Die passende Kleidung zur Vernissage – dein Look mit Ausstrahlung
Wie lebendig ist die Kunstszene in deiner Stadt? Wie viele Galerien oder coole Locations mit Street-Art, Konzeptkunst, Skulpturen oder beeindruckenden Gemälden hast du schon besucht? Kunst kennt schier endlose Ausdrucksformen, die inspirieren, begeistern, zum Nachdenken anregen und manchmal schlicht nicht in Raster zu zwingen sind. Vielleicht ist es deswegen nur konsequent, dass es für Vernissagen offiziell keinen festgeschriebenen Dresscode gibt. Aber irgendwie stellen wir uns doch, wenn wir auf eine solche feierliche Ausstellungseröffnung eingeladen sind, unweigerlich die Frage: Was soll ich bloß anziehen? Welche Kleidung passt für einen Ort, an dem Künstler:innen, Galerist:innen und Kunst-Liehaber:innen zusammentreffen?
Was genau ist eine Vernissage?
Kunst erleben – eine sog. Vernissage ist die Eröffnung einer Ausstellung, bei der zeitgenössische Künstler:innen einem geladenen Publikum ihre Werke präsentieren. Meist findet dieses Opening im kleinen Kreis statt. Kuratierende, Fördernde, der Künstler oder die Künstlerin, Galerieinhabende und Sammler:innen kommen zusammen, um sich über die ausgestellte Kunst auszutauschen und natürlich auch, um sie zu erwerben. Für die Kunstschaffenden selbst hat der Abend eine große Bedeutung: An diesem Tag oder Abend macht sich die Kunst- und Kulturszene einen Eindruck von dem aktuellen Oeuvre. Die Rezensionen und Feedbacks bestimmen, wie erfolgreich die Ausstellung verläuft und wie das Werk in der Öffentlichkeit ankommt.
Woher kommt eigentlich der Name?
Der Begriff ‚Vernissage‘ stammt aus dem Französischen: ‚Le vernis‘ heißt übersetzt ‚der Firnis‘ oder ‚Lack‘. Vernissage bedeutet also so viel wie ‚Überziehen mit Lack oder Firnis‘. Und das hat einen ganz praktischen Ursprung. Denn Künstler:innen, die hauptsächlich mit Öl gemalt haben, haben früher ihre Gemälde mit einer schützenden Lackschicht überzogen, bevor sie ausgestellt wurden. Dies sollte sie vor dem Vergilben bewahren und dauerhaft haltbar machen. Das war der Schlusspunkt der kreativen Arbeit und das Werk konnte der Öffentlichkeit präsentiert werden – einen Anlass, den Kunstschaffende schon damals gern im Freundeskreis feierten.
Kein offizieller Dresscode, aber ein paar ungeschriebene Regeln
Kunst ist frei – sie ist bunt, kreativ und unberechenbar. Alles ist möglich und es gibt keine Limits. Handwerkliche Präzision, eine innovative Idee, die besondere Farbwahl – manchmal wissen wir als Betrachtende selbst nicht genau, warum eine Installation oder ein Action Painting unseren Nerv trifft. Aber intuitiv lieben wir das ein oder andere Werk. Jeder Kunstschaffende vereint eine Community von Gleichgesinnten hinter sich und meist ahnst du schon, bevor du auf die Veranstaltung gehst, was du erwarten kannst und wer sich dort tummelt. Genau das kann dir bei der Wahl deines Outfits für die Vernissage helfen. Eine Vernissage ist ein Event, bei dem ästhetisches Empfinden eine große Rolle spielt. Vielleicht ist es dir ja wichtig, bei aller Kunstfreiheit stilistisch nicht völlig aus dem Rahmen zu fallen?
Stell dir dazu im Vorfeld des Events einfach folgende Fragen:
- • Welche Werke werden vorgestellt – klassisch, modern, Konzeptkunst?
- • Wo findet die Vernissage statt?
- • Wann findet der Event statt?
- • Was ist über den Künstler und seine Community bekannt?
