Jan. 24, 2025

Strong, Stronger, Power Dressing!

„Coco Chanel gab den Frauen Freiheit, Saint Laurent gab ihnen die Power“

_Pierre Bergé

 

Kein Geringerer als Yves Saint Laurent war es, der 1966 für das Comeback des Kleidungstückes sorgte, das für Power Dressing schlechthin steht: den Hosenanzug. ‚Le Smoking‘ für Damen setzte das fort, was 1911, inspiriert durch den Designer Paul Poiret initiiert wurde. Damals weitgehend unbeachtet. Erst in den 1930ies trugen die großen Damen des Films wie Marlene Dietrich erstmals überhaupt Jacket und weite Hosen. In den 50ern aus den Dresscodes für Frauen verbannt, schlug 1966 dann endlich die Stunde für Power Dressing – als Symbol für Emanzipation und Gleichberechtigung.

 

Power Dressing Nadelstreifen Look von Ana Alcazar


Worüber sprechen wir eigentlich? Power Dressing ist …

… wörtlich übersetzt, nichts anderes als ein ‚starkes Outfit‘. Dahinter aber steckt die eigentliche Botschaft: Kleidung, die so gewählt ist, dass sie weibliche Stärke, Selbstbewusstsein, Handlungsfähigkeit und Erfolg ausdrückt. Letztlich also Empowerment. Und das wiederum kann für jede Frau etwas anderes bedeuten. Es wäre also viel zu eng gedacht, Power Dressing nur im Business zu tragen, denn es geht um Selbstausdruck – wie eigentlich immer in der Mode.

Historisch gesehen war das anders, denn Power Dressing entwickelte sich aus dem Wunsch von Frauen, durch Kleidung ernst genommen zu werden. Eine bestimmte Art, sich zu kleiden, war schon im alten Rom ein Mittel, um seinen Einfluss zu demonstrieren – beispielsweise waren Gold und Violett nur bestimmten Menschen mit gesellschaftlichem Status vorbehalten. Mitte der 70er Jahre ließen immer mehr Frauen die Rolle als Hausfrau hinter sich und starteten berufliche Karrieren – Lebenswege, die vorher ausschließlich Männern vorbehalten waren. Damit veränderte sich auch die Mode. Die emanzipierte Frau eroberte nicht nur die männlich dominierte Arbeitswelt, sondern orientierte sich an auch an deren Kleidungsstil: Verspielte Blumenmuster wurden zunehmend von Nadelstreifen oder unifarbenen Looks in dunklen Tönen abgelöst. Hochgeschnittene Oberteile lagen im Trend. Fließende Schnitte wurden durch maskulin angehauchte Cuts ersetzt und später in den 80er Jahren prägten Schulterpolster das Bild.

 

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Mai Toyokawa ☕️ (@maitoyokawa)

 

Die bis dahin als feminin geltende schmale Silhouette wurde durch breite Schulterpolster ersetzt, die Kragenform des Blazers veränderte sich. Hosen wurde gerade geschnitten und mit einem Midwaist-Bund versehen, mit der Zeit rutschte dieser stärker in Richtung ‚Taille‘. Überhaupt waren die 80ies das Jahrzehnt des Power Dressings. Nirgendwo fanden sich so viele Elemente aus der Männergarderobe in weiblichen Outfits – bewusst gewählt von Frauen, die teilhaben wollen an der Gestaltung von Business und der Welt.  Von Frauen, die zeigen wollen, ich bin handlungsfähig und stark und kann mich in einer von Männern dominierten (Berufs-)Welt durchsetzen. Von Frauen, die den Männern gleichgestellt werden wollten. Stilikonen wie Lady Di oder Madonna sowie Politikerinnen wie Margaret Thatcher trugen Blazer mit großen Schulterpolstern und weite Anzughosen mit Slippers oder Oxford Schuhen. Julia Roberts nahm im Herrenanzug Preise entgegen. ‚Zieh dich für den Job in der Führungsriege an, den du haben möchtest‘ – so könnte das ungeschriebene Motto gelautet haben.

 

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von No Moderation (@no_moderation)

Power Dressing im Wandel der Zeit

Seither hat Power Dressing sich längst etabliert und weiterentwickelt. Streetstyles und Runway-Shows warten immer wieder mit neuen Interpretationen des Power Suit aus den 80ies auf: aus Leder gefertigt, oversized, schmal geschnitten, in leuchtenden Farben, mit Nadelstreifen oder Hahnentritt-Muster, mit Signature-Silhouette und natürlich mit Schulterpolstern. Power Dressing funktioniert auch mit Kleidern oder Jumpsuits und ist nicht nur auf den Hosenanzug beschränkt. Kleidung ist immer ein Statement und auch, wenn sich die Zeiten geändert haben, ist selbstbewusstes Auftreten nach wie vor ein Plus. Die Wahrheit ist: Power Dressing kommt nicht aus der Mode. Empowerment ist auch aktuell wichtig – in Zeiten der Gender Pay Gap, der Gender Pension Gap und der Gender Leadership Gap sollten sich Frauen stark fühlen und wissen, was sie können und was sie wollen. Berühmte Power Dressing Vertreterinnen wie Lady Gaga, Phoebe Philo im Hosenanzug, Victoria Beckham mit ihrem XL Blazer oder Amal Clooney in ihrem Bleistiftrock machen es vor.

