
- • Socken weglassen
- • Fesseln zeigen
- • Bei kühlen Temperaturen: Sneaker-Einlegesohlen aus Lammfell
- • Im Sommer: Finish mit Fußkettchen
- • Midikleider kombinieren
- • Culottes und Cropped Pants tragen
- • Layering-Looks
- • Hochkrempeln und abschneiden
- • Wärmende Crèmes und Fußbäder im Winter
Don‘ts
- • Fesseln verstecken und kleiner wirken
- • Business-Looks ausklammern
- • Im Winter Flanking ausschließen
- • Minikleider kombinieren
- • Maxikleider kombinieren
- • Culotte mit Stiefeletten tragen
- • Dicke Socken oder Strümpfe zu Sneakers
- • Wollstrumpfhosen
- • Bei Erkältung ‚flanken‘
- • Mütze vergessen – sie sorgt für Wärme von oben