► Hinweis durch die Kunstrichtung
Die Kunst entscheidet – Silhouetten, Ästhetik und Colours prägen die Kunst und auch dein Outfit. Ob du dir coole Newcomer ansiehst, einen Avantgarde-Artist besuchst oder ein Fashion-Fotos von Bloggern betrachten willst, macht einen Unterschied in Sachen Publikum und Style. Von Grunge über ‚Verspielt‘ bis hin zu ‚Nobel‘ oder ‚Schlicht‘ ist je nach Kunstrichtung alles denkbar. Du kannst davon ausgehen, dass bei moderner Kunst die Gäste in extravaganterem Stil erscheinen, wohingegen bei klassischen Kunstformen auch ein ebensolcher Kleidungsstil bevorzugt wird.
► Wie wird die Kunst bewertet?
Da, wo sich Kunstsammler:innen und Geschäftsleute tummeln, die in Kunst investieren möchten, wird sich das im Dresscode niederschlagen. Wie hoch werden also die Exponate gehandelt? Werden sie als Wertanlage eingeschätzt? Ist letzteres der Fall, wirst du auf der Vernissage auch vermehrt Anzüge und Kostüme bei den Geladenen sehen.
► Hinweis durch die Location
Auch die Location spricht Bände. Handelt es sich um eine coole kleine Hinterhof-Galerie in Berlin oder eine Pracht-Vernissage am besten Platz in München? In Neukölln kannst du sicher mit Jeans und Shirt auftauchen, während in Schwabing ein Kleid stilechter sein kann. Checke also im Vorfeld den Veranstaltungsort, um deine Kleidung für die Vernissage zu bestimmen.
► Hinweis durch die Uhrzeit
Abends können Looks generell extravaganter oder glamouröser ausfallen als tagsüber. Findet die Ausstellungseröffnung also am Vormittag statt, ist vermutlich ein legerer Style angedacht. Bei einer abendlichen Vernissage kannst du auch mit einem ausgefeilten Outfit aufwarten.
► Wer ist die Künstlerin oder der Künstler?
Last but not least: Meist begeistern sich Menschen für Menschen mit ähnlichen Werten und Lebenshaltungen. Es gibt also eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass viele Gäste den Geschmack des oder der Kreativen teilen – in jedem Fall aber gut finden. Das kann dir bei der Entscheidung für dein Vernissage-Outfit helfen.
The artist is present – dein Styling mit Klasse
► Das passende Outfit für die Vernissage rund um moderne Kunst
Für den Fall, dass du auf Nummer sicher gehen willst, gibt es einen klaren Tipp für dich: Business Casual. Einfarbige Sommerkleider in Midi- oder Maxilänge mit einem schmalen Blazer, Hemdblusen- oder Wickelkleider, Zweiteiler oder Jumpsuits mit Sneakers, Jeans mit XXL Jacket, coolem Top und Loafers. Elegant, aber nicht zu nobel, zurückhaltend, dabei nicht zu kurz oder zu entspannt. Bedenke bei der Schuhwahl, dass du bei einer Ausstellungseröffnung meistens stehst. Wenn du das mit Stilettos bewältigen kannst, steht dem nichts im Wege. Mit einem natürlichen Make-up, das deinen Typ unterstreicht, steht deinem gelungenen Vernissage-Abend nichts im Wege.
► Best dressed zur Ausstellung klassischer Gemälde
Du bist auf eine Vernissage geladen, auf der Porträts auf Leinwand der Öffentlichkeit präsentiert werden? Dann ändert sich damit auch das interessierte Publikum und damit die Kleidung. Gestalte deinen Gesamt-Look gern klassischer als du das bei moderner Kunst machen würdest. Ein Etuikleid mit Pumps oder ein Kleid in A-Linie mit Kurz-Blazer sind eine gute Wahl. Bei einer besonders hochkarätigen Vernissage mit populären Gästen aus Kunst und Kultur kannst du einen glamourösen Style mit einem edlen Abendkleid kreieren. Wedges oder High Heels dazu und die Kunst genießen.
► Immer eine gute Idee: Der Minimalismus der Kreativszene
Monochrome Styles in Schwarz sind seit jeher in der Kreativszene ein Statement für Unabhängigkeit und Individualismus. Minimalistisch, weder over- noch underdressed und doch mit viel Klasse und Eigensinn. Schwarz ist die Farbe der Existenzialisten, der Avantgarde und der Intellektuellen. Geradlinige Cuts, Bundfaltenhosen, Culottes oder Midiröcke sind im Team mit dem klassischen schwarzen Rolli ein absolutes Match. Schwarze Schnürer, Loafers, Stiefeletten mit gröberen Sohlen oder kultige Doc Martens sind stilecht. Setze ggf. auf eine individuelle Note mit farbigen Sneakers, ausgefallenen Boots mit Prints oder einer Clutch sowie Statement-Schmuck.
► Individuelle Styles für experimentelle Kunst-Schauen
Werden auf der Ausstellung explizit künstlerische Stile neu interpretiert, darf auch dein Look experimentierfreudig und progressiv sein. Du kannst hier die ganze Klaviatur der Mode spielen – von Jeans oder Marlenehose und T-Shirt über Printkleider im Boho-Stil bis hin zu kurzen Miniröcken mit Nietendetails mit Combat Boots oder Paillettenröcken mit schlichten Top oder edlen Blusen. Abends kannst du gern etwas extravaganter auftreten oder auf besondere Accessoires setzen, wie beispielsweise rote Stiefeletten. Je nach Kunstform bist du auch im Athleisure-Style mit Jogger adäquat angezogen.
How to behave: Kein Codex, aber ein Gebot der Höflichkeit
Vermutlich bist du nicht jeden Tag auf einer feierlichen Ausstellungseröffnung unterwegs. Um sich auf diesem Parkett souverän zu bewegen, gibt es ein paar Dinge, an die du denken kannst.
► Statistisch schauen Besucher:innen im Metropolitan Museum of Art in New York im Schnitt 32,5 Sekunden auf ein Exponat. Nimm dir Zeit und Muße, um die ausgestellte Kunst zu betrachten. Schließlich steht sie im Mittelpunkt. Die Vernissage ist die Gelegenheit, sich wirklich mit Kreationen auseinander zu setzen.
► Wenn du länger vor einem Objekt oder einer Videoinstallation verweilst, achte darauf, dass auch andere Gäste noch einen Blick auf das Bild werfen können.
► Komm‘ ins Gespräch – kaum ein Anlass macht es dir leichter, dich mit anderen auszutauschen: Nutze die Gelegenheit, dich mit anderen auszutauschen und dich über einzelne Objekte oder die Vernissage an sich zu unterhalten.
► Selbst, wenn dir die Exponate so gar nicht gefallen – respektiere die kreative Leistung des Künstlers oder der Künstlerin. Halte dich mit exzessiver Kritik in dem Rahmen zurück.
► Du hast brennende Fragen rund um das Werk, möchtest beispielsweise Aktionskunst verstehen oder einordnen können? Nutze die Chance, der Künstlerin oder dem Künstler deine Fragen zu stellen. Vergiss aber nicht, dass auch andere Gäste einen Rede-Slot haben möchten.
► Und zum Schluss: Erst die Kunst, dann die Party.
Kompakt zusammengefasst: Deine Kleidung zur Vernissage – Dos & Don`ts
Dos
- • Business Casual
- • Hosenanzüge, Jumpsuits, Kleider
- • Monochrome Outfits
- • Style an der Kunst der jeweiligen Vernissage orientieren
- • Stilvoll, gepflegt, bequem
- • Tageszeit beachten
- • Sich selbst stilistisch treu bleiben
- • Loafers, Stiefeletten, Pumps, Sneakers, Plateaus
- • Statement-Accessoires wie Clutch oder lange Halsketten
- • Kunstsinnige Akzente wie bspw. Schuhe mit floralem Print
Don’ts
- • Den Geist der Vernissage komplett ignorieren
- • Overdressed – eine Vernissage ist keine Gala
- • Underdressed – ohne den nötigen Respekt für den Event
- • Sich verkleiden
- • Zu viel Glitzer und Glamour
- • Zu casual oder zu schrill
- • Unangemessene Statements auf Shirts
- • Extrem freizügige Outfits
- • Große Taschen oder Rucksäcke
- • Unbequeme Schuhe