 

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein von @street_style_fashion_lover geteilter Beitrag

 

Dein Auftreten. Dein Erfolg.

Dressed for success – wie du Kleider im Job stylen kannst, um alle schlagenden Argumente auf deiner Seite zu haben, erfährst du im großen Ana Alcazar Businesskleider-Guide.

 

Was steckt dahinter? Die Psychologie des Power Dressings

Beim Power Dressing geht es nicht nur um vorteilhaftes Aussehen, sondern auch darum, sich sicher und wohlzufühlen – und damit Selbstbewusstsein zu vermitteln. Nichts kann die Ausstrahlung schneller zunichte machen als Kleidung, an der wir ständig zupfen, um sie zurecht zu rücken. Oder Looks, in denen wir uns wie verkleidet und nicht authentisch fühlen. Das gilt schon im privaten Umfeld, aber noch stärker im beruflichen Kontext. Dort wird von Führungskräften Sicherheit, Ruhe und Besonnenheit erwartet. Die strategische Wahl des Outfits spielt im beruflichen Umfeld eine entscheidende Rolle. Denn sie hilft Frauen, komplexere soziale Situationen und widersprüchliche Anforderungsprofile zu meistern – und Präsenz zu zeigen.

 

 

Wenn du beispielsweise ein Team-Meeting leitest, kann der richtige Look nicht nur die Selbstwahrnehmung, sondern auch die Wahrnehmung durch andere positiv beeinflussen. Damit ist Power Dressing weit mehr als ein Trend. Diese Art, sich zu kleiden, kann als strategischer Ansatz der Welt zu begegnen, gelesen werden. Dieser beeinflusst im beruflichen Kontext nicht nur die Selbstwahrnehmung, sondern auch die Wahrnehmung durch andere. Denn nur, wer überzeugt ist, kann auch andere überzeugen und von einer Idee begeistern oder für eine Strategie gewinnen. Damit hat es Auswirkungen auf dein Selbstvertrauen, deine Glaubwürdigkeit und letztlich auf deinen Erfolg in einem Unternehmen.


Wahrnehmung von Kompetenz und Führungsqualitäten

Ob es uns gefällt oder nicht: Es ist erwiesen, dass Kleidung die Wahrnehmung von Kompetenz (mit-)beeinflusst. Beispielsweise wird angenommen, dass jemand mit formellem Kleidungsstil eher zu abstraktem Denken neigt, sachorientierter, objektiver und durchsetzungsstärker ist. Das belegt u.a. eine Studie von Sandra M. Forsythe, die im Journal of Applied Social Psychologie veröffentlicht wurde. Arbeitgebende wurden befragt, wie sie die Eignung der Bewerbenden abhängig von ihrer Kleidung einschätzen. Das Ergebnis? Je maskuliner die Outfits, desto höher wurden Skills wie ‚Durchsetzungsvermögen‘ oder ‚angemessene Aggressivität‘ bewertet – und damit stieg die Chance, eingestellt zu werden. Legere oder besonders feminine Looks werden oft mit Kreativität und einer gewissen ‚Flirrigkeit‘ gleichgesetzt. Jede von uns gibt mit ihren Looks immer ein Statement ab. Auch mit Kleidung kann man nicht nicht kommunizieren. Allerdings variiert Power Dressing in verschiedenen Branchen und Unternehmenskulturen. Das kann in einer Werbeagentur anders aussehen als im Corporate Umfeld. Die feinen Nuancen der Dresscodes in der eigenen Firma zu verstehen, kann helfen, deine Autorität und Authentizität zu wahren.

 



Achte bei deinem Power Dressing Look auch die Auswahl der Farbe

Farben haben eine psychologische Wirkung:

► Schwarz: Steht für Raffinesse und Autorität – beliebt im Kontext von Führungsaufgaben

► Rot: Vermittelt Energie und positiven Spirit – ideal für Präsentationen

► Orange: Steht für Enthusiasmus und Innovation – erzeugt Begeisterung

► Gelb: Symbolisiert Kreativität und Optimismus – für Branchen, in denen Kreativität gefragt ist

► Blau: Signalisiert Seriosität und Zuverlässigkeit – fördert Vertrauen

 

Weiblichkeit als Karrierestopper?

Wir lieben feminine Outfits. Aber zur richtigen Gelegenheit. Im beruflichen Kontext ist es dennoch ratsam, sich bewusst mit der Wahl und Wirkung des eigenen Looks auseinander zu setzen. Mehr dazu findest du in unserem Beitrag auch hier auf dem Blog.


Typische Merkmale des Power Dressings

Der Kleidungsstil starker Frauen ist selbstverständlich individuell. Aber es gibt ein paar Leitlinien, die klassisches Power Dressing ausmachen – und auch diese haben sich im Laufe der Zeit verändert.

Strukturierte Anzüge, maskuline Schnitte, Schulterpolster und klare Linien gezogen von Blusen, Blazern und Bleistiftröcken machen den Stil aus, der Stärke, Kompetenz und Souveränität ausdrücken soll. Auch leicht taillierte Schnitte können sehr professionell wirken. Klassische Farbtöne wie Schwarz, Grau, Marineblau, und Beige werden häufig mit Akzentnuancen wie Rot, Bordeaux, oder Dunkelgrün getragen. Qualitativ hochwertige Stoffe wie Wolle, Tweed, Seide oder Baumwolle symbolisieren Langlebigkeit und Seriosität. Zu den klassischen Pieces zählen Hosenanzüge, Blazer und knielange Röcke genauso wie schlichte (Hemd-) Blusen oder hochgeschnittene Oberteile.

 

 

‚Starke Outfits‘ reloaded

Die Idee hinter Power Dressing bleibt, aber die Looks entwickeln sich immer weiter und das Ur-Outfit mit weit geschnittenen Hosenanzügen und maskulin geschnittenen Silhouetten bekommt neue Einflüsse. Blazer beispielsweise können sowohl bauchfrei als auch oversized getragen werden und lassen sich mit Shorts, schmalen Chinos oder weiten Hosen kombinieren. Starke Farben wie Pink oder Türkis sind auch im Business salonfähig genau wir lange Röcke.

Das stilsichere Spiel mit Materialien kann einem Power-Outfit den letzten Schliff verleihen. Fakt ist: Nur, wer sich in seinem Outfit authentisch fühlt – und das ist das Entscheidende –, strahlt auch die gewünschte Stärke aus. Hinzu kommt, dass die Grenzen zwischen ‚männlicher‘ und ‚weiblicher‘ Kleidung immer mehr verschwimmen – auch das nimmt Einfluss auf die Power-Looks. Spätestens seit der Pandemie vereinen trendige Power Looks gelungenen Stil mit Komfort. Kreationen, die Bewegungsfreiheit lassen, stehen hoch im Kurs. Mehr denn je gestaltet sich Power Dressing individueller und die Palette an Möglichkeiten wird breiter. Power Dressing heute ‚imitiert‘ nicht mehr ausschließlich maskuline Looks, sondern unterstreicht Selbstwirksamkeit durch echten Ausdruck von persönlicher Haltung, Stärke und Individualität. So gelingt es, auf Basis deiner Persönlichkeit, deiner Fähigkeiten, deiner Werte sowie deiner Expertise eine persönliche Marke zu kreieren. Was also macht deine Personal Brand aus und wie sieht sie aus?

 

 

Wie wäre es mit einem pinkfarbenen Top unter dem klassischen schwarzen Hosenanzug? Oder mit Wide Leg Hosen und Chunky Loafers zum perfekt geschnittenen Blazer? Besser noch: Mit der vielgesehenen Jeans-Blazer-Kombination mit einem schlichten Hemdbluse? Deiner Kombinationsfreude sind keine Grenzen gesetzt, denn echte Power entsteht aus dem modischen Ausdruck des Eigenen und Authentizität.

 

5 Tipps für dein persönliches Power Dressing & Personal Branding

Investiere in hochwertige Kleidungsstücke, die perfekt geschnitten sind und zu deinem Figurtyp passen.

Bleibe deinem Stil treu, wahre Professionalität und kreiere deine eigene Marke.

Wähle Farben, die mit deiner persönlichen Marke übereinstimmen.

Entscheide dich für ein komfortables Outfit, das sich den ganzen Tag über gut anfühlt.

Setze Accessoires zurückhaltend ein, da Schlichtheit häufig als seriös wahrgenommen wird.

 

 

Power Dressing: Dos & Don’ts

Dos

  • •  Gutsitzende Kleidung wählen
  • •  Den eigenen Typ professionell unterstreichen
  • •  Neutrale Töne mit Akzentfarben kombinieren
  • •  Klare Schnitte bevorzugen
  • •  Blazer tragen
  • •  Minimalismus is Key
  • •  Auf Details achten
  • •  Authentisch kleiden, sich nicht ‚verkleiden‘
  • •  Gepflegtes Erscheinungsbild
  • •  Pumps, Loafers, Stiefeletten, Sneakers

 

Don’ts

  • •  Overdressing
  • •  Materialien, die knittern oder billig aussehen
  • •  Freizügige Gesamtlooks
  • •  Minis, Transparenzen oder tiefes Dekolleté
  • •  Grelle Farben
  • •  Wilde Designs
  • •  Einengende Kleidung
  • •  Zu hohe Absätze
  • •  Accessoires Overload
  • •  Die Firmenkultur ignorieren

Diesen Artikel jetzt teilen!

von

Meine Liebe zu Mode und Kommunikation hat mich zu Ana Alcazar gebracht – als Texterin & Konzepterin in der klassischen Werbung groß geworden, schreibe ich seit fast 10 Jahren für unser Münchner Designerlabel. Im Redaktionsteam bin ich für alle Corporate-Themen zuständig, außerdem befasse ich mich hier mit aktuellen Trends & meinem Herzensthema Gleichberechtigung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert